Müllner-Peter-Museum geschlossen

Richtungsstreit im Vorstand

von Redaktion

Das Müllner-Peter-Museum in Sachrang bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Der Grund: interne Streitigkeiten. Vorstandsmitglieder erheben schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden, der spricht von einer drohenden Insolvenz. Mittels Gesprächen sollen die Unstimmigkeiten nun ausgeräumt werden.

Sachrang – Wüsste er davon, würde sich Peter Huber, bekannt als der Müllner-Peter von Sachrang, wohl in seinem Grab neben der Sachranger St.-Michael-Kirche umdrehen. Die Originale aus dem Sachranger Notenschatz und die Bilder zu den Dreharbeiten des Films „Sachrang – eine Chronik aus den Bergen“, die der Müllner-PeterMuseumsverein zu zwei Sonderausstellungen im Alten Schulhaus zusammengetragen hat, liegen dort, im zweiten Stock, brach. „Das Museum hat vorübergehend geschlossen. Ein Besuch zu den normalen Öffnungszeiten ist derzeit nicht möglich“, heißt es auf der Museums-Homepage. Der Grund: interne Querelen im Verein.

Wie berichtet, hatten sich erste Hinweise auf Unstimmigkeiten innerhalb des Vereins bereits bei der Hauptversammlung im April abgezeichnet: Die Nachfolge der langjährigen Schatzmeisterin Ilse Fischer ist noch immer nicht geregelt, Schriftführerin Martina Glatt erklärte ohne Angabe von Gründen ihren Rücktritt. Zudem gab Vorsitzender Jens Wagner bekannt, dass die Hauptversammlung über die Bewerbung eines Vereinsmitglieds um den Posten des Vorsitzenden entscheiden müsse. Da er sich um einen Verbleib im Amt bewerben werde, so Wagner, werde es wohl eine Kampfabstimmung geben. Und damit nicht genug: Nicht nur personell, sondern auch finanziell prognostizierte Wagner angesichts stark rückläufiger Einnahmen und in der Folge tiefroter Zahlen eine nicht allzu rosige Zukunft.

Dieser Befürchtung ist die vorübergehende Schließung des Museums geschuldet. Wie stellvertretende Vorsitzende Brigitte Peters bei der Ausstellungseröffnung erklärte, habe Wagner als Vorsitzender sämtliche finanziellen Mittel für das Museum gestrichen. Laut Schriftführerin Martina Glatt, die für die Besucher der Eröffnung den Weg bis zur jüngsten Eskalation skizzierte, habe Wagner diese Maßnahme getroffen, um einer drohenden Insolvenz entgegenzuwirken. Diese Gefahr sei jedoch in keinster Weise gegeben, schließlich belaufe sich der Vereinskontostand auf rund 6000 Euro.

Verein muss Wegfall von sicheren Einnahmen verkraften

Laut dem Vorsitzenden seien mitnichten alle Konten eingefroren worden. „Es wurde lediglich eine andere Form der Mittelkontrolle eingeführt.“ Weitere Aussagen zu den Vorwürfen möchte er nicht tätigen. „Das geht in einen Bereich, über den ich nichts sagen kann, um die betroffenen Personen zu schützen.“ So oder so: Das Museum bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Entsprechend muss der Verein den Wegfall einer Reihe von sicheren Einnahmequellen verkraften – etwa durch Museums-Führungen oder den Brotverkauf und den Bücherflohmarkt beim gut besuchten Sachranger Markt. Ohne einen Beschluss der Mitgliederversammlung, so die Zweite Vorsitzende, sei zudem keine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bereit, den Anordnungen des Vorsitzenden Folge zu leisten.

Unüberbrückbare Differenzen? Wagner gegen alle? Offenbar nicht. „Ich bin zuversichtlich“, sagt der Vorsitzende auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. „Wir haben das Problem definiert.“ Das werde man nun in internen Gesprächen ausräumen, und zwar bis Anfang Juli, wenn die Mitglieder erneut zusammenkommen. Dass der Termin zum spätestmöglichen Zeitpunkt stattfindet, begründet Wagner mit dem Richtungsstreit: „Das alles zu lösen, das dauert länger.“

Ob es dann die prophezeite Kampfabstimmung geben wird, ist gegenwärtig noch offen. Offiziell gibt es noch keinen Gegenkandidaten. Wie aus dem Vereinsumfeld zu erfahren ist, hofft die Gegenseite auf eine Kandidatur der Gründungspräsidentin Cäcilie von Feilitzsch-Rauch. „Ich würde nicht ‚nein‘ schreien“, sagt sie auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. „Wenn es dem Verein guttut und wenn sie es wollen.“ Was die gegenwärtige Situation im Verein angeht, hält sich Feilitzsch-Rauch bedeckt: „Manchmal läuft‘s eben schief“, sagt sie. „Das klären wir intern.“

Das war der Müllner-Peter von Sachrang

Der Müllner-Peter von Sachrang, bürgerlich Peter Hueber oder Peter Huber, geboren am 29. Juni 1766 und gestorben am 19. August 1843 jeweils in Aschach bei Sachrang, war neben seiner Tätigkeit als Müller Musiker und Universalgelehrter. Er war das fünfte von acht Kindern und sollte angeblich studieren und Pfarrer werden – eine entsprechende Ausbildung ist jedoch nicht nachweisbar. Da Huber mit dem Münchner Stadtmusiker Georg Augustin Holler befreundet war, und dieser Musiklehrer an der Herzoglich Marianischen Landesakademie in München war, könnte er dessen Privatschüler gewesen sein. Jedenfalls erwarb sich Huber einen ungewöhnlichen Bildungsstand. 1797 wurde er Chorregent und Organist an der Sachranger Pfarrkirche. 1809 übernahm er den elterlichen Hof und die elterliche Kornmühle. Huber war ein ausgezeichneter Musiker, der mehrere Instrumente beherrschte. Seine umfangreiche Notensammlung, der sogenannte „Sachranger Notenschatz“, ist in der Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München verwahrt. Sie enthält Abschriften von sakramentaler und instrumentaler Musik von 48 Komponisten der Zeit, aber nur etwa sechs eigene Kompositionen Hubers. Neben seiner Tätigkeit als Müller und Musiker wirkte der Müllner-Peter zudem als Heilkundler, Geburtshelfer und Chirurg, verfügte über eine eigene Apotheke und beschäftigte sich mit Astronomie und Sprachforschung. Er heiratete die 31-jährige Tochter des Nachbarbauern, Maria Hell. Die Ehe scheiterte jedoch und blieb kinderlos. Nachdem Hell bei einem Hochwasser ertrunken war, begann Huber sich zunehmend für die Ölbergkapelle zu engagieren und ließ sie renovieren. Ab 1817 wurde der Müllner-Peter wiederholt zum Sachranger Gemeindevorsteher gewählt. Er starb 1843.

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