Ramerberg – Aktuelle Diskussionen über Tierwohl, den Glyphosat-Einsatz oder die Düngeverordnung sorgen für zunehmenden Einfluss auf die Landwirtschaft. Das betrifft auch die Halter von Rindern der Rasse der Holstein. Bei der Mitgliederversammlung des Zuchtverbandes Schwarzbunt und Rotbunt Bayern standen neben diesen Themen auch Neuwahlen zum Verbandsausschuss sowie Ehrungen auf dem Programm. Die Veranstaltung wurde erstmals von der Bezirkszuchtgenossenschaft Oberbayern Mitte und Niederbayern gemeinsam abgehalten und fand im Gasthaus Bichler in Ramerberg statt.
In seinem Bericht gab Zuchtleiter Lorenz Leitenbacher einen Überblick über das Jahr 2017. Er zeigte unter anderem die Entwicklung des Butterpreises auf, der extrem gestiegen ist. Wurden 2016 im Einzelhandel noch um die 90 Cent für das Stück bezahlt, lagen die Preise 2017 bei bis zu 2,50 Euro. Das habe Auswirkungen auf den Milchpreis. Blieben die Preise auf diesem Niveau, müsse man überdenken, das Zuchtziel in Richtung Fett zu ändern.
Einflüsse auf die Rinderhalter kämen derzeit insbesondere von Gesellschaft und Politik. „Es wird den Betrieben nicht leichter gemacht“, so Leitenbacher. Der Milchmarkt befinde sich in einem Auf und Ab. Doch es seien nicht nur die Preise, sondern auch psychischer Druck, der so manchen Landwirt zum Aufgeben bewegen werde. Ein zentrales Thema: Glyphosat. Laut Leitenbacher sei die Befürchtung, der Stoff könne krebserregend sein, eindeutig wissenschaftlich widerlegt.
Auch die Düngemittelverordnung werde „massive Konsequenzen“ auf die Landwirtschaft haben. Leitenbacher ist überzeugt, dass die Preise für Flächen enorm steigen werden. Seine grundsätzliche Kritik: „In der Politik verabschiedet man sich leider zunehmend von wissenschaftlicher Betrachtung, es geht mehr um gefühlte Meinungen.“ Daher sei es auch für den Holstein-Verband wichtig, sich der Diskussion zu stellen. Man müsse zeigen, dass man eine moderne Tierhaltung betreibe und es den Kühen in den Betrieben gut gehe.
Leitenbacher präsentierte auch Zahlen aus dem Verband. Demnach sind zwar die Stückzahlen im Verkauf im Vergleich zu 2016 leicht gefallen, bessere Preise stabilisierten jedoch den Umsatz. Als „Sorgenkind“ bezeichnete er den Preis bei Kuhkälbern. Insgesamt, so sein Fazit, sei 2017 aber „ganz gut gelaufen“. Bei den Beständen schwarzbunt zeigte sich mit 38854 Kühen eine deutliche Vergrößerung (+2092). Einen derartigen Sprung konnte man bei der Leistung von 9338 Kilogramm Milch allerdings nicht verbuchen (-34). Bei Rotbunt seien die Kuhzahlen mit 4784 stabil (+94), die Milchmenge mit 8887 Kilogramm aber deutlich zurückgegangen (-53). Man befinde sich im bayernweiten Durchschnitt aller Zuchtgebiete aber noch auf einem guten Niveau.
Der Zuchtleiter ging außerdem auf die Fortschritte der genomischen Selektion sowie die Erstellung neuer Zuchtwerte ein. Den Zuchtwert „Futtereffizienz“ stellte er zur Diskussion. Es könne nicht der richtige Weg sein, die Holstein-Kuh zu leicht zu machen.
Fritz Lutzenberger, Vorsitzender des Zuchtverbands, stellte Maria Gumpold aus Ainring im Landkreis Berchtesgadener Land vor, die kürzlich ihre Stelle als neue Außendienstmitarbeiterin für Oberbayern angetreten hat. Außerdem bedankte er sich bei Martin Sigl, Ausschussmitglied und Zweiter Vorsitzender, der aus privaten Gründen nicht mehr zur Wahl stand. Als Anerkennung für seinen zehnjährigen Einsatz bekam Sigl einen üppig gefüllten Geschenkkorb überreicht.
Turnusmäßig standen dann auch die alle fünf Jahre stattfindenden Wahlen der Ausschussvertreter auf der Tagesordnung. Insgesamt werden in ganz Bayern acht Mitglieder gewählt, zwei in Franken, drei in Schwaben und drei in Oberbayern. Weil die Versammlung in Ramerberg eine von dreien in Oberbayern war, wurden auch nur ein Ausschussvertreter sowie sein Stellvertreter gewählt. Das Rennen machte Johannes Mundigl aus Taufkirchen an der Vils, sein Stellvertreter wurde Thomas Müller aus Kolbermoor.
Anschließend wurden noch Betriebe mit besonderen Leistungen ausgezeichnet. Die beste Herdendurchschnittsleistung erzielte Thomas Müller aus Kolbermoor, gefolgt von Adolf Bell aus Tuntenhausen, Simon Schmuck aus Reichertsheim und Johannes Mundigl aus Taufkirchen an der Vils. Bei der besten Lebensleistung wurden auf den ersten beiden Plätzen die Kühe Almflor und Elvira von Martin Sigl aus Glonn ausgezeichnet.