Neun Jahre Haft für Dealer

von Redaktion

59-jähriger Rumäne schmuggelte elf Kilogramm Kokain

Neun Jahre Haft erwarten einen 59-jährigen Rumänen. Schleierfahnder hatten in seinem Fahrzeug knapp elf Kilogramm Kokain gefunden. Foto dpa

Bad Feilnbach/Traunstein – Fast elf Kilogramm Kokain transportierte ein 59-jähriger Rumäne in seinem Pkw. Den als Drogenversteck dienenden eingebauten doppelten Boden entdeckten Raublinger Schleierfahnder bei einer Kontrolle des Fahrzeugs. Gegen den Mann verhängte das Landgericht Traunstein jetzt eine Freiheitsstrafe von neun Jahren.

Mit dem Kauf defekter Möbel und Autos in Nordeuropa, die er in seiner Heimat reparierte und verkaufte, besserte der 59-Jährige das Familieneinkommen aus der Landwirtschaft auf. Eine Kontrolle durch Schleierfahnder brachte ihn ins Gefängnis. Auf der Autobahn München-Salzburg, auf Höhe Bad Feilnbach, hatten die Polizisten am 6. Dezember 2017 das Fahrzeug des Mannes kurz nach Mitternacht aus dem Verkehr gezogen. Bei der Kontrolle fielen ihnen dann Veränderungen im Bereich des Kofferraums auf, sie entdeckten schließlich den doppelten Boden. Aus diesem Versteck holten die Beamten insgesamt elf Päckchen besten Kokains mit einem Einkaufswert von rund 900000 Euro. Das Rauschgift hatte einen Verkaufswert von drei bis vier Millionen Euro. Bei einem Test stellte sich heraus, dass sich an den Händen des Fahrers Kokainreste befanden.

Versteck im Auto kostete 350 Euro

Im September 2015 hatten drei Rumänen, die der 59-Jährige auf einem Markt in Rotterdam kennengelernt hatte, ihm für 350 Euro das Versteck in seinen Skoda Octavia eingebaut. Darin schmuggelte der Angeklagte Kosmetika und auch mal fünf Stangen Zigaretten, wie er vor Gericht einräumte. Mit Drogen habe er aber nie etwas zu tun gehabt.

Vor der Fahrt, die mit seiner Festnahme endete, beauftragten ihn die Landsleute angeblich, eine „Mischung aus Kokain und anderen Sachen“ mitzunehmen. Die Rumänen und ein Türke verpackten das Rauschgift in seiner Gegenwart und bauten es in seinen Wagen ein. Der nicht vorbestrafte Kurier dachte, es handle sich lediglich um sechs Päckchen mit minderwertigeren Betäubungsmitteln: „Wenn ich von der Menge und der Reinheit des Kokains gewusst hätte, hätte ich es nicht für 3000 Euro gemacht.“ Dazu merkte Vorsitzender Richter Dr. Jürgen Zenkel an: „3000 Euro kriegt man nicht für den Transport von Kleinstmengen.“

Der psychiatrische Sachverständige, Dr. Stefan Gerl vom Bezirksklinikum in Gabersee, attestierte dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit. Staatsanwältin Carolin Schwegler wunderte sich, wie Kokain an die Brusthaare des Angeklagten gelangt sein könne. Sie plädierte auf zehn Jahre Freiheitsstrafe. Skeptisch bewertete sie die Angabe, es handle sich um die erste Drogenfahrt: „Niemand vertraut einem Neuling eine solche Menge an Kokain an.“ Das Versteck sei sehr professionell gewesen.

Die Verteidigerin, Sieglinde Buchner-Hohner aus München, verwies auf das bisher untadelige Leben ihres Mandanten. Der 59-Jährige sei „blutiger Anfänger“ gewesen. Die kriminelle Energie für eine Kurierfahrt könne nicht gleichgesetzt werden mit einer massiven Gewalttat. Deshalb sei eine Strafe von maximal achteinhalb Jahren ausreichend. Im „letzten Wort“ bedauerte der Angeklagte die Tat. Er habe nicht gewusst, was passieren könne. Für sein Auto habe er fünf Jahre gearbeitet. Seine Familie leide, sein Sohn spreche nicht mehr mit ihm.

Im Urteil hielt sich die Kammer an den zu Prozessbeginn im Gegenzug für ein Geständnis vereinbarten Strafrahmen zwischen achteinhalb und zehn Jahren. Der Vorsitzende Richter hob unter den strafmindernden Aspekten das Geständnis heraus. Nicht geglaubt habe die Kammer die ursprüngliche Zweckbestimmung des Verstecks. Der Angeklagte habe von der konkreten Menge des Rauschgifts und der Qualität gewusst. Das Auto des Mannes sei Tatwerkzeug gewesen und deshalb einzuziehen.

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