Rosenheim – Im Freistaat Bayern herrscht extremer Lehrermangel, kritisierte jüngst die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Für Stadt- und Landkreis Rosenheim gilt das laut Helga Wichmann nicht. „Es sah zunächst düster aus, hat sich dann aber gelichtet“, sagt die Schulamtsdirektorin. Rund 1400 Aktive werden heuer Inhalte vermitteln. „Wir können den Pflichtunterricht abdecken.“
Weniger rosig ist es um die sogenannte „Mobile Reserve“, also Lehrer, die etwa in Krankheitsfällen als Aushilfe bereitstehen, bestellt. Die liege mit 70 Lehrerstunden zwar über den amtlich vorgeschriebenen Zahlen, sei aber rückläufig. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug die Mobile Reserve noch etwa 300 Lehrerstunden. Auslöser sei laut Wichmann nicht etwa ein Mangel an Lehrkräften, sondern eine Häufung an Schwangerschaften. „Das ist schön. Aber die Mobile Reserve ersetzt zum Teil von Anfang an.“ Zu einem echten Engpass könnte es im November und Dezember kommen – vorausgesetzt, es tritt eine vergleichbare Krankheitswelle ein wie im Vorjahr. „Ich bin gespannt, inwieweit wir das abdecken können“, sagt Wichmann.
Rückläufig ist – Stand jetzt – auch die Zahl der Mittelschüler in Stadt und Landkreis: 167 weniger als noch im Vorjahr. „Das ist gegen den Trend“, sagt Wichmann. Allerdings gehe man davon aus, dass sich diese Zahl noch relativiert. Die zugrunde liegenden Daten stammen noch aus dem Juni dieses Jahres. Und: „Die Mittelschüler laufen im Moment die Büros ein.“ Entsprechend dem Bayerntrend leicht steigend ist die Zahl der Grundschüler, 74 mehr als im Schuljahr 2017/2018. In etwa gleichbleibend sind die jeweiligen Klassenstärken.
In den kommenden Jahren im Vordergrund stehen wird sowohl an Grund-, als auch Mittelschulen in Stadt und Landkreis die Digitalisierung. Dem könne man sich nicht entziehen, sagt Schulamtsdirektorin Angelika Elsner. „Die Kinder werden heutzutage schon mit dem Wischfinger geboren.“ Schüler sollen einerseits lernen, die Neuen Medien sinnvoll zu nutzen, andererseits aber auch eine kritische Distanz wahren. Entsprechend gilt „Informatik und Informationstechnologie“ heuer erstmals als Pflichtfach an Mittelschulen.
Größtes Problem bislang: Die Schere in Sachen Ausstattung klaffe weit auseinander, sagt Elsner, „Das geht von Räumen, in denen ein einsamer Overhead-Projektor steht, bis zum vollausgestatteten Klassenzimmer.“ Mit E-Screen, Whiteboard, Beamer, geschultem Lehrer, Laptop, Dokumentenkameras, Audio-Systemen und Endgeräten für Schüler. Um Fördergelder für eine entsprechende Ausstattung zu bekommen, entwickeln die Schulen bis Juli 2019 ein sogenanntes Medienkonzept.
Das Thema Migration, das die Verantwortlichen am Staatlichen Schulamt in den Jahren 2015 und 2016 noch in Atem gehalten hatte, hat indes an Brisanz verloren. Wurden im 2017/2018 noch 18 sogenannte Übergangsklassen für Schüler gebildet, die als Quereinsteiger ins bayerische Schulsystem eintreten und wenn überhaupt nur rudimentäre Deutschkenntnisse haben, hat sich die Zahl zum neuen Schuljahr auf zwölf reduziert. „Die Tendenz ist stark rückläufig“, sagt Elsner. Stattdessen setze man verstärkt auf Deutschförderkurse.
Wesentlicher Bestandteil des Unterrichts ist neben dem Fach „Deutsch als Zweitsprache“ vor allem die „Kulturelle Bildung und Werteerziehung.“ Allerdings nicht als eigenes Unterrichtsfach. „Das ist ein Pool an Stunden, aus dem sich die Lehrer bedienen können“, sagt Elsner. Bietet sich anhand eines Themas in einem regulären Unterrichtsfach – etwa Religion oder Ethik – die Gelegenheit, einen kulturellen Aspekt beziehungsweise die Vermittlung von Werten zu vertiefen, so ist die dafür nötige Zeit in der Stundentafel bereits vorgesehen. Die Angebote in „Sprach- und Lernpraxis“, die in der Regel externe Kräfte beziehungsweise Kooperationspartner wie Caritas oder Diakonie übernehmen, finden am Nachmittag statt.