„Ein Mördertrio auf dem Schafott“

So geschah der Mord: „Mach‘ auf, aus ist‘s mit mir!“

von Redaktion

Sehr detailliert schildert Helmut A. Seidl in seinem Buch „Ein Mördertrio auf dem Schafott“ die Hintergründe zu dem Mord in Obertaufkirchen. Eine Zusammenfassung.

Obertaufkirchen – Auf einer Einöde im oberbayerischen Obertaufkirchen zog im Frühjahr 1853 ein neuer Bauer ein: der 44-jährige Peter Aschmaier. Seine Heirat mit der Hoferbin Maria, die am 26. April 1853 geschlossen wurde, sollte sich für ihn aber als verhängnisvoll erweisen. Das lag an der Braut. Maria war zehn Jahre jünger und die Stieftochter des Altbauern Martin Holzheier. Dieser war es auch gewesen, der ihr fortwährend zugeredet hatte, doch den Peter Aschmaier zum Mann zu nehmen.

Schnell wurde

aus fehlender Zuneigung Hass

Der besaß nämlich ein Vermögen von 1200 Gulden. (…) Maria Aschmaier, die neue Bäuerin, merkte aber schnell, dass sie und ihr Mann nicht zueinander passten. Es häuften sich Zwistigkeiten und Streitereien und die geringe Zuneigung, die sie anfangs noch empfunden haben mochte, schlug allmählich in blanken Hass um.

Marias Abneigung gegen Peter Aschmaier teilten alsbald die Holzheier’schen Eheleute. Die beiden Austrägler wurden nämlich vom Schwiegersohn ständig zu mehr Mitarbeit angehalten. Daher war er auch bei ihnen nicht mehr gelitten. (…) Der Bäuerin und ihren Eltern wurde zusehends bewusst, dass mit Peter Aschmaier der falsche Mann auf den Hof gekommen war und es so nicht weitergehen konnte. Das Trio beriet sich eingehend, wie man ihn wieder loswerden könnte. Der Gedanke an eine Scheidungsklage wurde schnell wieder verworfen, da – so die Altbäuerin – das Ganze viel zu viel kosten würde.

Erster Mordversuch schlug fehl

Im August 1853 besuchte das Austrägler-Ehepaar dann die Tochter Martin Holzheiers aus dessen erster Ehe: die nicht weit entfernt lebende, verheiratete Christina Karlinger. Dabei beklagte der Alte die ehelichen Missverhältnisse in Weinberg und meinte, es wäre wohl das Beste, „wenn der Peter aus der Welt geschafft würde“. Christina erwiderte, es gäbe da bestimmt ein paar „Lumpen“, die das machen würden, wie zum Beispiel den Binder Kammerer in Wambach. (…)

Auf dem Weinbergerhof tagte darauf erneut der dreiköpfige Familienrat. Diesmal kam man überein, den schon lange gehegten Mordgedanken in die Tat umzusetzen und Peter Aschmaier durch den besagten Fass- und Besenbinder Michael Kammerer umbringen zu lassen. (…) Er selber, so Kammerer, wolle die Tat nicht begehen, wohl aber sein Kumpan Denkl, der zugleich ein Wildschütz sei. Als Mordlohn forderte Kammerer 100 Gulden. Die Frauen aber meinten, drei Karolin wären „auch genug“. Umgebracht werden sollte Peter Aschmaier tags darauf beim Nachhauseweg von einem Wirtshaus- beziehungsweise Kirchweihbesuch in Weidenbach. (…)

Als dann die Aschmaiers spätabends von Weidenbach zurückkehrten, trat aus einem Gehölz am Wegesrand plötzlich eine dunkle Gestalt hervor, richtete eine Pistole auf den Bauern und drückte ab. Doch die Waffe versagte! Der Mann hatte aber blitzschnell ein zweites Terzerol zur Hand und konnte damit einen Schuss auf Aschmaier abfeuern. Der wurde jedoch nur leicht verwundet und hieb nun seinerseits mit einem Stecken auf den Angreifer ein, sodass dieser – es war natürlich Denkl – mit dem Ausruf „Ich komm schon noch mal!“ das Weite suchte.

