Rosenheim – Die Mobilfunkanbieter wollen nicht. Nicht rentabel. Der Freistaat muss und darf nicht. Das Bauen von Mobilfunkmasten ist keine staatliche Bauaufgabe, Zuschüsse an die Mobilfunkanbieter verbietet das Beihilferecht. Also sollen Gemeinden, die Funklöcher in ihrem Zuständigkeitsbereich stopfen wollen, die entsprechenden Masten selbst bauen. Um den Kommunen diesen Schritt schmackhaft zu machen, will Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ein neues Förderprogramm auf den Weg bringen. Bis zu 80 Prozent der Kosten übernimmt dann der Freistaat, die Gemeinde vermietet den Mast an den jeweiligen Anbieter.
Am Alpenrand häufen sich die Funklöcher
Dass der Bedarf auch in der Region da ist, das zeigt eine Karte zur Sprachmobilfunkversorgung in Bayern, abrufbar auf der Homepage des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Auf der sind alle mobilfunktechnisch unterversorgten Gebiete grafisch dargestellt. Auffällig dabei: Am nördlichen Alpenrand häufen sich die blauen Flecken, die schwarzen Mobilfunklöcher.
Vor allem in Kiefersfelden. „Unsere Gemeinde ist sehr weitläufig“, erklärt Bürgermeister Hajo Gruber. „Da gibt es Gebiete, in denen der Empfang nicht so gut ist.“ So dramatisch, wie sich die Situation auf der Karte des Wirtschaftsministeriums darstellt – beinahe die gesamte Westhälfte des Gemeindegebiets leuchtet blau – ist die Situation jedoch nicht. „Es ist relativ gut.“ Die Kiefersfeldener beschäftigte lange Zeit ein ganz anderes Mobilfunk-Problem. Durch die Nähe zur Landesgrenze springt das Netz immer hin und her. Durch die Abschaffung der Roaminggebühren im Juni 2017 hat dieses Phänomen inzwischen zumindest keine Auswirkungen mehr auf den Geldbeutel.
Auch wenn in Kiefersfelden aktuell kein Bedarf für einen neuen Masten besteht: Dem Modell, das das Wirtschaftsministerium vorsieht, kann Gruber durchaus etwas abgewinnen. „Wir haben vor zehn bis 15 Jahren einen Masten errichtet“, erzählt der Bürgermeister. Und zwar auf Gemeindekosten, ohne Förderung. Dennoch rechnet sich die Investition. „Wir bekommen sehr viel Miete.“
Auch Heinrich Scheck vom Bauhof in Aschau sieht aktuell keinen Bedarf für eine Nachrüstung: „Direkte Funklöcher haben wir nicht.“ Lediglich auf dem Weg zu den Almen bei Hintergschwendt und zur Kampenwand ist der Empfang schlecht. Den Rest des Gemeindegebietes würden die bestehenden Masten gut abdecken.
Wichtig: Netzausbau in den Bergen
Davon kann Ruhpolding nur träumen – so zumindest liest sich die Karte des Ministeriums. Das westliche Gemeindegebiet überzieht ein großer blauer Fleck. Dennoch. „Es gibt deswegen kaum Beschwerden“, sagt Bürgermeister Claus Pichler. Wohl auch deswegen, weil es sich um vergleichsweise dünn besiedeltes Gebiet handelt. Mit Angeboten, wie dem geplanten Förderprogramm müsse man sich natürlich immer auseinandersetzen. Allerdings stünden etwa kommunaler Wohnungsbau oder Kinderbetreuung weiter oben auf der Prioritätenliste. Ohnehin sieht Pichler in Sachen Mobilfunkversorgung nicht die Kommunen in der Pflicht. „Das ist eine überregionale Aufgabe.“
So oder so, laut Karte muss auch in Oberaudorf etwas passieren. Sowohl östlich als auch südlich des besiedelten Gebietes schimmert es blau. „Wir hatten dazu vor einigen Jahren ein Gutachten“, sagt Bürgermeister Hubert Wildgruber. „Am Ort selber sind mir keine größeren Funklöcher bekannt.“ An anderer Stelle aber durchaus – das bringt die Topografie mit sich. „Wir haben von der Ebene bis zum Berg alles“, erklärt Wildgruber. „Dass es oben gewissen Lücken gibt, ist uns bekannt.“ Mit dem geplanten Förderprogramm hat sich seine Gemeinde aber noch nicht beschäftigt. „Das muss man sich dann anschauen, wenn es vorliegt.“
Mit einer besseren Versorgung wäre gerade Wanderern sehr geholfen, nicht zuletzt im Unglücksfall. Zwar kommuniziert die Bergwacht über Digitalfunk, was laut Birgit Lotter, stellvertretende Bereitschaftsleisterin der Bergwacht Oberaudorf, auch ganz gut klappt. Zur Alarmierung der Bergwacht brauche es jedoch Handyempfang. „Aus Sicht potenzieller Verunglückter wäre es gut, wenn das Netz ausgebaut würde“, sagt Lotter.