Zum Tage

SUR = Scharf und reflexartig

von Redaktion

Es war wie ein Drücken auf den Alarmknopf: Stellvertretender Landrat Dieter Kannengießer hatte in der Sitzung des Kreisausschusses die Einbindung der SUR (Arbeitsgemeinschaft Stadt- und Umlandbereich Rosenheim) bei der Erstellung eines Radwegekonzeptes kaum angeregt, da stieg bei Landrat Wolfgang Berthaler der Blutdruck kräftig. Ohne explizit erwähnt zu werden, war der jüngste Streit um die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes zwischen Stadt und Landkreis Rosenheim plötzlich wieder gegenwärtig. Berthaler hatte in diesem Zusammenhang kürzlich ein erhebliches Mitverschulden der SUR für Verzögerungen ausgemacht, für die er sich nicht die Verantwortung in die Schuhe schieben lassen wollte. Ihr Missfallen über derlei Äußerungen posaunte die Stadt postwendend ziemlich deutlich in Richtung Landratsamt und erwähnte suffisant, in den zuständigen Gremien habe Berthaler kein Wort über dieses Problem verloren.

Die Friedenspfeife zwischen den Kontrahenten schien schon fast geraucht, wäre da nicht Kannengießers Antrag gewesen. Tief Luft holend, ignorierte Berthaler konsequent alle aus dem Gremium kommenden Schweigeappelle und nahm Fahrt auf. Er sei Landrat von 46 Landkreis-Gemeinden, nicht nur „einiger elitärer“. Auch der Kreistag vertrete den gesamten Landkreis, ließ er die versammelte Runde wissen, die sich eines kollektiven Schmunzelns nicht zu erwehren vermochte.

Konnte ihn zunächst nichts und niemand bremsen, siegte nach offenbar gewaltiger Kraftanstrengung am Ende doch das diplomatische Gen in Berthaler. Selbstverständlich säßen die SUR-Gemeinden mit am Tisch, wenn er das Thema Radwegekonzept demnächst in einer Bürgermeister-Dienstbesprechung auf die Tagesordnung setze. Genauso, wie es Kannengießer angeregt hatte. SUR dient seit gestern jedenfalls auch als Maßeinheit für die Reaktion des Landrats, wenn in Diskussionen die Rede von diesem Zusammenschluss ist: scharf und reflexartig.

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