Zwölf Albaner in Haft

865 Kilo Kokain sichergestellt

von Redaktion

Es ist der größte Ermittlungserfolg in der Geschichte des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA): Spezialisten von Polizei und Zoll konnten in den vergangenen Monaten 865 Kilogramm Kokain sicherstellen. Geschmuggelt wurden die Drogen in Bananenkisten. Zwölf Albaner wurden festgenommen.

Kiefersfelden/München – Als der Mitarbeiter des Rewe-Supermarktes in Kiefersfelden an einem Freitagmorgen im vergangenen September die neu angelieferten Bananenkisten ausräumen wollte, ahnte er nicht, dass er gleich den Anstoß für den spektakulärsten Ermittlungserfolg in der Geschichte des LKA in Bayern geben würde. Unter den Bananen entdeckte der Mitarbeiter fein säuberlich gestapelte braune Päckchen. Sie kamen ihm verdächtig vor – und das zurecht. Es handelte sich um Kokain.

Im Lauf des Tages meldeten sich immer mehr Mitarbeiter aus verschiedenen Rewe-Märkten in ganz Bayern mit ähnlichen Funden (wir berichteten). Damit begannen die Ermittlungen des LKA, gestern wurde der Zwischenstand bekannt gegeben. Die Bilanz: 865 Kilogramm sichergestelltes Kokain und zwölf Verdächtige in Untersuchungshaft. Mehr als 600 Kilogramm des beschlagnahmten weißen Pulvers stellte das LKA in seinem Foyer aus – stilecht mit frischen Bananen als Deko. Und bewacht von schwerbewaffneten Polizeibeamten.

Kriminaldirektor Jörg Beyser gab Einblicke in die Methoden der Bananen-Bande und erläuterte, wie die Polizei den Drogenschmugglern auf die Schliche kam. Demnach stammt das Kokain aus Ecuador. In handlichen Ein-Kilo-Päckchen wurden die Drogen unter die Bananen gemischt, wohl während diese auf dem Weg vom Bauer zum Verschiffen waren. Nach drei Wochen auf dem Atlantik landeten die Bananen am Hamburger Hafen. Von dort wurden sie in sogenannte Reifehallen in ganz Deutschland verfrachtet. Zwei davon befinden sich in Bayern, in München und in Eitting im Landkreis Erding. Dort werden die Früchte begast, aus Grün wird Gelb.

Durch ein System, das den Ermittlern bis heute noch nicht klar ist, konnten die Drogenschmuggler die Kisten nachverfolgen, in denen das Kokain deponiert worden war. In den Reifehallen schlugen sie dann regelmäßig zu. Bewaffnet drangen sie in die Hallen ein und schnappten sich die geheime Fracht – dokumentiert sind Taten an elf Standorten in ganz Deutschland. Heute gehen die Ermittler wegen des fehlenden Gewichts davon aus, dass auf diesem Weg bereits rund 950 Kilogramm Kokain entwendet wurden – zusätzlich zu den 865 Kilogramm, die die Fahnder sichergestellt haben. Dass das Kokain mitsamt den Bananen an die Supermärkte ausgeliefert wurde, lag nach Erkenntnissen des LKA an falschen Informationen der Täter über den Standort ihrer Päckchen.

Am 25. April, kurz nach Mitternacht, bedienten sich die Kokain-Schmuggler erneut in einer Hamburger Reifehalle. Doch auf ihrem Weg nach Holland schlug das SEK zu. Die überraschten Täter wurden mit 180 Kilogramm Kokain gefasst. Gleichzeitig durchsuchten Spezialeinheiten Wohnungen in Hamburg und Hannover. Neun Männer wurden festgenommen, drei weitere Anfang Mai. Die zwölf Männer, allesamt Albaner, die aber größtenteils in Deutschland leben, sitzen in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen sie hat die Staatsanwaltschaft Landshut übernommen. Es geht um insgesamt 1,8 Tonnen Kokain, mit einem Reinheitsgehalt von 90 Prozent und einem Marktwert von unglaublichen 400 Millionen Euro. Die Gewinnmarge vom Kokain-Kilopreis in Ecuador bis zum Verkauf in Europa laut LKA: 5553 Prozent.

Neben den festgenommenen Beschuldigten soll es nun auch den Hintermännern an den Kragen gehen. „Dafür müssen wir am Ball bleiben“, betont Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle. Ziel sei auch, die Organisationsstruktur offenzulegen, betonte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Denn auch wenn die Polizei gestern einen großen Ermittlungserfolg präsentieren konnte – zerschlagen dürfte die Bananen-Bande damit noch lange nicht sein.

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