Die virtuelle Katastrophe

von Redaktion

Rund 320 Einsatzkräfte, 30 Stunden, neun verschiedene Szenarien – der Rosenheimer Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) hat für dieses Wochenende eine Großübung angekündigt. Das Ziel: für den Ernstfall gewappnet sein.

Kaum wiederzuerkennen: Wasserwachtler lassen 2013 ihren Blick über den Mangfallkanal schweifen.

Der Ernstfall: Beim Jahrhundert-Hochwasser 2013 hatten die Einsatzkräfte in der Region, hier die Wasserwacht, alle Hände voll zu tun. Fotos BRK

Rosenheim – Landkreis Rosenheim, Juni 2013: Das schlimmste Hochwasser seit 1899 hält die Region in Atem. In Kolbermoor, Schwaig und Oberwöhr werden ganze Straßenzüge evakuiert, die Bewohner kommen in Notlagern unter. In Prien retten Hilfskräfte ein Ehepaar mit Booten aus einem unter Wasser stehenden Bauernhof. Zwischen Grassau und Bergen geht eine Mure ab. Allein am Sonntag, 2. Juni, zählt die Rettungsleitstelle rund 800 Feuerwehreinsätze in Stadt und Landkreis. Eine Mammut-Aufgabe für die Rettungsorganisationen.

Das Thema Hochwasser, so viel verrät Ulrich Rose, Ausbilder und Teil des Organisations-Teams der Großübung „Herbstwind“, wird auch am Wochenende eine zentrale Rolle einnehmen. „Alles, was mit dem Inn zu tun hat, wird hochinteressant.“ Allzu viel will Rose vorab nicht preisgeben, schließlich wissen die meisten Teilnehmer der Übung – mit von der Partie sind Bergwacht, Wasserwacht, Jugendrotkreuz und die Sanitätsbereitschaften – bislang nicht im Entferntesten, was auf sie zukommt. „Wir wollen ja den Ernstfall simulieren.“ Stichworte zu zumindest vier der neun geplanten Szenarien lässt sich der Rotkreuzler dann doch entlocken: Pkw im Wasser, Bus- und Bootsunfall und Vermisstensuche. Und: „Bei einem Szenario wird uns die Feuerwehr Nußdorf unterstützen.“

Wann und wo diese Simulationen jeweils stattfinden, dazu macht Rose bewusst nur vage Angaben. Zwischen Nußdorf und Kiefersfelden, rechts und links des Inns. Beginn ist am Samstag gegen 13 Uhr. Zunächst kommen die Teilnehmer in der Unterkunft in Neubeuern zusammen. Nach einer Sicherheitseinweisung erfolgen die einzelnen Alarmierungen. „Da warten dann einige Überraschungen“, sagt Rose.

Die Zielsetzung ist klar: Getestet werden sollen die BRK-internen Führungsstrukturen, die Schnittstellen zwischen den Gemeinschaften und inwieweit sich die Teilnehmer an die Regeln halten, die sicheres Arbeiten im Einsatz gewährleisten. Laut Rose habe man in den vergangenen Jahren versucht, die Erfahrungen von 2013 umzusetzen. Dazu zählen auch neue Anschaffungen wie Drohnen bei der Bergwacht, moderne Feldküchen für die Sanitätsbereitschaft oder für Hochwasserlagen ausgestattete Anhänger der Wasserwacht. „Jetzt wird überprüft, ob Nachsteuerungsbedarf besteht“, erklärt Rose.

Seit rund einem halben Jahr bereitet ein 25-köpfiges Organisationsteam die Großübung vor. Die vergangenen beiden Monate standen im Zeichen der Feinabstimmung. „Das war sehr arbeitsintensiv“, erzählt Rose. Warum die Übung unter dem Namen „Herbstwind“ läuft, darüber kann Rose nur spekulieren. „Vermutlich, weil sie für den Herbst geplant war und weil wir im Inntal immer diesen Wind haben“, sagt er.

Verkehrsbehinderungen sind am Wochenende übrigens nicht zu erwarten. „Wir haben darauf geachtet, die Infrastruktur nicht lahmzulegen.“ Aus Rücksicht, aber auch, weil man sich möglichst realitätsnahe Bedingungen erhofft. Dahingehend sieht es aktuell gut aus: Sowohl für Samstag, als auch für Sonntag ist gegenwärtig Regen vorhergesagt. Wie 2013.

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