Rosenheim/Traunstein – In einer gemeinsamen Erklärung haben die Landräte der Landkreise Rosenheim und Traunstein, Wolfgang Berthaler und Siegfried Walch, zusammen mit Gisela Sengl, der Vorsitzenden der Streuobstinitiative Chiemgau (SIC), dementiert, dass es bei der angestrebten Biozertifizierung von heimischem Streuobst unterschiedliche Auffassungen gibt. Die entsprechende Berichterstattung in den OVB-Heimatzeitungen habe man „mit großem Unverständnis“ und „äußerst irritiert“ zur Kenntnis genommen, heißt es in der Erklärung, die gestern veröffentlicht wurde. „Es gibt in dieser Sache überhaupt keinen Dissens zwischen den Landkreisen Rosenheim und Traunstein“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Landräte unterstützten weiterhin gemeinsam die Biozertifizierung von Streuobst in der Region. Derzeit liefen Gespräche, wie eine Kooperation umgesetzt werden könne.
Das sei auch das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Landrat Siegfried Walch, der SIC-Vorsitzenden Gisela Sengl, dem Vorsitzenden der Leader-Gruppe „Chiemgauer Seenplatte“, Pittenharts Bürgermeister Sepp Reithmeier, dem Vorsitzenden des Landschaftspflegeverbands Traunstein, Markus Fröschl, und dessen Geschaftsführer Jürgen Sandner. Der Landkreis Traunstein sei bereit, die beim Landschaftspflegeverband anfallenden Zertifizierungskosten bis zu einem Betrag von 2000 Euro pro Jahr zu übernehmen sowie Personalkosten bis zu einer Höhe von 3000 Euro jährlich zu schultern.
Sengl steht laut Erklärung zu Walchs Vorschlag, das Projekt über die Landschaftspflegeverbände abzuwickeln, und bringt ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die angestrebte Kooperation mit Rosenheim zustandekommt.
Als nächsten Schritt wird sich der Landschaftspflegeverband Traunstein nach einschlägigen EU-Normen zertifizieren lassen. Danach sollen Nutzungsvereinbarungen mit interessierten Streuobstwiesen-Besitzern abgeschlossen werden. Sie können weiterhin ihre Bestände selbst bewirtschaften, müssen jedoch die Regeln des ökologischen Landbaus einhalten. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf chemische Spritzmittel und Kunstdünger sowie eine sparsame Verwendung von Gülle.
Dazu Landrat Siegfried Walch: „Wir stehen nach wie vor hinter der Bio-Zertifizierung von Streuobst. Unser Vorschlag ist, dass der ohnehin schon mit der Materie eng vertraute Landschaftspflegeverband Traunstein dieses Projekt in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Rosenheim umsetzt.“
Auch Wolfgang Berthaler hebt die Bedeutung des Streuobstes hervor. „Ebenso wie auf Traunsteiner Seite gibt es auch bei uns Überlegungen, diese Aufgabe dem Landschaftspflegeverband zu übertragen, um dann gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten. Allerdings ist der Verband im Landkreis Rosenheim gerade erst gegründet worden, und wir sind noch auf der Suche nach einem passenden Geschäftsführer, der die Aufgabe im Rahmen seiner Tätigkeiten mit übernehmen könnte“, sagt Berthaler.
Im Übrigen sei nie angedacht gewesen, für dieses Projekt eine Vollzeitstelle einzurichten. „Wenn der Landkreis Rosenheim seinen Beitrag für mehr naturbelassene Streuobstwiesen leisten kann, dann werden wir dies auch tun“, verspricht der Rosenheimer Landrat.
Wie berichtet, hatte der Rosenheimer Kreisausschuss im Dezember vergangenen Jahres noch ein Modell favorisiert, bei dem Fördermittel aus dem Leader-Programm der EU geflossen wären. Dafür wollte er in den kommenden fünf Jahren 39000 Euro an Landkreismitteln zur Verfügung stellen. Vorausgesetzt, der Landkreis Traunstein beteiligt sich in gleicher Höhe. Der Traunsteiner Landrat hatte das von Rosenheim favorisierte Modell als zu teuer eingestuft.
Gegenüber den OVB-Heimatzeitungen hatte sich auch Joachim Wiesböck, der Geschäftsführer der ORO Obstverwertung eG in Rohrdorf, geäußert. Er hatte als Vertreter der Keltereien das Konzept befürwortet, das der Rosenheimer Kreisausschuss im Vorjahr favorisiert hat und das sich vom jetzt eingeschlagenen Weg unterscheidet. Er ist ein Vertreter der Keltereien, die bei der Umsetzung des Projekts im Boot sitzen sollen. „Schade, dass das Vorhaben an der Kofinanzierung scheitert“, hatte er gegenüber den OVB-Heimatzeitungen die aktuelle Entwicklung im Nachbarlandkreis Traunstein kommentiert. Außerdem zeigte sich Wiesböck überzeugt, dass eine Vollzeitstelle absolut nötig sei, wenn man ein solches Projekt in zwei Landkreisen gemeinsam auf die Beine stellen will.re/tt