Katastrophenfall am Schwarzenberg

„Rieche wie ein Räucherstäbchen“

von Redaktion

In den Haaren, auf der Haut und in der Unterwäsche – den Brandgeruch vom Einsatz am Schwarzenberg wird Maxi Staber (24) nicht so schnell aus der Nase bekommen. Stundenlang haben er und seine Kameraden gegen das Feuer am Hang gekämpft – und sind bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gegangen.

Kiefersfelden – Die blauen Jacken mit den fluoreszierenden gelben Streifen hängen über den Stuhllehnen, die Männer – vor ihnen Gläser mit Apfelsaftschorle – haben ihre Beine unter den Tischen ausgestreckt. Es scheint, als hätten sich Freunde zum Frühschoppen getroffen – wenn in den Augen der Männer nicht die Erschöpfung abzulesen wäre.

Es ist ein extremes Kontrastprogramm, das sich am Freitagvormittag in der Mühlau unterhalb des Schwarzenbergs bei Kiefersfelden dem Betrachter bietet. Während eine Schafherde genüsslich zwischen Polizei- und Rettungsdienstfahrzeugen grast, eilen Dutzende Rettungskräfte zwischen den Fahrzeugen hin und her, um Anweisungen weiterzugeben oder Ausrüstung zu verteilen.

Im Café Dörfl, das rund 100 Meter von der Einsatzzentrale entfernt liegt, endet die Hektik abrupt hinter der Eingangstür. Hier sitzt Christian Schmid, Mitglied der Kieferer Feuerwehr, mit einigen Kameraden zusammen und gönnt sich eine kurze Ruhepause. „Anstrengend ist‘s schon“, sagt der junge Mann und atmet tief durch.

Fast 13 Stunden war er bereits am Donnerstag auf den Beinen, um die Löscharbeiten am Schwarzenberg zu unterstützen. An diesem Freitagvormittag ist er bereits seit 8 Uhr wieder im Einsatz. Eigentlich würde er zu dieser Zeit bei der Firma Krones seiner Arbeit nachgehen. „Mein Arbeitgeber ist da aber sehr verständnisvoll“, so Schmid weiter.

Ruhiger Schlaf

erst mit dem Regen

Über die Zusammenarbeit mit den anderen Feuerwehren und Hilfsorganisationen kann der Kiefersfeldener nur Positives berichten. „Am Anfang ging‘s natürlich bisserl chaotisch zu, aber das hat sich wahnsinnig schnell eingespielt“, so der Feuerwehrler, der gerade einen Schluck trinken will, als sein Sitznachbar ruft: „Der Löschzug ist wieder da!“ Und schon ist die Gruppe wieder auf den Beinen, steckt Schläuche zusammen und befüllt den Wassertank des Löschfahrzeugs im großen Wasserbassin am Café.

Mit einem Schlag hat sich der Gastraum geleert – und Hans Edenstraßer, Inhaber des Cafés, kann kurz durchschnaufen. „Ruhig geschlafen habe ich in der Nacht auf Freitag erst, als gegen 4.30 Uhr der Regen eingesetzt hat“, erzählt der Wirt, der den Einsatzkräften seinen Gastraum als Wärmestube angeboten hat, schließlich zeigt das Thermometer nur noch 15 Grad Celsius.

Den ganzen Donnerstag hatte Edenstraßer die Löscharbeiten von seinem Anwesen aus verfolgt. „Zwischendrin hatte ich das Gefühl, sie hätten das Feuer im Griff“, berichtet der Wirt, „aber dann kam plötzlich der Wind und hat‘s wieder angefacht.“ Nachdem die Hubschrauber ihre Löscharbeiten mit einsetzender Dunkelheit eingestellt hatten, bot sich dem Gastronom ein unheimliches Bild: „Es war, als wären in den Wäldern lauter kleine Allerheiligenlichter angezündet worden“, beschreibt er die Brandherde, die auch auf die Entfernung mit bloßen Auge gut zu erkennen waren.

Brandherde, denen Maxi Staber, Mitglied der Feuerwehr Oberaudorf, bis auf wenige Zentimeter nahe gekommen war. Denn der 24-Jährige gehörte zu einer zehnköpfigen Gruppe Feuerwehrler, die sich – gesichert von Mitgliedern der Bergwacht – in den Hang wagten. „Es war wahnsinnig anstrengend“, schildert er seine Erlebnisse, „nicht nur, weil uns der Rauch so behindert hat, sondern weil es schwierig war, die Geräte hochzuschaffen.“

Erst gegen 23 Uhr war der 24-Jährige am Donnerstagnacht nach Hause gekommen – und hatte sich dann erst mal lange Zeit unter die Dusche gestellt. „Ich habe gerochen wie ein Räucherstäbchen“, beschreibt er den Geruch, der sich auf der Haut, in den Haaren und sogar in der Unterwäsche festgesetzt hatte. „Eigentlich kann man die Sachen, die man drunter trägt, nur noch wegschmeißen.“

Eine Dusche hatte sich in der Pause sicherlich auch Peter Sepp gegönnt, der als Notfallsanitäter Donnerstag und Freitag die Löscharbeiten begleitete. Auch wenn er es deutlich ruhiger hatte als seine Kollegen an der Feuerwehrspritze. „Bis auf ein paar kleinere Blessuren hatten wir Gott sei Dank nichts zu tun“, so Sepp, für den der Einsatz „schon sehr außergewöhnlich“ war.

Ebenso wie für den Feuerwehrmann Staber aus Oberaudorf. „Bei einem Hausbrand kennen wir das Gelände, da haben wir es deutlich leichter“, umschreibt er die besondere Herausforderung, mit denen die Helfer am Berg konfrontiert sind. Eine Herausforderung, der sich die rund 200 Einsatzkräfte aber ohne eine Sekunde zu zögern gestellt haben. Staber: „Wir sind hier alle mit Leidenschaft und Herzblut dabei.“

Video-Interview

mit Kreisbrandrat

Richard Schrank unter www.facebook.com/

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