Rosenheim – Alle in Europa vorkommenden Äschen gehören zu einer Art: der europäischen Äsche (Thymallus thymallus). Äschen leben in der Regel als Standfische in klaren, schnellfließenden Gewässern. Da sie im Hinblick auf die Wassertemperaturen nicht so anspruchsvoll sind wie die Bachforelle, bewohnen sie die Abschnitte unterhalb der Bachforellen-Region. Leider ging der Äschenbestand in den vergangenen Jahren drastisch zurück. Äschen reagieren überaus empfindlich auf überdüngte oder verschmutzte Gewässer.
Auch der Kormoran trägt zu diesem Rückgang bei, der allerdings bereits vor dem verstärkten Auftauchen des Fischräubers Ende der 80er Jahre begann. Wie viele Äschen zogen noch Anfang der 60er Jahre in der Laichzeit vom Inn im Gemeindebereich Raubling in den Litzldorfer Bach oder durch das Altwasser bis zu den flachen, kiesigen Stellen des Kirchbachs. Im Litzldorfer Bach wurden alle Jahre vom Fischereiberechtigten Hunderte Äschen gefangen, um sie im Oberlauf wieder auszusetzen, denn das Wehr einer Mühle war ein unüberwindliches Hindernis. In diesen Bereichen steigt heute keine einzige Äsche mehr auf.
Von den Fischern wird in vielen Gewässern unserer Region versucht, die Äsche mit hohem Aufwand durch künstlichen Besatz zu erhalten. Im Husarengraben in der Gemeinde Flintsbach, der in den Inn mündet, wurde in diesem Jahr elektrisch gefischt, um laichfähige Fische zu streifen; das heißt, Samen und Eier zur Nachzucht zu gewinnen. Was sehr nachdenklich machte, war, dass von 31 laichfähigen Fischen nur fünf weibliche dabei waren.
Die Äsche gehört zur Familie der Lachsfische. Das wird sichtbar an der kleinen Fettflosse zwischen Rücken- und Schwanzflosse, die für Salmoniden typisch ist. Die Rückenseite der Äsche ist blau-grau gefärbt, Bauch und Flanke eher hell. Der Körper ist über den Rücken und die Flanken unregelmäßig schwarz gesprenkelt. Ein besonderes Körpermerkmal der Äsche ist die Rückenflosse mit vier bis fünf dunklen Punktreihen. Die Rückenflosse beginnt vor der Bauchflosse. Sie ist hoch und lang und beim Männchen noch ausgeprägter als beim Weibchen. Die Schwanzflosse ist gegabelt, und die Afterflosse leicht konkav.
Besonders auffallend sind die Augen dieses Fisches. Bei näherer Betrachtung sieht man, dass die Pupillen sehr spitz nach vorne birnenförmig zulaufen. Äschen haben einen relativ kleinen Kopf mit einem kleinen, leicht unterständigen Maul. Zur Laichzeit werden die Farben des Männchens strahlender und intensiver.
Äschen sind verhältnismäßig schnellwüchsige Fische. Nach zwei Jahren erreichen sie bereits eine Länge von 15 bis 20 Zentimetern. In unserer Region werden Äschen kaum mehr als drei Pfund schwer und kaum größer als maximal 58 Zentimeter. Solche kapitalen Äschen können dann ein Höchstalter von 14 Jahren erreichen. Die Äschen sind Frühjahrslaicher. Im März/April begeben sie sich auf Wanderschaft – nicht so weit wie der bekannte Lachszug, aber einige Kilometer können es schon sein. An sauberen, flachen, kiesigen Stellen in der Strömung legen sie ihren Laich ab. Mit drei Jahren wird die Äsche geschlechtsreif. Wie bei den Forellen schlagen auch die Weibchen der Äschen Laichgruben aus. Zwischen den Männchen werden intensive Nebenbuhlerkämpfe ausgetragen. Beide Partner wirbeln mit heftigen Schwanzschlägen während der Laich- und Samenabgabe den kiesigen Boden auf. Rogen und Samen werden so gut durchmischt, und die klebrigen Eier sinken mit dem aufgewirbelten Sand in die Laichgrube.
Je nach Größe des Weibchens werden 3000 bis 6000 Eier abgelegt, die einen Durchmesser von vier Millimetern haben. Für ihre Entwicklung brauchen die kleinen Fische zwei bis vier Wochen. Frisch geschlüpft, ernähren sie sich in der ersten Zeit noch von ihrem Dottersack. Ist dieser verbraucht, stellen sich die kleinen Äschen auf tierisches Plankton um. Später stehen Larven der Köcher- und Eintagsfliegen, Bachflohkrebse, kleine Schnecken, Würmer und vieles andere Kleingetier auf dem Speiseplan. Fliegende Insekten werden von der Wasseroberfläche genommen, oder die Fische erhaschen diese in der Luft mit einem Sprung.
Zweifellos ist die Äsche aufgrund ihres sehr wohlschmeckenden Fleisches ein geschätzter Edelfisch. Da sie wegen ihres kleinen Mauls auch als erwachsener Fisch hauptsächlich kleine Insekten frisst, ist sie bei den Fliegenfischern eine besonders begehrte Beute, wenn sie mit der künstlichen Fliege getäuscht und überlistet werden kann. Die Äsche benötigt ausgesprochen sauerstoffreiches Wasser und verträgt keine Übersäuerung. Kühle und klare Gewässer sagen ihr am besten zu.