Rosenheim – Christian Naß, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Rosenheim, berichtete von der Umsetzung des neuen Tarifvertrages in der Metall- und Elektroindustrie. „Uns ist erstmals gelungen, ein Wahlrecht von Beschäftigten bei Arbeitszeit und Lohn zu vereinbaren“, so Christian Naß. Beschäftigte erhalten ab 2019 einmal jährlich ein zusätzliches Entgelt in Höhe von 27,5 Prozent. Sie können entscheiden, ob sie diese Erhöhung in Anspruch nehmen oder dafür mehr freie Zeit für die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen erhalten möchten. Auch Beschäftigte im Schichtdienst können immer zum 30. Oktober entscheiden, ob sie das Geld oder die acht zusätzlichen Tage in Anspruch nehmen. Naß: „Der Erfolg der IG Metall macht im Volumen zum Beispiel für einen Facharbeiter rund 4000 Euro aus“. Das sei bei den Leuten gut angekommen.
Georg Schneider, Bezirksvorsitzender Oberbayern der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), sagte in seinem Statement: „Zeit ist die neue Währung im Betrieb“. Dazu habe die NGG 5000 Beschäftigte befragt, wie das Thema in die nächsten Tarifrunden einfließen soll. „Auch Arbeitgeber sind dafür aufgeschlossen und finden unsere Aktion gut“, so Georg Schneider.
Unterstützung für Volksbegehren gegen Personalnotstand in Krankenhäusern
Robert Metzger, Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, berichtete vom neuen Tarifvertrag im Bereich der Deutschen Post. Auch hier könne man die prozentuale Lohnerhöhung von 5,1 Prozent in Zeit umwandeln. Das gebe bis zu 102 Stunden mehr freie Zeit, so Metzger. Einen der besten Lohnabschlüsse seit Bestehen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst im Jahr 2004 konnte die Gewerkschaft Verdi erreichen. Hier bekommen die Beschäftigten insgesamt auf die gesamte Laufzeit von 31 Monaten 7,5 Prozent mehr Gehalt. Besonders profitieren vom Gewerkschaftserfolg Berufseinsteiger und Fachkräfte. „Mit Beträgen von 200 bis 250 Euro monatlich bekommen diese insgesamt bis zu zehn Prozent mehr“, freut sich Metzger.
Als für die Beschäftigten im Einzelhandel negativ sieht er, dass die Firma Real aus dem Arbeitgeberverband Einzelhandel ausgetreten ist und sich dem DHV (Deutschen Handels Verband) als Tarifpartner anbietet. „Sie wollen mit den eh schon geringen Löhnen runter“, zeigte sich der Verdi-Bezirksgeschäftsführer überzeugt.
Lohndumping könne aber nicht die Grundlage für ein erfolgreiches Geschäftsmodell im Einzelhandel sein, so Metzger.
Er ging außerdem auf das gestartete Volksbegehren zum Personalnotstand in Bayerischen Krankenhäusern ein. Die Gewerkschaft Verdi werde dieses im Interesse der Beschäftigten und der Patienten unterstützen. Denn eine gute Versorgung könne nur mit ausreichend und gut qualifiziertem Personal angeboten werden.
Sebastian Frank, Bezirkssekretär der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, informierte über den aktuellen Tarifabschluss im Bauhauptgewerbe. Sebastian Frank: „Mit 5,7 Prozent Lohnerhöhung für die nächsten zwei Jahre plus drei Einmalzahlungen ist das einer der besten Abschlüsse unter den DGB-Gewerkschaften“. Außerdem erhalten Auszubildende 65 Euro mehr Ausbildungsvergütung. Dieser Abschluss sei zwar ohne Streik, aber mit massiven öffentlichen Protesten der Gewerkschaftsbeschäftigten im Bau erreicht worden. re