War es versuchteR Mord?

Hammerschläge gegen den Kopf

von Redaktion

Wegen versuchten Mordes muss sich seit gestern eine Frau aus Thailand (54) vor Gericht verantworten. Sie hatte in Gars am Inn mit einem Hammer auf ihren vermutlich schlafenden Lebensgefährten (58) eingeschlagen.

Traunstein/Gars – Die Frau schlug nachts in der gemeinsamen Wohnung mit einem Stahlhammer auf ihren alkoholisierten Lebensgefährten ein – möglicherweise, als dieser nichtsahnend im Bett schlief. Der Mann überlebte die mindestens sechs Schläge mit leichten Blessuren.

Das Schwurgericht Traunstein mit Vorsitzendem Richter Erich Fuchs wurde gestern mit ebenso wechselnden wie widersprüchlichen Aussagen der Beteiligten konfrontiert. Das Urteil wird am Freitag, 12. Januar, erwartet.

Die Frau, 1990 nach Deutschland gekommen, und der 58-Jährige hatten sich 2011 in Mönchengladbach kennengelernt. Wegen ihrer Eifersucht, so sagte er aus, kam es zur Trennung. 2014 zog er nach Bayern und habe die kranke Frau 2015 zu sich geholt, um sie zu „heiraten“. Er sei vorwiegend für den gemeinsamen Lebensunterhalt und ihre Krankheitskosten aufgekommen. Nach einem harmonischen Jahr flammten alte Konflikte wieder auf. So wollte der Mann die Freundin, wie er vor Gericht freimütig einräumte, loswerden – notfalls per Rechtsanwalt. Sie ging aber nicht.

Die Angeklagte lieferte eine andere Version. Sie gab an, er habe ihr Geld – um die 100000 Euro – „versoffen und in Puffs verprasst“, ebenso einen Lottogewinn von fast 8000 Euro. Der 58-Jährige habe getrunken, in den Monaten vor der Tat häufig Bars besucht, sich in eine Bardame verliebt und die Rumänin (34) für ein paar Tage zu sich eingeladen. Die Frau sollte in Kürze eintreffen.

Das Paar hatte am 29. April 2017 nach dem Abendessen im Schlafzimmer ferngesehen. Laut Anklage schlief der 58-Jährige, als ihn gegen 22.15 Uhr die Schläge mit dem 31 Zentimeter langen Stahlhammer trafen. Motiv laut Staatsanwalt war: Der Mann wollte sich wegen der anderen Frau von der Angeklagten trennen. Deshalb habe sie ihn töten wollen.

Die 54-Jährige schilderte, sie habe gegen 22.15 Uhr das TV-Programm mittels Fernbedienung wechseln wollen. Der Mann sei aufgewacht, habe gedacht, sie wolle sein Handy kontrollieren und sei aggressiv geworden. Sie habe Angst gehabt, als er ihr hinterherging. Sie habe den auf einer Ablage vor der Schlafzimmertüre platzierten Hammer zu fassen bekommen und mehrmals zugeschlagen. Richter Fuchs betonte, bei der Polizei habe die Angeklagte das Geschehen anders erzählt. Unter anderem habe sie gesagt: „Ich musste ihm zuvor kommen – bevor er mich umbringt.“

Nach dem letzten Schlag versteckte sich die Angeklagte in die Küche. Das Opfer flüchtete zu einem Nachbarn (68), der den Rettungsdienst alarmierte. Die 54-Jährige ließ sich kurz danach widerstandslos festnehmen.

Ein Mühldorfer Kripobeamter berichtete, er habe das Opfer zunächst nicht vernehmen können. Der 58-Jährige habe die Klinik schon verlassen gehabt, um die andere Frau in München abzuholen. Später habe der Mann den Sachverhalt, der der Anklage zugrunde liegt, berichtet. Die Polizei notierte den Satz: „Im Schlaf wurde ich durch einen Hammerschlag gegen den Kopf geweckt.“

Wie viele Schläge es waren, weiß das Opfer nicht. Die Angeklagte stand mit einem Hammer neben ihm. Er wollte aus dem Schlafzimmer gehen, sie versperrte die Tür. Weitere Hiebe schlossen sich in der Küche an. Dass er am ganzen Kopf blutete, merkte der 58-Jährige erst beim Nachbarn. Ärzte versorgten die sechs Platzwunden. Das Opfer konnte zwei Monate nicht zur Arbeit gehen, fühlt sich „psychisch nicht mehr auf der Höhe“: „Ich kann nachts nicht schlafen.“ Aus der neuen Liebe wurde übrigens nichts. Die Rumänin ist zurück in ihrer Heimat.

Der Nachbar beschrieb das Paar als „unauffällig“. In der Tatnacht läutete der 58-Jährige bei ihm Sturm und rief: „Ich habe geschlafen, sie hat mir ein paar Mal einen Hammer draufgehauen – wie oft, weiß ich nicht.“ kd

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