Gegen den Flächenfraß

von Redaktion

Insektensterben Thema bei Hauptversammlung des Bund Naturschutz

Rosenheim – Wirksames Engagement attestierte Richard Mergner, designierter Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), den Mitgliedern der Kreisgruppe Rosenheim in seiner Rede bei der Hauptversammlung im Gasthof Höhensteiger in Rosenheim. Damit meinte er nicht nur lokalen Amphibienschutz und die Wachsamkeit vor Ort.

Dass Birkhuhn und Landschaft am Riedberger Horn „nicht unter einer Skischaukel begraben“ werden, läge am bayernweiten Einsatz des BN. Und am Ende auch an dem geologischen Gutachten, das der BN dank starker Mitgliederbasis, über 6000 allein in Stadt und Landkreis Rosenheim, finanzieren konnte – ohne auf Kompromisse und Sponsoring angewiesen zu sein.

„Ohne Insekten kein Naturschutz“, würdigte Mergner die artenreichste Tierfamilie, deren Schwund um drei Viertel langsam bewusst werde. Eine Politik, die landwirtschaftliche Monokulturen und Gewerbeparks in freier Landschaft fördere, statt auf vielfältige Fluren und Flächenrecycling zu setzen, trage den „absurden Titel Heimatstrategie“. Die Beteiligung am „Volksbegehren gegen den Flächenfraß“ hält Mergner als „Notwehr gegen schleichende Heimatzerstörung“ für gerechtfertigt. Wichtig sei auch eine maßvolle Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich. Möglichkeiten dazu zeige das BN-Umweltbildungsprojekt „Wilde Pflanzen vor der Tür“.

„Jedes Jahr neue Themen“, monierte der Kreisvorsitzende Peter Kasperczyk. Heuer: Mikroplastik. Das gebe es auch im Landkreis. So fänden sich Tetra-Pak-Fetzen um die Verbundstoff-Recyclinganlage Redenfelden und Reste von Wildverbiss-Schutz aus Plastik unter anderem in den Harthausener Filzen. Über Regen und Regenwürmer in tiefere Erdschichten gelangend, reichere sich immer feiner zerriebenes Mikroplastik zusammen mit weiteren Schadstoffen in Trinkwasser und Nahrungsketten an. Entgegen den hehren Recycling-Zielen könnten viele Problemstoffe tatsächlich nur noch deponiert werden.

Einerseits seien Naturschützer zum Schutz der Amphibien über 1000 Stunden tätig gewesen, andererseits werde mit einer wasserrechtlichen Genehmigung in Egernbach/Samerberg ein mit Steuermitteln gefördertes Laichbiotop zerstört. Bei der Verkehrsflut Inntal-Brenner gebe es laut Kasperczyk zwar durchaus Effizienzpotenziale – jede Verbesserung werde bei hingenommener Verkehrszunahme aber bereits in wenigen Jahren verpuffen.

Schutz von Heimat und Lebensgrundlagen brächte, wie bei der Plastikflut, nur eine Verringerungsstrategie, oder in Kasperczyks Worten, der „Abschied von der Illusion unendlichen Wachstums“. Ohne die „kleinen Helden“, die große Probleme ansprechen und in Kommunen Verantwortung übernehmen, und ihre Ehrenamtlichkeit würde es nicht gehen, sagte stellvertretende Landrätin Andrea Rosner.

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