„Das Leben gleicht einer Reise, Silvester einem Meilenstein“, sagte einst der Schriftsteller Theodor Fontane. Wir verlassen heute den Pfad, der uns durch die vergangenen zwölf Monate geführt hat, und biegen auf den Weg in Richtung 2019 ein. Niemand von uns weiß, wie er für ihn beschaffen sein wird, wo beispielsweise besonders schwierige Passagen zu bewältigen sind oder Stolperfallen lauern.
Frieden, Freiheit, ein funktionierender Rechtsstaat, eine soziale Marktwirtschaft, die Vollbeschäftigung und Wohlstand sichert: Kaum irgendwo auf der Welt sind die Startvoraussetzungen für das Bewältigen der vor uns liegenden Wegstrecke besser als in der Region. Wir haben allen Grund, dafür dankbar zu sein. Selbstverständlich sind solche Rahmenbedingungen nicht. Wir müssen sie uns auf der Basis einer von Humanismus geprägten Werteordnung jeden Tag hart erarbeiten.
Die Sprache ist in dieser Werteordnung von elementarer Bedeutung. Bemühen wir uns immer wieder neu, Worte zu finden, die Brücken bauen, Solidarität stärken sowie Spaltpilz und Destruktion als Feinde geißeln. Deutlichkeit und eine klare Positionierung müssen deshalb beim Artikulieren nicht auf die Verliererstraße geraten. Eine lebendige Demokratie entwickelt ihre Stärke aus dem Ringen um die Sache. Und das darf durchaus strittig sein, solange es auch von der Bereitschaft zum Zuhören und dem Respekt vor der Meinung des anderen geprägt wird.
Zu große Blauäugigkeit
Das gilt insbesondere auch in der politischen Auseinandersetzung. Für die Stabilität unseres Gemeinwesens sind weder dumpfe Sprüche von Rechtsaußen, noch linke Scharfmacher nützlich. Auch in unserer Heimat müssen wir uns mit einer AfD auseinandersetzen, deren Kreisvorsitzender wegen seiner Wortwahl ins Visier der Verfassungsschützer geraten ist. Er ist aber beileibe nicht der Einzige aus der Reihe lokaler Größen der Rechtspartei, der nicht entschieden genug innerparteilichen Strömungen entgegentritt, die nicht mit dem Grundgedanken unserer Verfassung vereinbar sind.
Es gibt in der Stadt und im Landkreis Rosenheim allerdings auch genügend Linksaktivisten mit einem Potenzial an Gewaltbereitschaft, das den Sicherheitsbehörden Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Das gehört ebenfalls zur Wahrheit, auch wenn dies einige nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Leider legen so manche Repräsentanten des öffentlichen Lebens in unserer Heimat, an deren demokratischer Gesinnung kein Zweifel besteht, noch immer eine zu große Blauäugigkeit im Umgang mit Linksradikalismus an den Tag. Das macht es Protagonisten der Szene manchmal ziemlich leicht, unter den Deckmantel der bürgerlichen Mitte schlüpfen und gleichsam gut getarnt ihr Unwesen treiben zu können. Etwas mehr Realismus würde da nicht schaden.
Begreifen wir das neue Jahr auch als Chance zur Veränderung. Machen wir uns mit Mut, Entschlossenheit, Zuversicht und dem nötigen Gottvertrauen auf den Weg. Ächten wir Populismus und Radikalisierungstendenzen jeglicher Art. Dann ist die Chance groß, die Herausforderungen gut zu meistern, die es für jeden Einzelnen von uns und das Gemeinwesen bereithält.
Nehmen wir einfach eine Anleihe beim Schriftsteller Novalis: „Begrüße das neue Jahr vertrauensvoll und ohne Vorurteile, dann hast du es schon halb zum Freunde gewonnen“, hat der einmal gesagt. Möge 2019 uns am Ende seiner Tage als guter Freund erscheinen!