von Redaktion

Enttäuschung: Keine Rosenheimer Kandidatin hat es in den Landtag geschafft

Strategiefehler? Freie Wähler uneins

Rosenheim/Landkreis – „Rosenheim ist wieder nicht dabei – schade“, nimmt der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Sepp Hofer, Stellung zur Tatsache, dass es der Partei nicht gelungen ist, einen Kandidaten aus den Stimmkreisen Rosenheim West und Ost in den Landtag zu schicken. Dort sind die Freien Wähler mit 25 Sitzen vertreten, acht davon besetzen Oberbayern.

Christine Degenhart, Stadträtin aus Rosenheim, ist erste Nachrückerin. Die Architektin war vom 18. Platz auf der Oberbayern-Liste gestartet und bis auf Platz neun vorgewählt worden (15 715 Gesamtstimmen). Hans Friedl, der es auf den Platz vor ihr und damit in den Landtag schaffte, hatte etwa 2000 Gesamtstimmen mehr als die Rosenheimerin.

Mary Fischer aus Rimsting war von den Freien Wählern als Neueinsteigerin – sie ist erst seit 2015 dabei – sofort auf Platz 7 auf der Oberbayern-Liste gesetzt worden. Sie konnte diese Platzierung nicht halten und wurde von Degenhart überholt. Fischer kam auf Platz 10 und ist damit zweite Nachrückerin.

Kreisvorsitzender Hofer weist auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen strategische Fehler bei der Listenaufstellung in Oberbayern zurück. „Ich stehe hundertprozentig hinter unserer Spitzenkandidatin Mary Fischer. Sie hat die Interessen der Freien Wähler vertreten. Punkt.“ Degenhart also nicht? Dazu gibt es von Hofer keine Stellungnahme.

Tatsache ist, dass der Kreisvorsitzende und Degenhart bereits seit dem Landtagswahlkampf 2013 als verfeindet gelten. Vor fünf Jahren war es sogar zu rechtlichen Auseinandersetzungen um die Landtagskandidatur von Degenhart gekommen. 2013 war sie von Platz 27 auf Platz 14 nach vorne gewählt worden.

Heuer war erneut um die Platzierung auf der Kandidatenliste für Oberbayern gestritten worden. Degenhart hatte in einem Schreiben an Parteichef Hubert Aiwanger von internen „Schmutzeleien“ geschrieben, denen sie bei der Platzierung auf der Liste zum Opfer gefallen sei.

„Ich bin traurig und stolz“, bringt Degenhart ihre Gefühlslage auf den Punkt, jetzt da feststeht, dass sie es knapp nicht geschafft hat. Traurig, weil es nicht reichte für den Einzug, stolz, weil sie so weit gekommen ist: „Erste Nachrückerin ist ja kein Pappenstiel.“

Trotzdem ist Degenhart überzeugt: „Wenn die selbsternannten regionalen ‚Strategien‘ ihre Egoismen etwas zurückgestellt hätten, hätten wir mindestens einen Vertreter aus der Region 18 in den Landtag schicken können.“ Degenhart hätte sich auch eine „bessere Regie vonseiten der Bezirks- und Landesebene der Freien Wähler“ bei der Kandidatenaufstellung gewünscht.

Degenhart will sich weiter einbringen

„Ich bin aber nicht verbittert“, stellt sie fest. Sie werde sich weiter einbringen – in der Kommunalpolitik sowie als Aktivistin – und auch die Spielräume nutzen, die ihr das Amt als Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer gebe. Sie empfinde durch ihr gutes Ergebnis einen Auftrag der Wähler, sich vor allem um zwei Kernthemen zu kümmern: Zulauf zum Brennerbasistunnel und Wohnen in der Stadt.

Auch Mary Fischer verspürt nach eigenen Angaben „keine Bitterkeit“. „Ich bin natürlich ein bissl traurig, denn ich war mit viel Herzblut und hohem persönlichen Einsatz dabei. Doch knapp daneben ist leider auch daneben.“

Fischer sieht es als großen Vertrauensbeweis, dass die Partei sie als Neueinsteigerin auf Platz sieben der Oberbayern-Liste antreten ließ. Trotzdem ist für sie die Rangliste nicht ausschlaggebend. „Letztendlich zählt allein die Anzahl der erreichten Stimmen.“ Fischer erhielt – obwohl außerhalb des Chiemgaus noch relativ unbekannt – 13398 Gesamtstimmen und ist mit dem von ihr erreichten Platz zehn persönlich sehr zufrieden. „Das gibt mir einen neuen Schub.“

Kreisvorsitzender Hofer warnt angesichts der Diskussionen um die Freien Wähler in den Rosenheimer Stimmkreisen davor, „das gute Wahlergebnis, das wir uns alle hart erarbeitet haben“, schlechtzureden. „Ich vergönne allen, die drin sind, den Erfolg von Herzen. Ich bin sicher, sie werden auch unsere Interessen in der Region gut vertreten.“ Das sieht auch Fischer so. Sie kann ihr Bedauern darüber, dass es die Freien Wähler aus den eigenen Reihen nicht geschafft haben, aber zwei AfD-Kandidaten wohl, nicht verhehlen. Von Letzteren wolle sie die Region Rosenheim im Landtag nicht repräsentiert wissen, sagt sie.

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