Kommentar

Augenmaß heißt die Devise

von Redaktion

Der Zulauf zum künftigen Brennerbasistunnel auf bayerischer Seite ist das zentrale verkehrspolitische Thema in der Region. Über den Brenner wird im Vergleich zu allen anderen internationalen Alpenkorridoren das größte Gütervolumen transportiert. 43,9 Millionen Tonnen hat das für den Tunnelbau zuständige Konsortium mit Sitz in Bozen für das Jahr 2015 errechnet. Eine Studie, die dem Bundesverkehrsministerium vorliegt, prognostiziert bei der Entwicklung des Güterverkehrs für Deutschland von 2010 bis 2030 auf der Basis von Tonnenkilometern einen Anstieg des Schienenverkehrs von 43 Prozent und von 39 Prozent bei Lkw-Fahrten.

Fakt ist: Der Anstieg des Warenverkehrs lässt sich nicht wegdiskutieren. Aufgabe der Politik ist es, den Volumenzuwachs ökonomisch und ökologisch so zu bewältigen, dass die hohe Lebensqualität in unserer schönen Heimat nicht nachhaltig geschädigt wird. Wer Beeinträchtigungen der Luftreinheit so gering wie möglich halten und auf Dauer erfolgreich im Kampf gegen immer mehr Lkw-Kolonnen auf der Autobahn sein will, die sich auf der viel befahrenen Nord-Süd-Achse in Richtung Italien oder Bayern wälzen, der muss den Blick zwangsläufig auf die Schiene richten.

Augenmaß ist gefragt, wenn man die Bevölkerung für dieses Großprojekt gewinnen will, dessen Zulauf mit erheblichen Auswirkungen für die Region verbunden ist. Diese akzeptabel für möglichst viele zu gestalten und die Gesundheit der Bevölkerung im Auge zu behalten, darauf kommt es bei der Suche nach einer neuen Trasse und der Ertüchtigung der Bestandsstrecke entscheidend an.

Dazu bedarf es akribischer Voruntersuchungen und eines sorgsamen Abwägens bei den Entscheidungsprozessen zur Trassenfindung. Dazu bedarf es aber auch des konstruktiven Mitwirkens der Betroffenen. Wer sich schon bei der Grundlagenermittlung verweigert, wird nicht eine Lkw-Ladung aufhalten, sondern macht sich mitschuldig, wenn dem drohenden Verkehrskollaps nicht schnell und effektiv genug sowie ökologisch sinnvoll entgegengewirkt werden kann.

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