Rosenheim – War es die Einsamkeit, die manche Singles vor allem zum Jahreswechsel durchdringt? Jedenfalls ist eine 55-jährige Frau aus der Region am späten Abend des 2. Januar 2019 von ihrer Wohnung zur City-Golfanlage nach Rosenheim-Happing gefahren und hat dort Feuer gelegt – eine Verzweiflungstat. Ein entsprechendes Geständnis hat die 55-Jährige abgelegt.
Ist der Brandanschlag auf den Geräteschuppen und die Abschlagunterstände, der eine Ruine hinterlassen und 200000 Euro Schaden angerichtet hat, der tragische Schlusspunkt einer verhängnisvollen Affäre? „Möglicherweise“, sagt Rainer Blum. Als Inhaber und Geschäftsführer der beliebten Golfanlage im Rosenheimer Süden ist er der Hauptleidtragende des Feuers.
Er macht kein Hehl daraus, dass er die mutmaßliche Brandstifterin kennt, mag die Sache aber nicht weiter kommentieren. Stattdessen richtet der Geschäftsführer den Blick nach vorn. Denn es gibt viel zu tun. Der erste Schock nach dem Feuer-Desaster ist längst elanvollem Tatendrang gewichen. Blum war 15 Jahre Eishockey-Profi in der Bundesliga, gewann mit Rosenheim zweimal die deutsche Meisterschaft. Da entwickelt man Nehmerqualitäten und lernt, sich nicht lange mit der Vergangenheit aufzuhalten. Seit 1998 lässt er in Happing statt der Pucks die Golfbälle fliegen.
Auf der Anlage herrscht sechs Wochen nach dem Brand an schöneren Tagen schon wieder Hochbetrieb. Zuletzt waren auffallend viele Tiroler unter den Golfbegeisterten in Happing. Der Grund: In Österreich liegen die Plätze noch unter einer dicken Schneedecke.
Der Neustart ist geglückt – „und wir haben noch viel vor“, so Blum. Schon bald werden die Gäste die Anlage nicht mehr wiedererkennen. „Wir bauen neue Abschläge, eine neue Maschinenhalle“, verrät er. Seit kurzem gehört die Anlage in Happing zum Golfclub Höslwang. Die Kooperation des 18-Loch-Platzes in Höslwang auf dem Land mit der Driving-Range samt Sechs-Loch-Übungsanlage vor den Toren Rosenheims gilt als einzigartig in der Region.
Nun wird auch der Platz von sechs auf neun Löcher ausgebaut. Ende April wird es wohl eine große Eröffnungsfeier zum Start der Schönwettersaison geben.
Dass City-Golf Rosenheim nach dem verheerenden Feuer so schnell wieder durchstartet – dazu haben auch die Golfer selbst mit ihrer großen Solidarität und Hilfsbereitschaft ihren Teil beigetragen. 18000 Euro haben sie nach dem Brand gesammelt, um Blum beim Neubeginn unter die Arme zu greifen.
Anfang Januar hatten sich schon kurz nach dem Feuer die Indizien so verdichtet, dass es auf eine Brandstiftung hinauslief. Unter anderem gab es Videomaterial von der Tatnacht. An die 55-Jährige dachte Blum aber nicht, eher an einen Jugendstreich von Halbstarken. Er wundert sich darüber, dass das Feuer solche Ausmaße annahm. „Es war eigentlich nichts Brennbares im Schuppen – kein Benzin, kein Kanister.“ Trotzdem ging alles in Flammen auf: Golfwagen, Ballsammel-Maschinen, Aufsitzmäher, Traktor. Vielleicht habe die mutmaßliche Brandstifterin ein Feuer dieser Dimension gar nicht legen wollen, so Blum.
Eine Antwort auf diese Frage wird es wohl erst im Strafprozess geben. Die Polizei hat ihre Arbeit erledigt und will sich zu dem Verfahren nicht mehr äußern. Die 55-Jährige aus dem Landkreis Rosenheim wird nach dem „Aussetzer“ in einer psychiatrischen Klinik betreut. Sonst säße sie möglicherweise in Untersuchungshaft.
Bleibt City-Golf auf dem 200000-Euro-Schaden sitzen? Von einer Versicherung ist nichts zu holen. Sollte die Frau verurteilt werden, müsste sie für den Schaden selber gerade stehen – falls die 55-Jährige das Geld hat. So oder so: Mit dem rasanten Neustart ist Blum ein Hole-in-one gelungen.