Rosenheim – Stefan Forstmeier, Geschäftsleiter des Zweckverbandes, der für die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst in der Stadt und im Landkreis Rosenheim sowie im Nachbarlandkreis Miesbach zuständig ist, spricht von einem Dauerbrenner. Ziel ist es, die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz des Rettungsdienstes einzuhalten. Das heißt, in mindestens 80 Prozent aller Notfälle müssen die alarmierten Retter spätestens nach zwölf Minuten am Einsatzort eingetroffen sein.
Welche Herausforderungen sich dahinter verbergen, zeigt ein Blick in die Statistik. 2011 lag die Zahl der Notfallereignisse bei gut 26000. In den Jahren 2015 und 2016 waren es jeweils knapp über 34000, rund 3000 weniger als 2017. Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde im Inntal die Gebietsabsicherung verändert. Wenn der in Flintsbach stationierte Rettungswagen im Einsatz ist, fährt der zweite im Inntal vorhandene Rettungswagen automatisch von Kiefersfelden nach Flintsbach, weil er dort zentraler stationiert ist. In Wasserburg wurden die Schichtzeiten für den Krankentransportwagen des Bayerischen Roten Kreuzes angepasst, und der Malteser Hilfsdienst in Rosenheim erhielt einen zweiten Krankentransportwagen. Zudem wurden während der Herbstfestzeit mehr Kräfte für die Notfallrettung vorgehalten. Forstmeier sprach von „vorsichtigen Fortschritten“. Der Geschäftsleiter will vor einer endgültigen Beurteilung der Situation in der Notfallrettung die Entwicklung in den verbleibenden Monaten des Jahres abwarten. Zudem berichtete Forstmeier, dass dringende Krankentransporte in der Integrierten Leitstelle in Rosenheim nicht als Notfälle geführt werden.
Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. Michael Städtler, stellte anschließend das zu Beginn des Jahres gegründete Schlaganfallnetzwerk vor. Daran beteiligt sind die kbo Inn-Salzach-Klinik Wasserburg, das Klinikum Rosenheim, die Schön Klinik Bad Aibling und das Krankenhaus Agatharied. Ziel ist es, dass ein Schlaganfallpatient innerhalb von 60 Minuten in einer dieser Kliniken eingetroffen ist. Auf einem Symposium Anfang Oktober in Irschenberg soll berichtet werden, ob dieses Ziel erreicht wird.
Positives konnte Städtler von den Notfallsanitätern berichten. Dieser neue Beruf ist „die Zukunft im Rettungsdienst“, sagte der Mediziner. Im Gegensatz zu den Rettungssanitätern und Rettungsassistenten dürften Notfallsanitäter ohne Anwesenheit eines Notarztes heilkundliche Maßnahmen durchführen. Im Rettungsdienstbereich Rosenheim wurden bisher 72 Notfallsanitäter ausgebildet, weitere 40 sind in Ausbildung. Laut Gesetz müssen bis 2024 ausreichend Notfallsanitäter zur Verfügung stehen. Im Rettungsdienstbereich Rosenheim werden 74 benötigt. „Dank des großen Engagements in der Ausbildung durch die Rettungsdienstbetreiber in der Region dürfte das ohne Probleme zu schaffen sein“, sagte der Ärztliche Leiter Rettungsdienst.
Ein neues Projekt ist der elektronische Versorgungsnachweis. Der Rettungsdienst weiß bei einem Einsatz vor Ort nicht, wie es in den Notaufnahmen der Kliniken aussieht. Durch den elektronischen Versorgungsnachweis wird die Integrierte Leitstelle in Rosenheim in die Lage versetzt, einen Rettungswagen mit einem Notfallpatienten zu einer Klinik mit freien Kapazitäten zu schicken. In der nächsten Verbandsversammlung will Städtler ein Konzept dazu vorlegen. Die stellvertretende Vorsitzende des Zweckverbandes, Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, lobte das Projekt: „Danke, dass Sie sich dieser Sache angenommen haben. Es ist das Allerwichtigste, dass ein Notfallpatient nicht warten muss.“
Eine weitere Neuerung erfordert eine Nachrüstung der Integrierten Leitstelle. Alle ab dem 31. März 2018 in der Europäischen Union zugelassenen Kraftfahrzeuge sind mit einem automatischen Notrufsystem ausgestattet. Damit die Daten des sogenannten „emergency call“ empfangen werden können, sind Investitionen bis zu 300000 Euro nötig. Der Staat fördert diese Maßnahme mit knapp 75 Prozent. Die verbleibenden Kosten in Höhe von 76200 Euro teilen sich die Verbandsmitglieder. re