Rosenheim/Traunstein – Immer mehr Autos, immer mehr Verkehr: Tag für Tag, Jahr für Jahr stehen mehrere Hundert Brücken im Raum Rosenheim/Traunstein unter Dauerdruck – vor allem die zum Teil sehr alten Bauwerke auf der Autobahn A8.
Doch die zuständigen Behörden geben eine ebenso klare wie beruhigende Antwort: Alle Brücken seien sicher, ein Einsturz so gut wie ausgeschlossen, versichern ihre Sprecher gegenüber unserer Zeitung – auch wenn es einige sanierungsbedürftige „Problembrücken“ gibt. Dabei wird betont, dass die Fachleute bei den regelmäßigen Kontrollen extrem akribisch vorgehen.
Die Zuständigkeit ist klar geregelt: Für Sicherheit, Unterhalt und Sanierung der Brücken auf der A8 und der A93 ist die Autobahndirektion Südbayern zuständig, für die Brücken auf Bundes- und Staatsstraßen das Straßenbauamt Rosenheim, für die Bauwerke auf den Kreisstraßen das Landratsamt Rosenheim.
„Vorkriegsautobahn“ unter Beobachtung
Der Zustand der Brücken auf der A8 zwischen Rosenheim und Salzburg ist seit Jahren ein Dauerthema, handelt es sich doch im doppelten Wortsinn um eine „Vorkriegsautobahn“, gebaut in den 1930er-Jahren. Im Zuge der geplanten Verbreiterung von vier auf sechs Spuren im Abschnitt zwischen Rosenheim und der Grenze sollten auch die maroden Brücken abgerissen und neu gebaut werden. Doch das Großprojekt A8-Ausbau zieht sich hin – und so muss die Autobahndirektion Südbayern ein besonderes Augenmerk auf die alten Brücken werfen.
„Sie stammen aus den 1930er-Jahren mit den entsprechenden Alterscheinungen, was Tragfähigkeit und Zustand des Bauwerks betrifft“, erläutert Sprecherin Karin Unkrig: „Wir haben die Situation erkannt, überwachen und überprüfen deshalb intensiver.“ So findet die eigentlich nur alle sechs Jahre fällige Hauptprüfung alle drei Jahre statt. Und: Wo es möglich ist, wird eine laufende Erneuerung angestrebt.
Auf der Inntalautobahn A93 bis Kiefersfelden – dort handelt es sich um Überführungen aus den 50er- und 60er-Jahren – sind laut Unkrig bereits alle Brücken modernisiert und verstärkt.
Die Sprecherin verweist auch darauf, dass es sich bei der Autobahndirektion Südbayern – im Gegensatz zum privaten Betreiber in Genua – um eine staatliche Behörde handelt: „Unser Kapital ist die Infrastruktur, unser Gewinn die Verkehrssicherheit.“ Deshalb werde in Südbayern grundsätzlich konventionell und solide gebaut.
So setze man selbst bei großen Konstruktionen wie der fast 300 Meter langen Mangfalltalbrücke zwischen Holzkirchen und Weyarn auf solide, robuste Konstruktionen und einen durchgängigen Oberbau ohne Fugen und Gelenke. Über 400 Millionen Euro sind in den vergangenen 80 Jahren in die Sanierung und Erneuerung der Autobahnbrücken zwischen München und Freilassing investiert worden, unter anderem an der Mangfallbrücke und am Inntaldreieck.
Schwer beschäftigt mit seinen rund 130 Brücken ist auch der Landkreis Rosenheim. Die markantesten Überführungen sind dabei die Innbrücke bei Neubeuern (zwischen Kirchdorf und Altenbeuern), die erst 2016 komplett neu gebaute Mangfallbrücke in Kolbermoor und die Mangfallbrücke in Bruckmühl, die derzeit erneuert wird. „Die Qualität unserer Bauwerke im Landkreis ist sehr gut“, fasst Ina Krug, Sprecherin des Rosenheimer Landratsamtes, zusammen. „Auch wir kennen unsere Brücken sehr genau“, sagt Susanne Scharrer vom Straßenbauamt Rosenheim.
Ob Autobahn, Staats- oder Kreisstraße – die Prüfungszyklen für den „Brücken-TÜV“ sind überall gleich. Alle sechs Jahre prüfen Brückenbauingenieure bei der Hauptuntersuchung jedes Detail, alle drei Jahre erfolgt ein weiterer „Check“, alle zwölf Monate ist eine Besichtigung fällig. Hinzu kommen anlassbezogene Kontrollen, zum Beispiel nach einem Hochwasser oder Verkehrsunfall.
„Abgeklopft“ werden Bögen und Sockel, Beton und Metall, Fugen und Spalten nach drei Kategorien: Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit. Wenn Mängel festgestellt werden, heißt das in den meisten Fällen also noch lange nicht, dass eine akute Einsturzgefahr besteht. Auf den Rosenheimer Kreisstraßen stehen demnächst Sanierungen der Brücke über den Litzldorfer Bach (Gemeinde Bad Feilnbach) und der Triftbachbrücke (Gemeinde Bruckmühl) an.
Mängel an Alzbrücke und am Brückenberg
Lange Gesichter hatte es erst im Frühjahr im Verkehrsausschuss des Rosenheimer Stadtrates gegeben, als bekannt wurde, dass der Brückenberg starke Schäden aufweist. Dies war das Ergebnis umfangreicher Untersuchungen des Bauwerks, das aus den 70er-Jahren stammt und in Bahnhofsnähe über die Zugstrecke nach München führt. Festgestellt wurden Hohlstellen in den Spanngliedern, zum Teil besorgniserregende Korrosionsschäden, Abplatzungen und Rostbefall. Ob ein Neubau unumgänglich ist, wird noch geprüft.
Zu einer ungewöhnlichen Maßnahme kam es erst vor kurzem in Seebruck im Kreis Traunstein. Dort dürfen Fahrzeuge, die schwerer als zwölf Tonnen sind, nicht mehr über die Alzbrücke fahren. Eine Ausnahme erteilte das zuständige Staatliche Bauamt Traunstein nur für Linienbusse. Ursache ist der schlechte Zustand der 85 Jahre alten Staatsstraßenbrücke. Eine kurzfristige Sanierung ist laut Bauamt ohne monatelange Vollsperrung nicht möglich. Mit einem Neubau rechnet die Behörde frühestens ab 2021.