Vor allem der Blick auf die heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen, die es bereits im Jahr 2013 um die Landtagskandidatur von Bezirksrätin Christine Degenhart gab, verleiht dem aktuellen Streit um den Listenplatz der unerschrocken auftretenden Rosenheimer Kandidatin erhebliche Brisanz. Wenn der Hauskrach diesmal auf verbaler Ebene auch etwas gesitteter als vor fünf Jahren abzulaufen scheint und wohl ohne Einschaltung der Staatsanwaltschaft über die Bühne gehen dürfte –an Vehemenz steht er dem Geschehen von damals in nichts nach.
Im Grundsatz ist die Kritik von Degenhart an den Vorgängen rund um ihre Nominierung nicht so ohne Weiteres von der Hand zu weisen. Ob sie sich innerparteilich damit einen Gefallen getan hat, steht auf einem anderen Papier. Zumal es am Abstimmungsergebnis keinen Zweifel gibt. Der Kampf um Listenplätze läuft halt in allen Parteien nicht so entspannt ab wie ein Yogakurs in der Volkshochschule. Insofern fällt das Gezerre bei den Freien Wählern im Vorfeld der Nominierungsversammlung nicht unbedingt aus dem Rahmen.
Wie auch immer: Die Parallelen zu 2013, die die jüngste Entwicklung rund um die Kandidatenliste aufweist, sind für die Partei in Stadt und Landkreis Rosenheim auch diesmal jedenfalls alles andere als nützlich. Das Bild von der Verbundenheit in inniger Abneigung, das der Kreisvorsitzende Sepp Hofer und die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer schon 2013 abgaben, zeichnet sich erneut deutlich ab. Auch wenn die Sticheleien der Protagonisten diesmal höflicher verpackt werden als einst, sollen sie bewusst Tiefenwirkung entfalten. Nach dem Motto „Ich bin so frei“ wird kräftig ausgeteilt. Und der Parteivorsitzende Hubert Aiwanger bleibt in Deckung. Keine guten Voraussetzungen für den Einstieg in einen Wahlkampf, der den Freien Wählern vor allem auch Geschlossenheit abverlangt, um ihr Hauptziel zu erreichen: den Wiedereinzug in den Landtag.