Rosenheim – Zum festlichen Gottesdienst in der Christkönigkirche Rosenheim fanden sich gestern neben vielen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften der Caritas auch Vertreter von anderen Wohlfahrtsverbänden und Behörden ein, außerdem eine ganze Reihe von Politikern sowie Landrat Wolfgang Berthaler. „Die Menschen, die sich im Ehrenamt engagieren, sind unser größter Schatz“, sagte er. In Bayern sei beinahe jeder Zweite über 14 Jahren in einem Ehrenamt tätig, nicht nur bei der Caritas und damit bei der Kirche: „Der ehrenamtliche Einsatz ist so vielfältig wie das Leben selbst.“
Nach ihm hob auch Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements hervor: „Wir Politiker wissen um die Rolle des Ehrenamtes und der Kirchengemeinde“. Nicht nur in Stadt und Landkreis Rosenheim würden die Menschen aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht gut leben. Trotzdem breite sich Unsicherheit wie ein feiner Nebel immer weiter in der Gesellschaft aus. „Nicht nur bei der Essener Tafel gibt es eine Spaltung zwischen uns und denen“. Bauer folgert daraus: „Nichts kann Gespräch, Dialog und gegenseitiges Kennenlernen ersetzen.“
Zelebriert wurde der gut eineinhalbstündige Gottesdienst von Dekan Daniel Reichel zusammen mit Pfarrer Sebastian Heindl, Diakon Thomas Jablowsky, Diakon Erwin Brader, Caritas-Kreisgeschäftsführer Erwin Lehmann und Elfriede Strasser, eine von rund 4600 Ehrenamtlichen, die sich für die Caritas in der Region engagieren. Hinzu kommen weitere 1550 Personen, die in den 140 Anlaufstellen der Caritas in Stadt und Landkreis hauptamtlich tätig sind.
Was diese Zahlen nicht zeigen, sind nach Worten von Erwin Lehmann die Tausenden von Einzelschicksalen, die sich dahinter verbergen. Mit der Unterstützung und Hilfe dieser Menschen leiste die Caritas einen wichtigen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit: „Deshalb wollen wir mitreden und mitgestalten!“
Personalmangel bereitet Sorgen
Eine Notlage sei in den meisten Fällen nicht offensichtlich. „Sie schämt sich. Sie versteckt sich“, so die Erfahrung von Diakon Thomas Jablowsky, der die Predigt zusammen mit Elfriede Strasser hielt. Not müsse benannt werden. „Auch das ist Caritas“, so Diakon Jablowsky. Die aktuelle Situation der Kirche sei von zunehmendem Personalmangel geprägt. Schnell mache man sich da Sorge um ausfallende Messen. „Die Frage, wie sich weniger Priester auf die Caritas-Arbeit auswirken, wird aber fast nie gestellt“, bemängelte er.
Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet der Begriff „Caritas“ Mildtätigkeit, Wohltätigkeit, Hochachtung und Wertschätzung. Elfriede Strasser stellte fest, dass diese Aufgaben auch in den Pfarrgemeinderäten immer mehr vergessen würden.
Diakon Jablowsky erinnerte darum an die Grundfunktionen von Kirche: „Liturgie, Verkündigung und Diakonie“. Glaube und Ehrenamt lassen sich seiner Meinung nach nicht trennen. In Caritas und Pfarreien würde man den unterschiedlichsten Menschen in Not begegnen. „Sie spiegeln Zustände der Gesellschaft wider, die die Kirche nicht gutheißt“, so Jablowsky. Trotzdem oder gerade deshalb müsste man in diesen Menschen das Antlitz Christi erkennen und den Auftrag erfüllen: „Liebe deinen Nächsten. Das gilt für alle: ob Ehrenamtliche, Kirchenvertreter oder Politiker“.