Rosenheim – „Manchmal glaubt man selber nicht, was man da sieht“, sagt Chefarzt Dr. Ertan Mergen, wenn er von der neuesten Errungenschaft des Medizinischen Versorgungszentrums am Klinikum Rosenheim erzählt: ein 22 Tonnen schweres Strahlenschutz-Tor, das sich binnen sechs Sekunden öffnet und schließt, ein Handflächenscanner, erweiterte Realität, Wohlfühl-Ambiente dank Licht-, Beamer- und Soundsystem und einzigartige Präzision bei der Bestrahlung.
Zum Einsatz kommt das sogenannte TrueBeam 2.7 etwa bei gutartigen Arthrosen oder Tumorerkrankungen. Anhand eines Arztgesprächs und einer Computertomografie-Untersuchung wird der Patient zunächst innen und außen erfasst. Einige Tage später, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind, kann mit der Bestrahlung begonnen werden.
Mittels eines Handflächenscanners authentifiziert sich der Patient selbst. Die Geräte gehen anschließend in Position, entsprechend der für den jeweiligen Menschen gespeicherten Daten. Mittels erweiterter Realität – über Oberflächenscanner wird ein 3D-Modell des Patienten erstellt – sieht er sich selbst am Behandlungstisch liegen. Dementsprechend begibt sich der Patient in Position. „Er kann sich quasi in sich selbst hineinlegen“, sagt Mergen. Anhand eines Bildschirms hat der Patient die Möglichkeit, nachzuvollziehen, ob er exakt richtig positioniert liegt.
Währenddessen sorgt das Licht-, Beamer- und Soundsystem mittels Bildern und Musik für Entspannung. „Zur Auswahl stehen beispielsweise Motive wie Dschungel, Afrika oder Alpenvorland“, erklärt Mergen. Diese lassen sich an Terminals im Warteraum für den jeweiligen Tag zusammenstellen. Eine nette Spielerei? Von wegen. „Der Patient liegt in entspanntem Zustand ganz anders, als wenn er aufgeregt ist.“ Nur in entspanntem Zustand lässt sich Deckungsgleichheit mit der 3D-Puppe erreichen. Die Grundvoraussetzung für den Behandlungserfolg, schließlich geht es bei dem neuen Gerät mehr denn je um Präzision.
Genau die ist der Grund dafür, dass man sich am Romed-Klinikum bessere Heilungsraten und weniger Nebenwirkungen verspricht. Bisher ließ sich das zu bestrahlende Areal bis auf drei Millimeter genau justieren, das neue Gerät verspricht eine Genauigkeit von bis zu 0,5 Millimeter. Die Folge: „Umliegende Organe werden weniger in Mitleidenschaft gezogen, dadurch können wir mit höheren Dosen arbeiten“, erklärt Mergen. Und: Mehr Bestrahlung, weniger Operationen. „Ein Operateur bringt es auf eine Präzision von einem Zentimeter. Da ist die Maschine überlegen.“ Zudem verkürzt die enorme Geräteleistung die Behandlungsdauer auf etwa je eine Minute. So lassen sich täglich 160 Patienten ambulant behandeln.
Noch ist der TrueBeam allerdings nicht im Einsatz. Die Hochleistungsmaschine aus Kalifornien wurde bereits mit mehreren Schwertransportern in Einzelteilen angeliefert, in der kommenden Woche wird das Gerät zusammengefügt und angeschlossen. Nach mehreren Wochen Testläufen und Feinjustierung wird der TrueBeam dann Anfang Dezember dieses Jahres in Betrieb gehen.