Kiefersfelden – Meterhohe Säulen aus Rauch stiegen auf vom Schwarzenberg. Rund 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Bergwacht näherten sich dem Brandgebiet von der Ramsauer Alm aus. Gleich mehrere Hubschrauber von Landes- und Bundespolizei sowie von Privatunternehmen durchschnitten bei ihren Löschflügen unentwegt die Wolken aus Qualm. Es herrschte Ausnahmezustand.
Wie berichtet, war gestern vor zwei Wochen Rauchentwicklung am Schwarzenberg gemeldet worden. Der Brand war in steilem Gelände ausgebrochen, das für die Einsatzkräfte der Feuerwehr zunächst unzugänglich war. Die Löscharbeiten erfolgten zunächst aus der Luft. Schließlich rief das Landratsamt Rosenheim den Katastrophenfall aus, auch weil starke Winde im betroffenen Bereich angekündigt waren. Nachdem der Brand schon als gelöscht galt, brach das Feuer erneut aus. Rund eine Woche dauerte es, ehe vollständige Entwarnung gegeben werden konnte.
Sieben Tage Einsatz inklusive Helikopterflüge – je nach Typ des eingesetzten Hubschraubers entstehen Kosten von 1000 bis 14000 Euro pro Stunde: Das wird teuer. Wie teuer, das vermag Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber bislang nicht zu sagen. „Wir hatten den letzten solchen Fall Ende der 60er-Jahre“, sagt Gruber. Es fehlt also an aktuellen Erfahrungswerten. Zum Glück. Welchen Betrag die Gemeinde schultern muss, hängt nicht zuletzt davon ab, wer seinen Einsatz entlohnt sehen möchte. „Manche stellen eine Rechnung, andere sagen, ihr Engagement sei freiwillig gewesen.“
Was der Rathauschef aber schon jetzt weiß, ist, dass die Gemeinde nur für einen Teil des Gesamtbetrags aufkommen muss: Die Polizeihubschrauber, das teilt das Innenministerium mit, sind „bei Katastrophen und schweren Unglücksfällen sowie gemeiner Gefahr oder Not kostenfrei“. Und sämtliche Kosten, die angefallen sind, während der Katastrophenfall galt, trägt das Landratsamt Rosenheim.
Das bestätigen sowohl Michael Fischer, Pressesprecher am Landratsamt, als auch das Bayerische Innenministerium. Die Katastrophenschutzbehörde, in diesem Fall das Landratsamt, und die zur Katastrophenhilfe Verpflichteten, etwa die Gemeinde Kiefersfelden als Träger der Feuerwehr und die freiwilligen Hilfsorganisationen, tragen ihre Kosten zunächst selbst. Letztere können Aufwendungen, die durch die Katastrophe entstanden sind – etwa Verdienstausfall, Personal- und Kraftstoffkosten oder Verpflegung –, dann der Katastrophenschutzbehörde in Rechnung stellen. Das Gleiche gilt für private Unternehmen, etwa eine Helikopterfirma aus Tirol, die sich an den Einsätzen beteiligt hat.
Um welche Beträge es sich dabei handelt, weiß Fischer bislang nicht. „Ich habe noch keinen Überblick.“ Die ersten Rechnungen seien zwar bereits eingetroffen, „das sind aber bei Weitem noch nicht alle.“ Sobald sie vorliegen, prüft das Landratsamt die Rechnungen und reicht sie gegebenenfalls an die Regierung von Oberbayern weiter. „Dort wird erneut geprüft und dann ein Bescheid erlassen.“ Allerdings beträgt der Fördersatz grundsätzlich 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.
Schaden am Wald ist vergleichsweise gering
Das Geld stammt laut Auskunft des Innenministeriums aus einem Fonds zur Förderung des Katastrophenschutzes, den es verwaltet. Gespeist wird der Fonds zu zwei Dritteln aus Beiträgen des Freistaats sowie zu einem Drittel aus Beiträgen der Landkreise und kreisfreien Städte.
Die Beeinträchtigungen am Wald bezeichnet der Rosenheimer Revierförster Harald Przybilla als vergleichsweise gering – den Schaden schätzt er auf unter 100000 Euro. Da der Wald an besagter Stelle sehr licht ist und die Kiefern und Fichten in sehr weiten Abständen zueinanderstehen, seien in der Fläche nur wenige abgestorben. „Von den neun bis zehn Hektar Brandfläche ist heruntergerechnet etwa ein Zehntel betroffen“, sagt Przybilla, der sich zwischenzeitlich vor Ort ein Bild gemacht hat. Es habe sich um ein Erd- und Bodenfeuer gehandelt, entsprechend seien vor allem die Pflanzendecke und die Humusschicht abgebrannt. „Einzelne Bäume sind durch die Hitze in Mitleidenschaft gezogen worden“, erklärt Przybilla, „die Kiefern sind durch ihre Borke gut geschützt und könnten überleben.“
Almbauer Josef Gruber, Besitzer des betroffenen Waldstücks, hat bisher noch keine Bestandsaufnahme gemacht. Auch er hält den Schaden für relativ gering. „In dem Bereich entnimmt man eh kaum etwas“, erklärt er. „Da kommt man nicht gut hin, außerdem handelt es sich um Schutzwald.“ Um Schadenersatz hat sich Gruber bislang nicht gekümmert. Da kann Przybilla helfen: „Es gibt Beihilfen vom Freistaat für Waldbrand- und Hochwasserschäden von bis zu 75 Prozent.“