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…Klinik nur 15 Kilometer entfernt und innerhalb der 30 Minuten von der Entscheidung zur Verlegung bis zum Eintreffen in der Neurochirurgie Vogtareuth zu erreichen. „Zur Neuroradiologie in Harlaching oder Rechts der Isar bringen wir die Patienten in der Zeit vermutlich nicht“, so Pfaffeneder. Jede zweite Woche löst sich das Problem, weil bei Bedarf ein Neuroradiologe eingeflogen wird – ein Pilotprojekt des Tempis-Netzwerks für Telemedizin (wir berichteten).
Ausgesprochen knapp wird es mit der Fristeinhaltung von Bad Aibling nach Vogtareuth. Die in den beiden Orten ansässigen Schön Kliniken liegen eine gute halbe Stunde Fahrzeit auseinander. Fährt der Rettungswagen bei einer Verlegung mit Blaulicht und Martinshorn, könnte die Zeitspanne gerade noch eingehalten werden.
Funktioniert es nur einmal bei einem Patienten nicht, dann ist die gesamte Zusatzvergütung, die der Klinikbetreiber pro Jahr für die Stroke-Unit erhält, weg und muss gegebenenfalls zurückgezahlt werden. Deswegen spricht Etgen von einer „Katastrophe“, deswegen müssen sich die Geschäftsführer Pfaffeneder und Danzl jetzt schon zum Teil mit laut Danzl „unglaublich aggressiven“ Krankenkassen herumschlagen. Und das, obwohl nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft nur maximal jeder zehnte Patient überhaupt in eine andere Klinik verlegt werden muss.
Der erste Senat des Bundessozialgerichtes urteile in letzter Zeit sehr kassenfreundlich und krankenhausunfreundlich, betont Pfaffeneder. Die Entscheidung sei patientenfeindlich, so der Befund seines Kollegen Danzl. Denn, bis ein Schlaganfallpatient aus dem tiefsten Bayerischen Wald oder dem nördlichsten Frankenwald in einer entsprechend ausgerüsteten Stroke-Unit eintreffe und von dort in eine Neuroradiologie verlegt werden könne, vergehe sicher mehr als eine halbe Stunde.
Würden die wesentlich höheren Fallpauschalen dann gekappt und müssten gar zurückgezahlt werden, ist es nach Vermutung von Neurologen und Verwaltern nur eine Frage der Zeit, bis mehr und mehr Schlaganfall-Einheiten zu machen, weil die Kliniken massiv draufzahlen. Die Folge für die Patienten: Sie haben längere Wege zur fundierten Erstbehandlung, und ihnen bleiben deshalb mehr Dauerschäden.
Hoffnungsschimmer für alle Beteiligten und Betroffenen: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml und ihre Kollegen aus den anderen Bundesländern haben sich zusammengetan und sich an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt. „Wir brauchen Rechtssicherheit“, sagt Josef Danzl.