Kleine Tüftler mit großen Ideen

von Redaktion

Firma Kathrein und Hochschule richten Regionalwettbewerb für junge Forscher aus

Rosenheim – Jeder kennt es, fast jeder hasst es: Wäsche falten ist eine lästige Alltags-Aufgabe. Das haben sich auch Annalena, Katharina-Louise und Lena vom Annette-Kolb-Gymnasium in Traunstein gedacht. Also haben die elfjährigen Schülerinnen einen praktischen Helfer für die Hausarbeit entwickelt: Die „pfiffige Faltmaschine“ auf Lego-Basis legt automatisch T-Shirts zusammen. Dafür gab es einen ersten Preis beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ in Rosenheim.

Bereits zum zweiten Mal richtete das Unternehmen Kathrein zusammen mit der Hochschule Rosenheim den Regionalwettbewerb für junge Forscher aus. Mitmachen konnten Kinder und Jugendliche ab der vierten Klasse bis 21 Jahre. Jungforscher bis 14 Jahre gehören der Kategorie „Schüler experimentieren“ an, Tüftler ab 15 Jahren machen bei „Jugend forscht“ mit. Sie alle konnten als Einzelperson, in Zweier- oder Dreierteams antreten. Das Forschungsthema durften sie frei wählen. Es musste aber einem der Fachgebiete Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik oder Technik zuzuordnen sein.

Der Regionalwettbewerb in Rosenheim, bei dem knapp 100 junge Forscher aus dem südostbayerischen Raum teilnahmen, fand über zwei Tage an der Hochschule statt. Bevor es zur Preisverleihung ging, präsentierten die jungen Tüftler ihre insgesamt 62 Projekte in einer Ausstellung.

Im Foyer des S-Baus der Hochschule herrscht geschäftiges Treiben. An der Wand- und Fensterfront reihen sich kleine Stände mit technischen Gerätschaften, Zeichnungen und Skizzen. Davor stehen Kinder und Jugendliche, die den Besuchern ihre Ideen erklären oder Versuche vorführen. Zwischendrin kurvt ein auffälliges Gefährt: der zwölfjährige Johannes vom Johannes-Heidenhain-Gymnasium Traunreut hat sein Kettcar mitgebracht. Zusammen mit seinem Projektpartner Mark hat er es ganz schön aufgemotzt: Neben diversen Scheinwerfern haben sie ein System eingebaut, das einen Warnton abgibt, kurz bevor man mit einem Hindernis kollidiert. Rund zwei Jahre hat die Arbeit gedauert. „Ich habe das Kettcar damals nur bekommen, weil wir mein Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk zusammengelegt haben“, erzählt der junge Mann. Sonst wäre das Gerät viel zu teuer gewesen. Auch einen Anhänger gibt es zum Gefährt. Damit kann Johannes daheim seinen Eltern helfen und Dinge transportieren. Und klar, selber fahren kann sein Kettcar auch bald. Der Motor liegt schon einsatzbereit in einer Kiste.

Noch viele weitere Projekte sind in der Ausstellung zu bestaunen: Zwei Mädchen vom Maria-Ward-Gymnasium Altötting lassen die Besucher ihre selbsthergestellte Zahnpasta testen. Eine Gruppe von der Mittelschule Garching an der Alz untersucht, warum Ananas das Müsli bitter macht. Die 18-jährige Romana Schweiger vom Ignaz-Günther-Gymnasium Rosenheim zeigt in ihrem Projekt, wie eine eigene Trinkwasserversorgung für Stephanskirchen aussehen könnte. Schüler der Realschule Trostberg testen in einem Modellversuch, wie man im Zugverkehr Energie sparen kann. Buben von derWalter-Mohr-Realschule Traunreut haben selbst eine Luftdruckrakete und eine Dampfmaschine gebaut.

Kein Wunder, dass es bei der Preisverleihung jede Menge Lob für die jungen Forscher gab. Professor Dr. Roland Gabriel, Leiter Technologiemanagement bei Kathrein, bezeichnete die Projekte als „sehr beeindruckend“. Er zeigte sich insbesondere fasziniert davon, wie die jungen Menschen heute ganz selbstverständlich mit komplexen Technologien wie etwa der Computerprogrammierung umgingen. Professor Dr. Herbert Thurner von der Hochschule betonte, dass die deutsche Volkwirtschaft von der Ingenieursleistung lebe. Daher sei es wichtig, das Interesse an den sogenannten „MINT“-Fächern zu fördern. Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner hob die Vorreiterrolle Bayerns als „Gründerland“ hervor und wünscht sich ein „Sillicon Valley“ der Alpen. Den jungen Forschern wünschte er, dass sich einige der Ideen auch umsetzen lassen. Für ihn war klar: „Mit dieser tollen, engagierten Jugend hat Bayern eine gute Zukunft.“

Dass sie am Ende einen ersten Preis mit nach Hause nehmen, damit haben Annalena, Katharina-Louise und Lena mit ihrer „pfiffigen Faltmaschine“ nicht gerechnet. „Wir wollten einfach etwas machen, wovon jeder auf der Welt etwas hat“, erzählt Annalena. „Wenn man dadurch weniger Arbeit hat, hat man zum Beispiel mehr Zeit für die Familie“, ergänzt Katharina-Louise. Nun wollen sich die Drei für den Landesentscheid rüsten. Einige Ideen haben sie schon. „Wir wollen die Faltmaschine so umrüsten, dass sie verschiedene Größen an T-Shirts falten kann“, berichtet Lena.

Die Preisträger

Einen ersten Preis in der Kategorie „Schüler experimentieren“ haben erhalten: Annalena Böhmer, Katharina-Louise Friesdorf und Lena Schmidt (Annette-Kolb-Gymnasium Traunstein) für „Die pfiffige Faltmaschine“; Jakob Endemann (Ignaz-Günther-Gymnasium Rosenheim) für das Projekt „Riding Oiler“; Mathias Lahr (Chiemgau-Gymnasium Traunstein) für „Wie lange schwimmen Papierboote?“; Louis Einsiedler (Ludwig-Thoma-Gymnasium Prien) für das Projekt „Gitarrentrainer mit schneller Fourier-Transformations-Schwingungsanalyse“.

Einen ersten Preis in der Kategorie „Jugend forscht“ haben erhalten: Christina Schachner (Johannes- Heidenhain-Gymnasium Traunreut) für das Projekt „Green Energy“; Lisa Maria Kastenhuber (Ignaz-Günther-Gymnasium Rosenheim) für „Schwingende Weingläser“; Lilly Albisser, Alexander Grammer und Nico Kießl (Staatliche Realschule Trostberg) für „Energiesparen beim Zugfahren – der Versuchszug T.i.e.R.“; Noah Dormann (Chiemgau-Gymnasium Traunstein) für das Projekt „Materialprüfung für Elastomere“.

Gewinner des Schulpreises: Mittelschule Garching.

Das Ignaz-Günther-Gymnasium Rosenheim wurde für die Auszeichnung „Bayerische Forscherschule des Jahres 2018“ nominiert.khe

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