Rosenheim – Futterknappheit aufrund der großen Trockenheit: ein Problem, das deutschlandweit viele Bauern belastete und ihnen zum Teil hohe Zusatzkosten aufbürdete, weil sie zukaufen mussten. Mit derlei Sorgen hatten laut Bodmaier in der Region nur einige Landwirte im Bereich Soyen im Norden des Landkreises zu kämpfen. „Das ist ein Sonderfall“, sagt der Kreisobmann. „Wir sind in jeder Hinsicht mit einem blauen Auge davongekommen“, fasst stellvertretende Kreisbäuerin Maria Bichler zusammen. Staatliche Hilfen – Voraussetzung hierfür war ein Ernteausfall von mindestens 30 Prozent – musste keiner der heimischen Landwirte in Anspruch nehmen. Darunter befinden sich rund 1600 Milchviehhalter, die die Landwirtschaft in Stadt und Land prägen. Die meisten Milchbauern seien nicht auf Futterzukäufe angewiesen gewesen, ist Bodmaier erleichtert.
Viel Sommersonne, die sich für den Wuchs des Grases als problematisch erwies, ließ den Mais dagegen prächtig gedeihen. „Der braucht rund 900 Sonnenstunden im Jahr. Die hat er heuer leicht bekommen“, so der Kreisobmann. Der Preis für Mais sei im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben.
Was den Milchpreis betrifft, hoffen die Bauern weiter auf einen Anstieg. „Der dümpelt so vor sich hin und lag von Januar bis Juli bei durchschnittlich 35,2 Cent pro Liter. Das sind zwar vier Prozent mehr als im Vorjahr, dennoch ist er noch viel zu niedrig“, meint der Kreisobmann. Kreisbäuerin Katharina Kern bekräftigt die Position, die der Bauernverband schon länger einnimmt. „Nur wenn der Preis über einen längeren Zeitraum hinweg bei 40 Cent pro Liter liegt, können wir Milch kostendeckend produzieren.“ Dennoch teilt auch sie die insgesamt positive Bilanz, die Bodmaier und Bichler dem Erntejahr attestieren. „Das gilt auch für die Almbauern“, sagt Kern, die selbst eine Alm bewirtschaftet.
Was die Schlachtviehpreise betrifft, machen sich ein paar Sorgenfalten auf der Stirn des Kreisobmanns breit. Bei Kuhfleisch ist der Kilopreis im Vergleich zum Vorjahr beispielsweise von 3,20 auf 2,75 Euro gefallen, bei Jungbullen von 3,89 auf 3,72. Bei den Schweinen liege der Schlachtpreis derzeit bei 1,60 Euro pro Kilo. „Das ist nicht viel, aber der Erlös war auch schon schlechter“, betont Bodmaier. Er ist überzeugt, dass sich die Trockenheit im Sommer, die auch vielen Mastbetrieben in Norddeutschland zu schaffen machte, auf die Fleischpreise auswirken wird. „Wegen der damit verbundenen Futterknappheit haben viele Bauern ihre Bestände drastisch reduziert. Ich bin überzeugt, dass Fleisch deshalb in einem halben Jahr teurer sein wird als im Moment, da einfach weniger Angebot da ist.“
Die Hitzeperiode schlägt sich auch in den Umsatzbilanzen der Waldbauern nieder. Stellvertretende Kreisbäuerin Maria Bichler spricht von „großen Problemen“, die sie derzeit belasten. Ein Hauptgrund: Die heißen Temperaturen im Sommer seien ein idealer Nährboden für den Borkenkäfer. Entsprechend groß sei der Schadholzanfall – verbunden mit einem „massiven Werteverlust“, wie es der Kreisobmann formuliert. „Die Preise für dieses Holz sind bis zu 50 Prozent gefallen. Das zieht sich über drei Generationen, bis die Verluste in der Wertschöpfung wieder ausgeglichen sind.“
Die Entwicklung der Vermarktung regionaler Produkte bereitet den heimischen Bauern dagegen zunehmend Freude. Es gibt immer mehr Hofläden und auch Verkaufsautomaten. Kreisbäuerin Anna Kern spricht von „einem richtigen Boom“, was ihre Stellvertreterin Maria Bichler bestätigen kann. An ihrem in Fürstätt bei Rosenheim gelegenen Hof steht ein solcher Automat, den sie regelmäßig mit Produkten eines anderen Bauern befüllt. Eier, Honig und Nudeln gibt es hier zu kaufen. „Manchmal wird der regelrecht geplündert“, berichtet Bichler. Dann muss sie ihn mit ihrer zehnjährigen Tochter Caroline mehrmals in der Woche nachfüllen. Sie ist sich mit Bodmaier und der Kreisbäuerin einig, dass die Direktvermarktung auch künftig ein ganz wichtiges Standbein ist, um das wirtschaftliche Überleben der Familienbetriebe zu sichern. „Wichtig ist ein guter Standort“, nennt die stellvertretende Kreisbäuerin eine Grundvoraussetzung für einen florierenden Absatz beim Automatengeschäft.
Das Höfesterben ist laut Bodmaier auch in der Stadt und im Landkreis Rosenheim weiter ein Thema. Wirtschaftliche Gründe seien oft gar nicht ausschlaggebend, wenn ein Bauer seinen Betrieb aufgebe. „Oft ist es so, dass niemand aus der nachfolgenden Generation die Landwirtschaft weiterführen möchte.“
Zwei Probleme, die der Spitze des Bauernverbandes in der Region besonders unter den Nägeln brennen, könnten Entscheidungen gegen den Weiterbetrieb eines Bauernhofes künftig in dem ein oder anderen Fall noch beflügeln: ausufernde Bürokratie und explodierende Grundstückspreise. Die Preise haben sich laut Bodmaier in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Eine bittere Erkenntnis für ihn, wenn er an die Folgen für seine Berufskollegen denkt. „Ein normal produzierender Landwirt kann sich praktisch keine Fläche mehr kaufen. Da hilft ihm auch die aktuelle Niedrigzinspolitik nicht.“