Wäre nicht schulfrei, der Buß- und Bettag wäre längst im Dunkel des Vergessens versunken. Und wer vermisst ihn auch? Buße – wie sich das schon anhört! Klingt nach Sack und Asche, nach Zu-Kreuze-Kriechen. Und wer will das schon! Ich meine allerdings, dass unserer Gesellschaft mit der Abschaffung dieses Feiertags ein wichtiges Kulturgut verloren gegangen ist: Fehler zugeben, ganz offen und ehrlich; eingestehen, auch öffentlich, dass ich nicht perfekt bin, beziehungsweise wir nicht perfekt sind. Wer traut sich das noch? Wo doch die Öffentlichkeit danach giert, Fehler gnadenlos zu bestrafen. Wer Fehler zugibt, der ist fertig, der kann einpacken.
Die Botschaft des Buß- und Bettages ist aber eine ganz andere: Hab keine Angst! Schau an, was misslungen ist. Schau genau hin. Erspare Dir nicht den Schmerz des Scheiterns. Denn den darfst Du Gott in die Hände legen. Und Du kannst neu anfangen, befreit von den Schatten der Vergangenheit. Ein Tag der Entlastung ist der Buß- und Bettag. Ein Tag kollektiver Ehrlichkeit: Wir sind nicht perfekt. Wir müssen es auch nicht sein. Eine Gesellschaft, die den perfekten Menschen fordert, ist unmenschlich und unchristlich! Ist das noch Konsens?