Das rät die Polizei:

von Redaktion

Registrierte Zahlen erneut rückläufig – Experte warnt vor kollektivem Zurücklehnen

Rückläufig: Seit 2014 hat die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bereich Oberbayern Süd stetig abgenommen. Foto Polizei

– Schließen Sie Ihre Türe immerab.
– Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren.
– Denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster.
– Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher finden jedes Versteck.
– Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinderaus.
– Achten Sie auf Fremde im Haus oder auf dem Nachbargrundstück.
– Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit. Täuschen Sie stattdessen Anwesenheit vor (Rollläden tagsüber auf, Briefkasten entleerenlassen).
– Rufen Sie bei verdächtigen Wahrnehmungen die Polizei unter dem Notruf 110.

Einbrüche: Mechanik vor Elektronik

Rosenheim – Aus einem Ladengeschäft im Bereich der Äußeren Münchner Straße in Rosenheim dringen Geräusche, es bewegt sich etwas. Ungewöhnlich, um 3.40 Uhr nachts. Verdächtig. Davon geweckt, sieht der Ladenbesitzer nach dem Rechten – und ertappt einen Einbrecher auf frischer Tat. Der, ein 30-jähriger Rumäne, ergreift die Flucht. Er kommt allerdings nicht weit: Da der Ladenbesitzer umgehend einen Notruf absetzt und die Polizei in der Folge eine Nahbereichsfahndung einleitet, wird der Rumäne kurze Zeit später festgenommen.

Fälle wie dieser vom Juli dieses Jahres werden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd zunehmend weniger – das geht aus einer Pressemitteilung anlässlich des „Tag des Einbruchschutzes“ an diesem Sonntag hervor. Schon im vergangenen Jahr habe sich in Sachen Einbrüche eine leichte Entspannung eingestellt. Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle etwa – 2016 wurden noch 502 registriert – ging im Jahr 2017 auf 499 zurück. Deutlicher ist der Unterschied bei Einbrüchen in gewerbliche Objekte: 537 in 2016, 416 in 2017. Ein rückläufiger Trend lasse sich, Stand Oktober, auch für das aktuelle Jahr beobachten. Mit belastbaren Zahlen, so die Auskunft des Präsidiums, sei aber erst 2019 zu rechnen.

Zwar zeigen sich die Verantwortlichen am Präsidium durchaus erfreut angesichts der positiven Zahlen – darauf ausruhen werde man sich aber nicht: „Wir werden unser repressives und präventives Maßnahmenbündel konsequent fortführen und setzen weiterhin auf einen erhöhten Fahndungsdruck“, sagt Polizeipräsident Robert Kopp.

Diese positiven Zahlen, so die Vermutung von Peter Moser, Geschäftsführer des Fachgeschäfts für Sicherheitstechnik „Nr. Sicher“ in Rosenheim, verleiten den Bürger dazu, sich zurückzulehnen. „Wir erleben heuer eine große Trägheit, was Absicherung angeht.“ Nur etwa fünf Prozent der Haushalte in der Region seien mit entsprechender Technik ausgestattet. „Der Rest lehnt sich aber auch zurück.“ Klar, eine Attrappe reicht ja zur Abschreckung. Eben nicht, sagt Moser. „Einbrecher sind in der Regel Profis. Die haben da ein vernünftiges Bauchgefühl.“

Wie also mache ich meine vier Wände einbruchsicher? „Acht von zehn Ausstellern auf der Messe sagen, das Smart-Home muss ein“, sagt Moser. Heißt: Sämtliche Elektronik im Haus inklusive des Sicherheitssystems wird über das Smartphone gesteuert. Grundsätzlich nicht verkehrt. Aber: „Viele Leute, gerade Ältere, sind damit überfordert.“ Dabei verfüge in der Regel gerade diese Bevölkerungsgruppe über schützenswertes Eigentum. Die Jüngeren dagegen, die Generation Smartphone, wisse zwar die Technik zu bedienen – dafür fehle es dort oftmals an entsprechenden Wertgegenständen. Das Paradoxon der Sicherheitstechnik.

Die Patentlösung gibt es also nicht. „Es kommt auf den jeweiligen Kunden an“, sagt Moser. Der Experte hält es grundsätzlich mit der Empfehlung der Polizei: Mechanik geht vor Elektronik. „Die ist leicht bedienbar.“ Und gar nicht mal so teuer, zumal es dafür eine Förderung von zehn bis 20 Prozent von der KfW und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gibt. In einer Erdgeschosswohnung etwa müsse man mit 1800 bis 3000 Euro rechnen, Wohnungen in darüberliegenden Etagen lassen sich schon für rund 800 Euro sichern. Woher der Preisunterschied zum Erdgeschoss rührt, das verdeutlicht der eingangs erwähnte Fall. Der Rumäne war über ein Fenster eingestiegen – die müssen ebenerdig genauso wie Terrassentüren eben auch nachgerüstet werden.

Bei mir ist nichts zu holen, hieße es immer. „Wenn, dann wird den Menschen das Wichtigste geklaut: ihre Ruhe“, sagt Moser. Nicht selten hätten Opfer eines Einbruchs im Anschluss mit psychischen Problemen zu kämpfen. „Sie würden ihre Terrassentür am liebsten zumauern lassen.“

Ein besonders schwerwiegender Fall ist dem Außenstellenleiter Rosenheim Stadt und Kreis der Opferorganisation Weißer Ring, Anton Wolfgang Gröber, in Erinnerung geblieben. Vor einigen Jahren hätten sich Einbrecher nachts Zugang zu einem Haus nahe der Kaserne an der Burgfriedstraße verschafft. Die Hauseigentümer, die sich zu diesem Zeitpunkt im Bett aufgehalten hatten, wurden wach und begegneten den Eindringlingen. „Sie waren anschließend so traumatisiert, dass sie ihr Haus verkauft haben.“

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