Betrüger gaben sich als Polizisten aus

Gauner machen fette Beute

von Redaktion

Nicht jeder, der sich Polizist nennt, ist auch einer. Das mussten mehrere ältere Damen feststellen, die zwischen April und Mai 2017 Opfer einer aus der Türkei agierenden Bande wurden. Sie gaben sich als Ordnungshüter aus, waren aber nur auf die Ersparnisse der Seniorinnen aus.

Rosenheim/München – Für die betagten Damen aus ganz Oberbayern, darunter auch Betroffene aus dem Raum Rosenheim, war es ein riesiger Schock gewesen, als sie – mitunter mitten in der Nacht – von der „Polizei“ angerufen und darauf hingewiesen wurden, dass Betrüger sie ins Visier genommen hätten. Die zunächst unbekannten Anrufer forderten sie unter Vorspiegelung wilder Räuberpistolen auf, fünfstellige Beträge von ihren Konten abzuheben und ihnen zur Überprüfung oder zur Aufbewahrung zu überlassen. So jedenfalls stand es in der Anklage, die gestern früh vor dem Landgericht München II vorgelesen wurde.

Demnach schlug die Bande zweimal in Murnau (Kreis Garmisch-Partenkirchen), einmal in Rosenheim, in Geretsried (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) sowie in Lenggries zu. Außerdem war sie noch an anderen Orten in Bayern und Baden-Württemberg unterwegs, wie zum Beispiel in Biberach, wo sie versuchte, einer 79-Jährigen das gesamte Vermögen in Höhe von 250000 Euro zu entlocken.

Ein aufmerksamer Bankangestellter schöpfte jedoch sofort Verdacht, verständigte die Kriminalpolizei und machte den Gaunern damit einen Strich durch die Rechnung.

Die Masche, mit der die jungen Leute im Alter zwischen 22 und 32 Jahren agierten, war immer die gleiche. Aus der Türkei riefen die fließend Deutsch sprechenden Hintermänner von einer gefälschten Rufnummer aus bei den Opfern an. Die Damen hatten sie aufgrund ihrer altmodisch klingenden Vornamen gezielt ausgesucht. Die Anrufer erklärten, dass der Verdacht bestehe, dass Bankdaten an Kriminelle gelangen könnten und ihr Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei.

Die selbsternannten Polizisten forderten die Damen auf, ihnen das Geld zu überlassen. Etliche Seniorinnen ließen sich darauf ein, andere schalteten Verwandte oder Freunde ein, die das kriminelle Finanzkommando stoppten.

Am 23. Mai vergangenen Jahres wurden die beiden eingesetzten Abholerinnen von der Polizei gestoppt. Zuvor hatten sie einer Frau in einem Altenheim im niederbayerischen Plattling 25000 Euro abgenommen. Bei den zwei Frauen handelte es sich um Abholerinnen – zu ähnlich untergeordneten Diensten waren auch die mitangeklagten Männer eingesetzt worden.

In abwechselnder Tätigkeit erbeuteten die Angeklagten in Geretsried 18000 Euro und in Lenggries 25000 Euro. In Rosenheim scheiterten sie, ebenso in Murnau. In anderen Orten waren sie jedoch überaus erfolgreich. Den Gesamtschaden bezifferten die Ermittler auf insgesamt rund 400000 Euro.

Vor Gericht waren die Angeklagten zu Teilgeständnissen bereit, allerdings nur, wenn die Staatsanwaltschaft von ihren sehr hohen Strafforderungen abrücken würde.

Hintermänner sitzen

in der Türkei

Was die zwei Frauen und drei Männer wurmte, war die Tatsache, dass die Hintermänner in der Türkei sicher in ihren Heimatländern saßen und keinesfalls ausgeliefert wurden. Sie aber, die als Fahrer, Logistiker oder Abholer nur untergeordnete Rollen gespielt hatten, mussten für die Taten büßen. Der Prozess dauert an.

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