Bad Aibling – Sie sind längst ein Herz und eine Seele, Anna F. Zierhut und der Kindergarten Burg Sonnenstein in Bad Aibling. Auch aus diesem Grund: Beide haben am selben Tag Geburtstag, beide wurden 20 Jahre alt. Just an dem Tag, als Burg Sonnenstein seine Türen erstmals öffnete, wurde Zierhut geboren. Fast 20 Jahre später stellt sie in der Runde der Erzieherinnen, die die kleine Jubiläumsfeier vorbereiteten, überrascht fest: „Der 7. Januar, das ist auch mein Geburtstag.“
Die Aiblingerin absolviert im Kindergarten ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). „Der einzige, der dieses Angebot in Bad Aibling hatte“, bemerkt sie und ist voll des Lobes über das „liebe Personal“. Seit September unterstützt sie die insgesamt 16 Mitarbeiter bei der Betreuung und Begleitung von 82 Kindern. Ursprünglich waren im Kindergarten 75 Plätze genehmigt, inzwischen werden auch Souterrain-Räume genutzt, beispielsweise als Musik- oder Werkraum. Dadurch konnten dann weitere Kinder aufgenommen werden.
Zierhut nutzt das Freiwillige Soziale Jahr auch dazu, sich über ihre Zukunft klar zu werden. „Ich liebe Kinder und das FSJ hier ist gerade richtig.“ Das Angebot, sich sozial freiwillig zu engagieren, kommt ihrer Einstellung zur Gesellschaft bestens entgegen. Das Berufsziel ist derweil aber ein anderes: Physiotherapie.
Von 2009 bis 2017 war Burg Sonnenstein, in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt, offiziell ein Modellprojekt des Sozialministeriums, eine sogenannte Konsultationseinrichtung, ausgewählt zusammen mit 25 weiteren aus etwa 150 Bewerbungen. Aus anderen bayerischen Kitas und Kigas ließen sich Erzieher- und und Betreuerinnen von den Kolleginnen in Burg Sonnenstein beraten, erlebten praxisnah, wie der bayerische Erziehungs- und Bildungsplan praktikabel umgesetzt werden kann. Heute setzt Burg Sonnenstein das Angebot freiwillig fort, so es eben situationsmäßig, möglich ist. „Wir bekommen jedes Jahr Anfragen wegen einer Hospitanz“, sagt Kindergartenleiterin Rosi Bacher, seit 19 Jahren ein Teil des Teams.
Am Doppel-Geburtstag von Einrichtung und FSJ´lerin sangen viele Kehlen auch für Anna F. Zierhut ein Ständchen, wurden von Eltern gebackene Kuchen verspeist und Sternwerfer angezündet, Kasperltheater gespielt sowie bei einer Kindergarten-Rallye Fotos geschossen und daraus ein Plakat gemacht. Das kam so gut an, dass diese Idee nun auch im Alltag verfolgt wird. Und es wurden Krönchen gebastelt. Wie in einem Schloss, waren sich alle einig.
Das erinnert Rosi Bacher an die Entstehungsgeschichte von Burg Sonnenstein, die man sich erzählt: Im Zuge einer Ausschreibung für einen Kindergarten habe der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser Kinder gefragt, was sie sich wünschten. Die Antwort: bunte Farben, runde Fenster, ein Schloss. Im Bauamt der Stadt Bad Aibling, das die Planung an der Flurstraße damals übernommen hatte, wurde daraus auch optisch eine Burg.
Eine zweite Geburtstagsfeier zum 20-jährigen Bestehen – die große mit Eltern, Helfern und Förderern – ist am 6. Juni (11 bis 18 Uhr) im Garten von Burg Sonnenstein geplant. ew