Muss für die Reparaturarbeiten wohl abgestellt werden: die Chiemsee-Kläranlage. Fotos re(2), Berger
Riedering – Am Badeplatz Pietzing am Simssee ist es ruhig. Von Verunreinigungen im Wasser ist nichts zu sehen, auch nach außergewöhnlichen Gerüchen schnüffelt man vergeblich. Dass etwas nicht stimmt, darauf weisen seit vorgestern lediglich zwei DIN A3 große Ausdrucke hin, die am Kiosk und an den Umkleidekabinen hängen: Es herrscht Badeverbot.
Wie berichtet, hatten am Montag Mitarbeiter einer Baufirma bei Glasfaserarbeiten nahe der Kreisstraße RO16 die Chiemsee-Ringleitung beschädigt. In der Folge war über einen Bachlauf gereinigtes Abwasser in den Simssee geflossen. Das Problem: Zum einen weist dieses Wasser zum Schaden des Wassers erhöhte Phosphor-Werte auf, zum anderen könnten darin Keime enthalten sein, die eine Gefahr für Badende darstellen. Aufschluss darüber soll nun die Auswertung von Wasserproben geben. Mit Ergebnissen sei laut Landratsamt Rosenheim entweder heute oder morgen zu rechnen. Erst dann wird über die Aufhebung des Badeverbots entschieden.
Loch in Leitung ist
notdürftig geflickt
Inzwischen haben die Verantwortlichen beim Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AUV) Maßnahmen ergriffen. „Wir haben die Fällmitteldosierung hochgeschraubt“, sagt Geschäftsführer Thomas Weimann. Heißt: Dem Abwasser werden in der Kläranlage Chiemsee Eisenchloride zugefügt, die gelöste Phosphate in ungelöste, also Feststoffe, verwandeln. Diese können aus dem Abwasser entfernt werden. „Statt einem Milligramm pro Liter hat das Abwasser jetzt nur noch 0,08“, so Weimann.
Hinzu kommt, dass der Wasseraustritt mittlerweile eingedämmt ist. AUV-Mitarbeiter haben das Leck in der Ringleitung bereits am Dienstagnachmittag notdürftig geflickt. „Wir haben eine Edelstahlplatte draufgeschraubt. Moosgummi fungiert als Dichtung“, sagt Weimann. Darauf liege eine Plastikfolie, beschwert mit Kies und Schotter. Das Wasser spritze inzwischen nur noch minimal heraus. „Als Laie würde ich sagen: Das ist für den See unerheblich.“
Dennoch: Bei der Vorrichtung handelt es sich bestenfalls um eine Übergangslösung. Nach einer dauerhaften wird derzeit fieberhaft gesucht. „Ein beauftragtes Ingenieurbüro sucht seit Montag nach einer Fachfirma, die die Innenabdichtung bewerkstelligen kann.“ Mit einer verbindlichen Zusage rechne man noch heute.
Erst dann steht fest, welche Kosten das Leck nach sich zieht. „Das kann man noch nicht abschätzen“, erklärt Weimann. Allein die Kosten für die zusätzlichen Fällmittel seien enorm. „Und die Kosten werden jeden Tag höher.“
Das gilt insbesondere, wenn die Reparaturarbeiten länger dauern als nur einen Tag, wenn der Kanal für die Arbeiten komplett frei sein muss oder wenn extreme Regenfälle einsetzen. „Wir können das Wasser einen Tag lang einstauen.“ Die Kläranlage verfügt über einen Speicher, der 35000 Kubikmeter fasst. Alles, was darüber hinausgeht, ist mit extremen Mehrkosten verbunden. „Dann brauchen wir eine Umgehungsleitung.“ Für schlappe 20000 Euro pro Tag.
Sowohl die Kosten für die Folgen des Lecks, als auch für die Instandsetzung der Chiemsee-Ringleitung muss die Verursacherfirma, ein rumänisches Subunternehmen, tragen. „Wir stellen unseren Schaden in Rechnung“, versichert Weimann. Was die Reparatur angeht, so übernimmt der AUV lediglich die Koordination. „Die Verursacherfirma muss die Reparatur aber bei der Fachfirma selbst in Auftrag geben.“ Damit der AUV bei einer möglichen Insolvenz der Verursacherfirma nicht in der Haftung ist.