Chiemsee – Dieser Stein könnte gerade touristisch einiges ins Rollen bringen. Dr. Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung München hat nach jahrelanger Forschung herausgefunden, worum es sich bei einer 1812 im Kloster Frauenwörth entdeckten Steinplatte, die zuletzt in München in der Archäologischen Staatssammlung ausgestellt war, handelt: um die Abdeckung für das Grab der seligen Irmengard, erste bekannte Äbtissin des Klosters und Patronin des Chiemgaus.
„Es ist schier unglaublich“, sagt Äbtissin Johanna Mayer, die derzeit 18 Ordensfrauen, einer Novizin und 45 Mitarbeitern vorsteht. „Das ist eine sensationelle Information für unseren Konvent.“ Auch Christina Pfaffinger, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Chiemsee-Alpenland, zeigt sich begeistert: „Die Forschungsergebnisse betonen einmal mehr die herausragende historische und archäologische Bedeutung des Chiemsees und der gesamten Region. Unsere wunderschöne Heimat rückt damit einmal mehr in den Mittelpunkt des Interesses von Besuchern und Gästen.“ Die neuen Erkenntnisse werde man in die PR des Tourismusverbands einfließen lassen, versichert Pfaffinger. Ob sich in Zukunft eine Kombination, eventuell mit München, ergibt, müssten entsprechende Gespräche noch zeigen.
Stein des Anstoßes für Steidls Vortrag „Tassilo III. und das Kloster Frauenchiemsee – Eine Spurensuche mit überraschenden Ergebnissen zum Gründungsanlass und den Bauten der Gründungsphase“ war die Mitgliederversammlung des Freundeskreises für das Kloster. Für die hielt der Experte für Archäologie die ein oder andere Überraschung bereit.
Besonders im Fokus stand dabei der Stein, der vor mehr als 200 Jahren im Kreuzgang des Klosters, dem heutigen Äbtissinnen-Gang gefunden wurde. Bislang, so Steidl, sei lediglich die Vorderseite und die römische Inschrift auf der 84 Zentimeter breiten und gut einen Meter hohen Steinplatte beachtet worden. „Ich habe mir die Rückseite angeschaut, um die mehrfache Wiederverwendung des Steins seit der Römerzeit zu untersuchen.“
Steidl rekonstruierte die Herkunft des Marmorblockes aus Seebruck, die Umarbeitung in einen Sarkophag und später zur Grabplatte der Seligen Irmengard. Dabei kam die Frage auf, wofür der Sarkophag bestimmt war. Die Spur führte zu Tassilo III., dem letzten bairischen Herzog…
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