Rosenheim – Meldungen über eine extreme Waldbrandgefahr und niedrige Wasserpegelstände durch eine massive Trockenperiode haben in den vergangenen Tagen viele Bürger aufgeschreckt. Müssen die Menschen in der Region demnächst also mit brennenden Waldflächen oder gar Problemen bei der Trinkwasserversorgung rechnen?
„Nein“, beschwichtigt Klaus Moritz, Leiter Gewässerkunde beim Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim. „Derzeit ist die Lage im Landkreis nicht dramatisch.“ Zwar seien die Pegelstände der regionalen Gewässer sowie des Grundwassers niedrig, aber noch nicht bedenklich.
Beispiel Inn: An der Messstelle in der Nähe des Stadtarchivs in Wasserburg zeigt der Pegel – Stand gestern – 2,62 Meter an. Vor wenigen Tagen waren es zwei Meter, „durch die paar Regenfälle der vergangenen Tage haben wird sogar einen leichten Anstieg beim Wasserpegel“. Ganz sorglos dürfe man mit dem aktuellen Stand allerdings nicht umgehen, wie der Blick auf den üblichen Juli-Durchschnitt, der rund drei Meter beträgt, zeigt.
Der Grund für den niedrigen Wasserstand, der sich auch auf den Grundwasserspiegel bezieht, liegt laut Moritz aber nicht an der derzeitigen Wetterlage, sondern am trockenen Frühjahr. „Gerade in den vergangenen drei Monaten war es überdurchschnittlich warm und markant zu trocken“, erklärt Moritz. Ein Defizit, dass auch durch den Regen der vergangenen Tage nicht aufgeholt werden konnte.
Noch habe die Lage keine negativen Auswirkungen auf Mensch und Tier, auch wenn Moritz eine Verschärfung der Situation für die kommenden Monate nicht ausschließen will. So sei es durchaus möglich, dass in punktuellen Bereichen wie in alpinen Regionen – keinesfalls aber flächendeckend – Probleme bei der Trinkwasserversorgung auftauchen. „Wir haben in Hinblick auf die folgenden Sommermonate und den Herbst gesehen eine eher ungünstige Ausgangslage“, so der Experte des Wasserwirtschaftamts, der verspricht, „dass wir die Entwicklung natürlich genau beobachten werden.“
Beobachten ist auch für Manfred Maier, Mitarbeiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Rosenheim, ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit. Beispielsweise beim Thema Waldbrandgefahr. „Die ist im Kreis Rosenheim aktuell sehr gering“, weiß Maier, „dafür hat der Regen in den vergangenen Tagen gesorgt.“
Gefahrenstufe Zwei – der Waldbrandgefahrindex des Deutschen Wetterdienstes sieht fünf Gefahrenstunden vor – herrschte gestern im Kreis Rosenheim. Bereits heute könnte der Index sogar auf Stufe Eins herabgesetzt werden. Je nach Wetterlage könnte aber auch schnell wieder eine höherer Warnung ausgegeben werden. Deshalb wünscht sich der Forstexperte Tage mit ergiebigem Regen. Maier: „Gewittrige Schauer bleiben nicht selten einfach in den Baumkronen hängen und verdunsten, ohne überhaupt auf den Waldboden zu gelangen.“
Schließlich sei – auch wenn die Lage derzeit entspannt ist – die Waldbrandgefahr nicht zu unterschützen. „Da reicht oftmals ein heißer Katalysator oder Auspuff eines Autos sowie natürlich die brennende Zigarette, um ein Feuer zu entfachen.“ Daher sei – unabhängig von der Wetterlage – das Rauchen im Wald zwischen April und Oktober auch strikt verboten.
Selten im Wald, täglich aber auf dem Feld ist Ludwig Wörndl aus Eggstätt unterwegs. Der Landwirt, der dem Ortsverband Eggstätt des Bauernverbands vorsteht, baut auf seinen Feldern unter anderem Mais und Getreide an – und ist mit der aktuellen Wetterlage eigentlich recht zufrieden. „Solange uns kein Unwetter mit Hagel heimsucht, werden wir eine sehr gute Maisernte bekommen“, ist Wörndl überzeugt. Weniger rosig sieht es allerdings bei der Getreideernte aus. Hier rechnet der Eggstätter mit drastischen Einbußen – was allerdings laut Wörndl nicht auf die derzeitige Wetterlage zurückzuführen ist, sondern an den sommerlichen und regenarmen Frühlingsmonaten liegt.
Massive Einbußen beim Getreide
Eine Einschätzung, die Josef Bodmaier aus Tuntenhausen, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, nur bestätigen kann. „Sowohl beim Sommer- wie auch beim Wintergetreide erwarten wie qualitativ und quantitativ kein gutes Ergebnis“, sagt der Landwirt, der heuer extreme regionale Witterungsschwankungen festgestellt hat. „Während es bei einigen Landwirten hin und wieder wenigsten ein bisschen geregnet hat, sitzen andere nur wenige Kilometer weiter auf dem Trockenen.“
Für die kommenden Monate wünscht sich der Kreisobmann für sich und seine Kollegen aus der Landwirtschaft daher ein spezielles Wetterszenario: „Am besten wäre es, wenn tageweise endlich mal wieder ein richtig schöner und behutsamer Landregen einsetzen würde.“