München/Rosenheim – Geschockte Seniorinnen, knapp 400000 Euro Schaden und sechs Gauner, die in erheblich kriminelle Machenschaften verwickelt sind: Im Gerichtsprozess um sechs „falsche Polizisten“ zeichnet sich nach nur vier Verhandlungstagen vor dem Münchner Landgericht überraschend ein Urteil ab.
Die Angeklagten hatten sich ältere, alleinstehende Damen aus Lenggries, Wolfratshausen, Murnau und Rosenheim anhand altmodisch klingender Vornamen gezielt aus dem Telefonbuch ausgesucht, sie von türkischen Callcentern aus angerufen und ihnen große Angst gemacht (wir berichteten). Dabei gaben sich die Angeklagten als Polizisten aus, die einen Einbruch bei den Opfern verhindern, in Wirklichkeit aber durch Mittelsmänner vor Ort hohe Summen Bargeld erbeuten wollten.
Ins Visier der Gauner geraten, war für die Seniorinnen nicht mehr an Schlaf zu denken. Denn Ziel der laut Staatsanwaltschaft „äußerst perfiden“ Methode, die ein „Angstszenario“ aufbauen sollte, war es, die Opfer durch Schlafentzug mürbe zu machen.
„United Tribunes“ heißt die für diese Vorgehensweise verantwortliche, international organisierte und rockerähnliche Vereinigung, der vor allem Türsteher und Sicherheitspersonal angehören sollen. Die Staatsanwaltschaft forderte in ihrem Plädoyer gestern Strafen zwischen zwei und sechs Jahren Haft für die Angeklagten. jct