Wasserburg – Die Zeitspanne, in der Schlaganfallpatienten bei einem Neurochirurgen oder Neuroradiologen sein müssen, hat das Bundessozialgericht in Kassel jüngst in einem Urteil neu definiert. Demnach bleiben 30 Minuten von der Entscheidung zum Transport des Patienten ins Krankenhaus bis zur Übergabe an eine sogenannte Stroke-Unit, die auf die Intensivbehandlung eines Schlaganfallpatienten spezialisiert ist. „Diese neue Definition kann nicht erfüllt werden“, so Günther Pfaffeneder, Geschäftsführer der Romed-Kliniken.
„Dieses Urteil könnte die Schlaganfallversorgung im Flächenland Bayern sehr gefährden“, kommentiert Dr. Theo Danzl, Geschäftsführer des kbo-Inn-Salzach-Klinikums (ISK) den Kasseler Richterspruch. Er schränkt aber – wie Pfaffeneder – ein, dass es noch gar keine Urteilsbegründung gibt und man diese abwarten müsse, um die konkreten Auswirkungen des Urteils bewerten zu können. Kann diese Frist nur einmal nicht eingehalten werden, kann nach dem Richterspruch nach Ansicht der Verwaltungschefs die Zusatzvergütung für das ganze Jahr entfallen, die ein Klinikbetreiber, der über eine Stroke-Unit verfügt, von den Krankenkassen erhält. Am ISK in Wasserburg hält man das Urteil für eine Katastrophe: „30 Minuten von der Entscheidung bis auf den Tisch können Sie im Normalfall vergessen“, sagt Dr. Thorleif Etgen, Chefarzt der dortigen Neurologie. Die Fristverkürzung sei auch beim bayerischen Chefärztetag in Kempten Hauptthema gewesen. Etgen dürfte im Landkreis noch mit die geringsten Probleme haben, dem Urteil in der Praxis entsprechen zu können. Seine Neurologie, die größte im Südosten Bayerns, hat eine Stroke-Unit nur ein paar Kilometer von der Eingangstür entfernt. Die Rettungswagen-Besatzungen warten meistens ab, ob ein ins Klinikum eingelieferter Patient weiterverlegt werden muss. Und wenn es dann heißt „Ab nach Vogtareuth“, zum Vertragspartner, dann ist der Patient schnell wieder im Rettungswagen und wird ins 16,5 Kilometer entfernte Schön Klinikum verlegt. Mit Blaulicht und Martinshorn. Das ist in 30 Minuten zu machen. „Das laufe ich fast“, frotzelt ISK-Geschäftsführer Danzl und fügt sachlich an: „Wenn wir das nicht schaffen, schafft‘s in Bayern keiner.“
Auch von der Neurologie in Rosenheim ist die Schön…
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