Das etwas andere Familienbuch

von Redaktion

Bad Feilnbacherin schreibt mit Freundin Buch über ihren Familienalltag

Bad Feilnbach/Tegernsee – Zwei Powerfrauen aus Tegernsee und Bad Feilnbach haben sich einen gemeinsamen Wunsch erfüllt. Ivonne Hasenknopf und Severine Riaz mutierten zu Schriftstellerinnen und erzählen ihr facettenreiches Leben mit zwei behinderten Kindern in ihrem Buch „Mit Schwimmflügel durch den Ozean“. Mit zahlreichen lustigen aber auch tragischen Geschichten geben die beiden Autorinnen ganz persönliche Einblicke in ihren turbulenten Familienalltag.

Hirnblutung

bei der Geburt

„Es gibt keine Zufälle im Leben“, betonen Ivonne Hasenknopf und Severine Riaz und lassen sich den heißen Cappuccino in einer Kaffeerösterei am Irschenberg schmecken. „Genau hier ist vor über eineinhalb Jahren die Idee entstanden, ein Buch über unsere Familien zu schreiben“. Und der Grund war denkbar banal – eine geplatzte Verabredung mit zwei Elternvertretern aus der Raphael Schule in Bad Aibling. Neue Schulprojekte an der Heilpädagogischen Waldorfschule wollte man eigentlich planen, aber statt Brainstorming zu viert tauschten sich Ivonne Hasenknopf und Severine Riaz in einem intensiven Gespräch über ihre beiden Kinder Lisa und Gabriel aus. Der Sympathiefunke sprang schnell über und nach vielen Tassen Kaffee war der Plan geboren, ein gemeinsames Buch zu schreiben und es im eigenen Verlag, dem Mithi & Mitha Verlag GbR, zu veröffentlichen.

„Die Geschichten sind regelrecht aus mir herausgesprudelt“, erinnert sich Severine Riaz, die mit ihrem Ehemann Tassawar und Gabriels Drillingsgeschwistern Savannah und Juan in Bad Feilnbach lebt. Als vor über acht Jahren ihre drei Kinder in Rosenheim in der 32. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt auf die Welt kamen, war das Leben der Einkaufsleiterin eines Pharmakonzerns erst einmal auf den Kopf gestellt. Die Kinder mussten zwar in den Brutkasten, aber sie schienen gesund zu sein.

Bis man am zweiten Tag nach der Geburt bei Gabriel eine Hirnblutung vierten Grades feststellte. Ein Schock für das frischgebackene Elternpaar, denn eine massive Hirnschädigung habe eine Schwerstbehinderung zur Folge, klärten die Ärzte auf. Trotz der vielen Krankenhausaufenthalte unter zum Teil lebensbedrohlichen Umständen, die Gabriel in seinem jungen Leben schon überstehen musste, ist das Ehepaar glücklich in seinem facettenreichen Alltag. „Gabriel leidet an Krampfanfällen und zeigt autistische Tendenzen“, erzählt die 42-Jährige, die jedoch froh ist, dass ihr Sohn die Heilpädagogische Waldorfschule in Bad Aibling besuchen kann. „Hier wird er optimal gefördert und entwickelt sich auf ganz individuelle Weise weiter“, freut sich Severine Riaz.

Genauso glücklich über die Fortschritte ihrer Tochter Lisa ist Ivonne Hasenknopf, die vor neun Jahren nach einer unkomplizierten Schwangerschaft ihr Wunschkind in den Armen halten konnte. Das Familienglück mit ihrem Ehemann Andreas war perfekt, bis die Ärzte zu einem Gentest rieten, um den Verdacht des 5-P-Syndroms, dem sogenannten Katzenschrei-Syndrom, auszuschließen. Nach einer Woche bestätigte sich die Chromosomenmutation und gleichzeitig wurde das Ehepaar Hasenknopf mit der Diagnose konfrontiert, dass ihre Tochter einen angeborenen schweren Herzfehler hat. „Da hat es uns den Boden unter den Füßen weggerissen“, erinnert sich die 50-Jährige noch ganz genau.

Herzoperation mit sechs Monaten

Mit gerade einmal sechs Monaten musste ihre Tochter zwei komplizierte Herzoperationen über sich ergehen lassen. Zum Glück ging alles gut. „Je älter Lisa wurde, desto deutlicher zeigte sich ihre Behinderung“, erzählt die Geschäftsfrau. „Erst mit acht Jahren hat sie es geschafft, zu laufen und kommuniziert in ihrer eigenen Sprache“. Nichtsdestotrotz ist die Neunjährige ein sehr feinfühliges Mädchen, das auf Stimmungsschwankungen in ihrer Umgebung sehr sensibel reagiert.

Ivonne Hasenknopf und Severine Riaz sehen in ihrem gemeinsamen Projekt des Schreibens eine Möglichkeit, die zahlreichen negativen Erlebnisse, die mit der Behinderung ihrer Kinder einhergingen, zu verarbeiten und machen aber auch deutlich, wie erfüllend ein Leben gerade mit einem behinderten Familienmitglied sein kann. „Wir wollen mit Berührungsängsten aufräumen und wünschen uns einen respektvollen und offenen Umgang mit Andersartigkeit“, lautet das gemeinsame Credo der Frauen, die sich die Fortsetzung ihres Erstlingswerks „Mit Schwimmflügeln durch den Ozean“ (nur online zu beziehen) vorstellen können.

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