Traunstein – Für erheblichen Wirbel haben in dieser Woche Wahlkampfveranstaltungen der Alternative für Deutschland (AfD) in der Region gesorgt. Ein „Bürgergespräch“ im Gasthof „Neuwirt“ in Aufham/Anger mit Björn Höcke, der als AfD-Fraktionsvorsitzender in Thüringen zum äußersten rechten Rand der Partei gehört, musste infolge massiver Proteste und einer Absage der Wirtin nach St. Georgen bei Traunreut verlegt werden. Auch dort marschierten am Montagabend vor dem „Dorfwirt“ rund 200 Demonstranten auf.
Aufgrund massiven Drucks hat inzwischen auch der Wirt des Landgasthofs Zenz in Sondermoning bei Nußdorf eine für den heutigen Freitag geplante Wahlveranstaltung mit Beatrix von Storch abgesagt. Die stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion wollte dort mit Landtagskandidat Markus Plenk (Ruhpolding) und Bezirkstagskandidat Robert Bock (Inzell) auftreten.
Bereits im September 2017 blies von Storch auf dem Traunsteiner Stadtplatz heftiger Gegenwind ins Gesicht: Bei ihrer Rede zum Bundestagswahlkampf musste die AfD-Politikerin gegen eine Geräuschkulisse aus Trillerpfeifen, Glockengeläut der Stadtpfarrkirche St. Oswald und Blasmusik von Stefan Dettl und Stefan Huber von der Band „LaBrassBanda“ ankämpfen.
Gegenüber den OVB-Heimatzeitungen erklärte Richard Golser, Wirt des Landgasthofs Zenz: „Die Veranstaltung war seit Längerem ausgemacht.“ Nach empörten Anrufen und Beschwerden von Bürgern sei es aus seiner Sicht aber besser, die Veranstaltung abzusagen. „Ich will meine Stammkundschaft nicht verprellen.“ Als Österreicher dürfe er zwar nicht wählen, „aber auch so will ich mir nicht vorwerfen lassen, dass ich mit Rechtsradikalen sympathisiere“.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl, die nahe des Gasthofs Zenz einen Bioladen und eine Biogärtnerei betreibt, zeigte sich erleichtert über die Absage. Die AfD wäre direkt vor ihrer Haustür aufgetreten, deshalb fand sie es „gut und richtig, dass aus der Mitte der Gesellschaft ein „Zeichen gegen Demokratiefeindlichkeit“ gesetzt werde.
Einen „Schaden für die Demokratie“ sieht umgekehrt der Landesvorsitzende der AfD in Bayern, Martin Sichert. „Die Veranstaltung kann nicht mehr öffentlich stattfinden, was eine massive Behinderung im Wahlkampf darstellt.“ Er bedauere, dass die Feinde der Demokratie immer wieder mit massivem Druck auf Wirte verhinderten, dass sich interessierte Bürger informieren können. „Meist sind es jene, die vorgeben, besonders tolerant zu sein, die sich mit solchen Aktionen als die wahrhaft Intoleranten outen.“
Während die Initiative der von der ehemaligen Grünen-Abgeordneten Claudia Stamm gegründete Partei „mut“ zu weiteren Gegendemonstrationen für AfD-Veranstaltungen in der Region aufruft, ist mittlerweile auch der Wirt des Gasthofs „Dorfwirt“ in St. Georgen bei Traunreut, Heinz Springer, an die Öffentlichkeit gegangen, um sich gegen „Nazi-Vorwürfe“ zu wehren.
Er betont, er habe der AfD nur in der Not ausgeholfen. Als CSU-Mitglied habe er mit der Politik der AfD „nichts am Hut“. In den letzten Wochen habe er die Grünen und auch die Freien Wähler bewirtet, das sei nun mal sein Geschäft. Von einem langjährigen Gast seines Lokals sei er vor dem Auftritt von Björn Höcke am Montag angesprochen worden, ob er den Saal nicht kurzfristig zur Verfügung stellen könne.
Dass er jetzt mit „massiven Vorwürfen überzogen“ werde, halte er für ungerechtfertigt. Schließlich handle es sich bei der AfD um eine zur Landtagswahl zugelassene Partei. Zudem seien erst vor Kurzem bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Ministerpräsident Markus Söder in Traunreut 200 De-monstranten aufgetreten: „Da dürfte man ja keine Parteien mehr reinlassen. Man muss die AfD beim Programm packen.“