Organisation von Pflege regional denken

von Redaktion

Experten diskutierten im Mehrgenerationenhaus in Flintsbach über innovative Konzepte für die Pflege

Rosenheim – Ein ausreichendes Angebot stationärer Pflege und ambulanter Pflegeplätze in der Region ist sowohl ein Kernanliegen der Gesundheitspolitik, als auch der Leistungserbringer. In einer Sitzung des gesundheits- und pflegepolitischen Arbeitskreises der CSU Rosenheim-Land in Kooperation mit der Gesundheitsregion plus Landkreis Rosenheim im Mehrgenerationenhaus in Flintsbach wurden Wege aufgezeigt, wie dies trotz des schon jetzt spürbaren Personalmangels gewährleistet werden kann.

In seiner Einführung zeigte der Vorsitzende des CSU-Arbeitskreises Professor Dieter Benatzky auf, wie drastisch sich die Altersstruktur der Bevölkerung verändert hat und wie sie sich weiter verändern wird: So waren 1990 etwa 16 Prozent der Bürger über 60 Jahre alt, für 2050 liegt die Schätzung bei 48 Prozent. Laut Benatzky sind schon heute etwa 130000 Stellen in der Pflege unbesetzt, weil es an qualifiziertem Personal fehlt.

„Betreuung und Pflege“ ist auch eines der Handlungsfelder im seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises. Sowohl gesamt als auch statistisch betrachtet, scheinen Angebot und Bedarf bei ambulanter und stationärer Pflege einigermaßen übereinzustimmen. Regional allerdings gibt es aber immer wieder Berichte über lange Wartezeiten für stationäre und ambulante Pflegeplätze.

Aus diesem Grund plädierten alle Referenten für Konzepte mit regionalen beziehungsweise kommunalen Versorgungsstrukturen. Dr. Gitte Händel, Leiterin der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion plus, betrachtete die Notwendigkeit dieser Strukturen aus der Lebenssituation von potenziell Pflegebedürftigen: Gibt es Familienanschluss oder öffentlichen Nahverkehr?

Evi Faltner, stellvertretende Geschäftsleiterin des Mehrgenerationenhauses in Flintsbach, plädierte für eine dezentrale Tagespflege im Ort: „Sie müsste so selbstverständlich sein, wie eine Kinderkrippe.“ Ein regionaler Kümmerer könnte Pflegende und ihre Angehörigen bei der Beantragung von Leistungen beraten. Dezentrale Strukturen würden zudem die Vernetzung von Leistungsanbietern unterstützen. Sie könnten ihre Prozesse besser aufeinander abstimmen und die knappe Ressource Personal gegebenenfalls auch teilen.

Seine Vision für ein „leichter Leben im Alter“ präsentierte Bauingenieur und Sozialwirt Stefan Mayer. Seiner Ansicht nach müssen neue Quartiere so gestaltet werden, dass man dort alt werden kann – bei Bedarf müsse unterstützender Service für das Alltagsleben angeboten werden. Zudem verfügen diese Quartiere über eine Wohneinheit, in der Pflege möglich ist. Durch diesen Nutzungsmix lässt sich der Wunsch, zu Hause zu sterben, erfüllen. Denn der Umzug von der eigenen Wohnung in eine stationäre Pflegeeinrichtung bleibt ein Umzug innerhalb eines Quartiers beziehungsweise einer Wohneinheit.

In der abschließenden Diskussion sagte Bernhard Seidenath, gesundheits- und pflegepolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Pflege, dass man das Augenmerk künftig von den Kindern zu den Eltern und auf die Frage, welche Unterstützung die pflegenden Angehörigen benötigen, richten müsse. Laut Seidenath gibt es schon eine Reihe bundes- und landespolitischer Maßnahmen, die zur Unterstützung der Pflege eingeleitet wurden. „Das Problem selbst, wird uns aber noch lange weiterbeschäftigen“, so Seidenath.re

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