Kommentar

Das Traunstein-Trauma

von Redaktion

In Zeiten, in denen der Begriff interkommunale Zusammenarbeit mehr als nur eine hohle Worthülse sein sollte, markiert der aktuelle Knatsch zwischen den Landkreisen Rosenheim und Traunstein einen neuen Tiefpunkt in den Beziehungen der Nachbarn. Zugegeben: Der Blick in die Historie zeigt, dass sie sich auch unter den Vorgängern der Landräte Wolfgang Berthaler und Siegfried Walch noch nie als Musterbeispiel für ein optimales politisches Klima aufgedrängt haben, dennoch: Der Streit ums Streuobst hat das Zeug zu einer Politposse mit dem Titel „Das Traunstein-Trauma“, die ihresgleichen sucht. Statt Beifall gibt es für die Hauptdarsteller bei diesem Stück allerdings nur Kopfschütteln zu ernten.

Haben Berthaler und Walch mit ihren zuständigen Gremien die Fusion der beiden Tourismusverbände zum Nachteil der Region vor einiger Zeit bereits krachend an die Wand gefahren, hakt es jetzt bei einem Betrag von weniger als 800 Euro pro Monat. Die müsste jeder der beiden Landkreise in den nächsten fünf Jahren aufbringen, um die Zukunft der Streuobstverwertung in der Region auf qualitativ hochwertige Beine zu stellen und Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Unglaublich, dass sich zwei Landräte bei einer vergleichsweise lächerlichen Summe nicht im Vorfeld von Entscheidungen in den zuständigen Gremien auf dem kurzen Dienstweg abstimmen und so ein weiteres Desaster in einem eh schon schwierigen Beziehungsgeflecht abwenden können. Ganz abgesehen davon, dass man aufgrund des Zwistes Fördermittel der EU für ein Projekt, dessen Sinnhaftigkeit keiner der beiden bestreitet, einfach auf der Straße liegen lässt.

Das Fallobst hätte zu einem zarten Band der Annäherung werden können, jetzt droht es eher zum Geschenk für alle Fastenprediger zu verkommen, die in den nächsten Wochen bei den Starkbierfesten in der Region auftreten. So viele Äpfel können in fünf Jahren gar nicht von den Bäumen fallen, wie Berthaler und Walch ihnen schon wieder Stoff liefern.

Artikel 6 von 11