Badeverbot im Oktober

von Redaktion

Nach Panne bei Bauarbeiten: Abwasser läuft in den Simssee

Riedering – Wer gegenwärtig den Badeplatz Pietzing am Simssee nutzt – ja, das gibt es laut dem Rosenheimer Landratsamt auch zu dieser Jahreszeit –, muss sich bis auf Weiteres eine andere Stelle suchen. Seit gestern gilt dort nämlich ein Badeverbot. Der Grund: Über einen Bachlauf ist gereinigtes Abwasser in den Simssee geflossen. Eine gesundheitliche Gefährdung kann nicht ausgeschlossen werden.

Laut Dr. Hadumar Roch, Abteilungsleiter Rosenheim-Ost und -Süd am Wasserwirtschaftsamt, haben Bauarbeiter einer Fachfirma, die von der Telekom mit Glasfaserausbau-Arbeiten betraut ist, an der Kreisstraße RO16 auf Höhe Pietzing die Chiemsee-Ringleitung beschädigt, die das Abwasser mit einem Druck von rund zwei Bar in den Inn speist. Stattdessen sei das Wasser, rund 150 Liter pro Sekunde, über den Fellbach in den Simssee gelangt. Sehr zum Ärger von Roch: „Höchst unerfreulich“, schimpft er. „Das wäre vermeidbar gewesen. Das kann jeder erahnen.“

Gereinigtes Abwasser im Simssee statt im Inn – das klingt zunächst harmlos. Ist es aber nicht, wie Roch erklärt: Das Wasser aus der Ringleitung stamme aus der Kläranlage und weise einen Phosphor-Gehalt von einem Milligramm pro Liter auf. Fließgewässer wie der Inn würden das verkraften. „Der Phosphor-Gehalt im Simssee liegt aber deutlich darunter. Da liegt der Faktor 50 dazwischen.“ Die Folge für den See: erhöhter Nährstoffgehalt im Wasser, damit mehr Biomasse, die irgendwann abstirbt und auf den Grund sinkt, damit mehr Oxidation, damit eine nahezu sauerstofffreie untere Seehälfte. Und damit Fische, die auch im Sommer, wenn sich das Wasser aufheizt, oben im noch wärmeren Wasser schwimmen müssen.

Noch ist die Menge an Phosphor im See unbedenklich. Noch ist laut Roch aber auch keine Lösung für die Reparatur der beschädigten Leitung gefunden. „Sie ist nicht so einfach abdichtbar.“ Derzeit werde die Vorgehensweise zusammen mit einem Ingenieurbüro erarbeitet. „Das kann aber mehrere Wochen dauern.“ In der Zwischenzeit gelte es, Maßnahmen zur Reduzierung des Wasseraustritts zu treffen. Vonseiten des Landratsamts heißt es dagegen, man habe die Leitung bereits mit Schiebern geschlossen, sodass kein weiteres Abwasser in den See fließen kann.

Welche Folgen das gereinigte Abwasser im See für den Menschen hat, ist noch nicht geklärt. „Bei dem Badeverbot handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme“, sagt Ina Krug, Pressesprecherin der Kreisbehörde. Auch Roch kann nur „laienhaft“ darüber spekulieren, welche Risiken das Abwasser für Badegäste birgt. Man müsse mit einer gewissen Restbelastung rechnen. „Wenn sich darin Keime befinden, zum Beispiel kritische E.Coli, kann es zu Durchfallerkrankungen kommen.“ Näheren Aufschluss über die Zusammensetzung des Abwassers sollen Proben geben, die das Gesundheitsamt genommen hat. Mit Ergebnissen ist laut Landratsamt frühestens am Freitag zu rechnen.

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