Kein Mord auf dem Feld, weil der Altbauer um Pferde fürchtete

Bedauerlicherweise ignorierte Peter Aschmaier die Warnung; den Anschlag auf sein Leben stufte er als Raubversuch ein und so brachte er den missglückten Überfall auch nicht zur Anzeige bei der Gendarmerie. Bei dem Fehlschlag wollten es aber insbesondere die Bäuerin und ihre Mutter nicht bewenden lassen. Selbst die Gewissheit, inzwischen in „gesegneten Umständen“, also schwanger zu sein, brachte Maria Aschmaier nicht davon ab, den Mordplan am Vater ihres ungeborenen Kindes weiter zu verfolgen. (…)

Am 3. Oktober kamen Denkl und Kammerer vormittags nach Weinberg. Denkl war jetzt mit einer Flinte bewaffnet und wollte den Bauern gleich bei der Feldarbeit erschießen. Dagegen protestierte jedoch der Altbauer aufs Schärfste, „weil die schönen Pferde scheu werden könnten!“

Auf Vorschlag Maria Aschmaiers sollte das blutige Geschäft abends erfolgen, wenn ihr Mann aus Rattenkirchen zurückkehre. (…) Das schien nun allen der geeignetste Plan zu sein und so warteten die gedungenen Mordgesellen zunächst in einem Versteck im Kuhstall auf den Aufbruch des Bauern nach Rattenkirchen. Bis dahin wurden sie von Maria Aschmaier und ihrer Mutter heimlich mit „Suppe und Erfrischungen“ verköstigt. (…)

Die Mörder noch

mit Suppe versorgt

Gegen neun Uhr abends traf der Bauer, der ein zu reparierendes Wagenrad mithilfe eines langen, dicken Prügels zur Schmiede in Rattenkirchen gerollt hatte, wieder zu Hause ein. Mit diesem Knüppel auf der Schulter näherte er sich arglos der Eingangstür. Da stand plötzlich Denkl vor ihm, der sofort aus seinem mit Schrotkugeln geladenen Gewehr auf ihn schoss. Aschmaier wurde in den linken Arm, der dadurch gleich gelähmt war, und in die Brust getroffen. Dort durchbohrte ein Schrotstück Magen, Darm und Leber, weitere Splitter blieben im Körper stecken.

Dennoch vermochte sich der Schwerverletzte, der zunächst zu Boden gegangen war, wieder aufzurappeln. Er sprang auf die Gred (Stufe an der Haustür, Anm. d. Red.), hämmerte wie wild an die Haustür und forderte sein Eheweib lautstark auf, ihn einzulassen: „Mach auf, aus ist’s mit mir!“ Das hörte die sehr wohl, wie sie ja auch den Schuss mitbekommen hatte. Maria Aschmaier und ihre Mutter harrten nämlich in der Wohnstube bei verriegelten Fenstern und Türen auf das, was wohl geschehen werde.

Da die zwei Frauen dem kurzen, aber desto heftigeren Drängen des Angegriffenen nicht nachgaben, konnten sie minutenlang mithören, wie der Bauer vor der verschlossenen Haustür um sein Leben kämpfte. Peter Aschmaier wehrte sich nun mit dem Knüppel gegen Denkl und den hinzugekommenen Kammerer, der ebenfalls einen Prügel schwang. Durch „fortgesetzte Schläge mit dem eisernen Laufe seiner Flinte“ gelang es Denkl, „den Peter Aschmaier zu Boden zu strecken und ihm die Hirnschale zu zerschmettern, was dessen sofortigen Tod zur Folge hatte“.

Die Zitate stammen größtenteils aus der zeitgenössischen Tagespresse.

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