„Smartphones nicht an Jugendliche verschenken“

von Redaktion

Mit digitalen Medien richtig umgehen: Benjamin Grünbichler (Neon) im OVB-Medienforum

Rosenheim – „Eltern sollten an ihre Kinder keine Smartphones verschenken, sondern ihnen das Gerät quasi als Leihgabe zur Verfügung stellen und klare Bedingungen daran knüpfen.“ Das war die Kernbotschaft, die Benjamin Grünbichler vom Netzwerk „Neon – Prävention und Suchthilfe Rosenheim“ in seinem Vortrag im OVB-Medienforum in Rosenheim-Aisingerwies an die Zuhörer aussandte.

Digitale Medien gehören längst zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Wenn sich ihre Lebenswelt aber nur noch um das Smartphone oder die Spielekonsole dreht, dann ist die Grenze längst überschritten.

Grünbichler ist Fachmann für Suchtprävention und das Thema exzessive Mediennutzung/PC- und Internetsucht. Er weiß, wie sinnvolle Mediennutzung für Jugendliche aussehen kann und welche Rolle die Eltern dabei spielen.

„Eltern sollten ihren Kindern klar machen, dass ein Smartphone kein Spielzeug ist, sondern ein Super-Computer mit Millionen Möglichkeiten, aber auch Millionen Gefahrenquellen“, so der Suchttherapeut. Wenn etwas schief läuft, haften bei Minderjährigen die Eltern – zum Beispiel bei Verstößen gegen das Urheberrecht.

Eine der klaren Bedingungen, die Eltern ans Zurverfügungstellen des Smartphones knüpfen sollen, ist das strikte Verbot, Bilder aus dem Internet – etwa von Messi oder Ronaldo – als Profilbild auf Facebook oder Whatsapp zu verwenden. Denn das könnte für Mama oder Papa teuer werden, zumal der Datenschutz im Zusammenhang mit dem Internet immer mehr ins Blickfeld rückt.

Eltern sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst werden

Ebenso sollten Eltern mit ihren Kindern klar festlegen, wann und wo das Smartphone ausgeschaltet, zur Seite gelegt oder gar nicht mitgenommen wird – zum Beispiel beim gemeinsamen Essen, Erledigen der Hausaufgaben oder Familienausflug. Dabei betonte Grünbichler, dass sich die Eltern ihrer Modellfunktion bewusst sein und überprüfen sollten, ob sie nicht sogar mit schlechtem Beispiel vorangehen – etwa, wenn sie Bilder ihrer eigenen Kinder auf Facebook ins weltweite Netz stellen.

Der Trend ist jedoch klar: Die Kinder, die ein Handy mit Internetzugang haben wollen, werden immer jünger. Die Eltern bewegen sich dann in einem Spannungsfeld. Denn ein kategorisches Smartphone-Verbot könnte die Buben und Mädchen zu Außenseitern bei Mitschülern und gleichaltrigen Freunden machen, die alle schon ein Gerät haben.

Apple-Gründer Steve Jobs habe übrigens seinen pubertierenden Kindern kein I-Pad in die Hand gegeben. Sein Nachfolger als Apple-Chef, Tim Cook, hat keine eigenen Kinder, würde aber seinen Neffen verbieten, dass sie sich in sozialen Netzwerken tummeln, so Grünbichler.

Neben dem Datenschutz ist nach den Worten des Neon-Geschäftsführers auch Strahlung ein Thema, das in den Vordergrund rückt. So habe 2017 der Europäische Gerichtshof ein Urteil gefällt, das die Erkrankung eines Arbeitnehmers an einem Gehirntumor auch auf die ständige Handynutzung am Arbeitsplatz zurückführte. ls

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