von Redaktion

Bereit sein für den Ernstfall – das haben am Wochenende rund 250 Einsatzkräfte des BRK, von Wasser- und Bergwacht, THW und Polizei trainiert. Das Thema Hochwasser spielte bei der Großübung unter Leitung des BRK-Kreisverbandes Rosenheim eine besondere Rolle.

Dramatische Szenen spielten sich ab: Doch es war nur eine Übung für die Ernstfall.

Verletzte und geschockte Jugendliche: Die Rotkreuzler bewiesen ihre Fähigkeit im Krisenmanagement.

Ein Auto versinkt im Inn: Per Drohne wurde der Wagen ausfindig gemacht, Tauchern gelang die Bergung.

Geschockte Jugendliche im Schulbus: Die Schüler spielten ihre Rolle sehr authentisch.

„Herbstwind“ erfolgreich gemeistert

Nußdorf – „Mir ist ein Hund vor den Bus gelaufen. Ich habe versucht auszuweichen und dann sind wir in der Böschung gelandet!“, erklärt eine junge, aufgeregte Frau einem Bergwachtler. In ihrem Gesicht spielt sich das Entsetzen wider, Schrammen und Blutflecken zeigen, dass auch die Busfahrerin verletzt wurde. Wer als Außenstehender die Szene miterlebt, den voll besetzten Bus mit verletzten Jugendlichen und das Aufgebot der Rettungswägen sieht, bekommt erst einmal einen Schreck. Zum Glück ist nichts passiert, vielmehr wurde für den Ernstfall geprobt. Denn sie war Teil der BRK-Großübung „Herbstwind“, die am Wochenende im Inntal stattfand.

20 Jugendliche

spielten die

Unfallopfer

Rund 20 Jugendliche spielten die Rolle als Unfallopfer so wirklichkeitsnah wie möglich und waren dementsprechend geschminkt. Ihr „Unfallort“: Die Booteinlassstelle am Inn auf Höhe von Fischbach. Der „Unfallhergang“: Durch eine Vollbremsung erlitten die Passagiere leichte bis mittelschwere Verletzungen.

Das Ziel dieser Übung: Die ersten Einheiten sollten die Führung übernehmen und das weitere Vorgehen planen. Raummanagement lautete das Stichwort, wie Ulrich Rose, Ausbilder und Teil des BRK-Organisations-Teams der Großübung, erklärte. Schon während der Anfahrt war ein intensiver Austausch mit der Einsatzleitstelle notwendig, damit sich die Situation „nicht verselbstständigt“, alle Einsatzkräfte vor Ort Platz haben und kein Rettungswagen unnötig im Weg steht.

Amelie Guggenberger von der Wasserwacht war für die Notfalldarstellung, also fürs Schminken der „Opfer“, zuständig. Über den Einsatz berichtete sie: „Es ist schön, dass alle so motiviert bei der Sache sind und so real wie möglich an die Szenen herangehen.“

Der „Busunfall“ war nur ein Szenario von sieben, die 250 Einsatzkräfte und Helfer des BRK-Kreisverbandes, der Wasserwacht, der Bergwacht und der Bereitschaften am Wochenende bewältigen mussten.

Innerhalb von 30 Stunden, angefangen am frühen Samstagnachmittag, übten sie unter anderem den gemeinsamen Einsatz während einer Katastrophenlage: Unwetter- und Überschwemmungssituationen, beruhend auf realen Einsätzen, wie sie zum Teil beim Jahrhunderthochwasser 2013 in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten waren.

Die Einsatzkräfte wussten im Vorfeld nicht, was auf sie zukommt und hatten es mit folgenden Notsituationen zu tun: Ein versunkener Pkw im Inn musste von Tauchern und einer Drohne der Bergwacht gefunden und von Einsatzkräften geborgen werden. Ziel war es, die Patienten (in diesem Fall Dummies) innerhalb von einer Stunde abzutransportieren. Ergänzt wurde die Übung durch einen weiteren Pkw-Unfall an Land, bei dem die Feuerwehr Nußdorf unterstützte.

Am Badesee in Thansau standen die Rettungen von mehreren Personen aus einem überfluteten Gebäude sowie von untergegangenen Personen in einem Hochwassergebiet im Vordergrund. In Raubling gab es eine Station, die zum Ziel hatte, einen Seilzug über einem fließenden Gewässer aufzubauen und damit einen Taucher zu sichern. Währenddessen kam es zu einer weiteren Alarmierung, die Einsatzkräfte mussten sich aufteilen und beide „Notrufe“ zeitgleich abwickeln.

Verirrte Familie,

abtreibende Fähre,

Rettung aus Bach

Im Mühltal in Nußdorf musste eine vierköpfige Familie ausfindig gemacht werden, die sich in unwegsamem Gelände verirrt hatte. Zwei weitere Szenarien in Kiefersfelden: Eine Person war von einer Standseilfähre aus ins Wasser gefallen. Bei einem Rettungsversuch war die Fähre mit dem Anlieger kollidiert und trieb manövrierunfähig auf dem Inn. Die Einheiten mussten die treibende Person retten und die Fähre gegen weiteres Abtreiben sichern. Beim „Schlauchbootunfall“ im Kieferbach mussten ebenfalls Personen aus dem Wasser geholt werden.

Begleitet wurde die Bewältigung der verschiedenen Einsatzszenarien auch von Mitgliedern anderer Rettungsorganisationen wie der Bundespolizei, der Feuerwehr oder des Technischen Hilfsdienstes (THW).

Reinhard Tomm, Leiter der Bundespolizeiinspektion Rosenheim, sprach von einer guten Möglichkeit, anhand einer Großübung um zu sehen, wie eine Kooperation mit den Einsatzkräften des BRK im Ernstfall aussehen könnte. Denn „in der Realität müssen alle eng zusammenarbeiten.“

Artikel 6 von 11