Ein guter Fischer, aber ungeliebt

von Redaktion

Kein Vogel in unserer Heimat ist so früh und so nachhaltig verfolgt worden wie der Kormoran. Es ist sein Appetit auf Fisch, der zwischen Artenschutz und Fischerei zum ständigen Konflikt führt.

Rosenheim – Beide Parteien, Artenschützer und Fischer, beurteilen den täglichen Nahrungsverbrauch sehr unterschiedlich. Je nachdem, ob jemand mehr den Vögeln nahe steht wie Prof. Reichholf, der den Tagesbedarf mit 150 Gramm angibt, oder dem Fisch – hier wird von mindestens 500 Gramm ausgegangen. Meine persönlichen Erfahrungen sagen, dass er zum Teil noch höher ist. Es wurden Kormorane erlegt, die schon Forellen von 500 Gramm geschluckt und das Jagen deswegen nicht abgebrochen hattenen.

Je nachdem wo Kormorane zu Hause sind, können sie Standvögel, Teilzieher oder Zugvögel sein. In unserer näheren Heimat muss man unterscheiden zwischen einem eher kleinen Brutbestand und zahlreichen Wintergästen. Als gesellige Vögel nisten Kormorane in Kolonien, oft in Gesellschaft mit Graureihern. In Oberbayern haben wir seit 1977 wieder Brutkolonien – an den Ismaninger Stauseen, am Ammersee und am Chiemsee.

Wer sich unbefangen auf den Kormoran (Phalacrocorax carbo) einlässt, entdeckt ein faszinierendes Tier. Der fast ein Meter große Vogel gehört zu den Ruderfüßlern. Sein Antrieb sind seine vier Zehen, die mit großen Schwimmhäuten verbunden sind. Sie machen ihn zu einem schnellen, sehr wendigen Taucher. Seine Farbe ist überwiegend schwarz.

Hat ein Kormoran einen Fisch ins Visier genommen, so hat dieser besonders in von Menschen stark veränderten Gewässern wenig Chancen zu entkommen. Der große Haken an seinem Schnabel befähigt den Vogel, seine schlüpfrige Beute sicher zu halten.

Kormorane jagen oft in Trupps und organisieren ihre Unterwasserjagd. Hat ein Kormoran einen größeren Fisch gefangen, kommt er damit an die Oberfläche und versucht, den Fisch so schnell wie möglich hinunter zu schlingen, bevor ihm ein Jagdkumpan die Beute abjagt. Im Wasser liegen die schwarzen Fischer sehr tief, den Hals hochgereckt und den Schnabel aufwärtsgerichtet. Mit einem kleinen Sprung oder Bogen tauchen sie in Tiefen bis 15 Meter.

Länger als eine Minute habe ich ihn nie tauchen gesehen. Unter Wasser hält er seine beiden Füße – nicht wie viele andere Tauchvögel grätschend – sondern nebeneinander. Mit diesen beiden Rudern hat er einen sehr effektiven, überaus schnellen Antrieb, der durch einen steifen keilförmigen Schwanz gesteuert wird. Vor dem Tauchen drückt er die Luft aus seinem Gefieder, um so weniger Auftrieb unter Wasser zu haben. Das hat aber den Nachteil, dass er nach dem Tauchen wieder zusehen muss, sein Gefieder zu trocknen. Die typische Stellung dabei ist mit weit ausgebreiteten Schwingen auf einem Fels oder Baum.

Kormorane sind auch gute Flieger. Ihr Flugbild – ein schwarzes Kreuz – ist unverkennbar. Geht es über weite Strecken, formieren sie sich in Reih und Glied oder in Dreiecksform.

Aktuell ist bei uns der Abschuss der eigentlich streng geschützten Vögel eingeschränkt erlaubt. Nachweisliche schriftliche Aufzeichnungen über die intensive Verfolgung des Kormorans gibt es schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, vor allem indem man die Brutkolonien eliminierte. Um 1920 war der Kormoran deshalb faktisch in Deutschland ausgerottet. Heute hat sich der Bestand in Europa wieder stabilisiert. In Deutschland leben rund 24000 Brutpaare und in ganz Westeuropa 450000.

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