Polizei räumt Rumänen-Zeltlager

von Redaktion

Inntal-Bürger fühlen sich belästigt – Polizei verhängt Bußgelder

Brannenburg/Raubling/Bad Feilnbach – „Da wird die Gegend ausgekundschaftet“, „Es sind schon Diebstähle begangen worden“: Aufgeregte Leser aus den Inntalgemeinden haben sich jetzt bei den OVB Heimatzeitungen gemeldet. Auch in der Facebook-Gruppe „Bürgerforum Raubling“ sind entsprechende Beiträge gepostet worden.

Der Stein des Anstoßes: Seit gut 14 Tagen zieht eine Gruppe von Rumänen durch die Gemeinden Bad Feilnbach, Raubling, Flintsbach und Nußdorf. Das bestätigt die Polizeiinspektion Brannenburg. Die schwächt jedoch die Vorwürfe der Leser ab. „Es liegen keine Straftaten vor, weder Personen noch Fahrzeuge sind zur Fahndung ausgeschrieben“, sagt Josef Mühlbacher, Leiter der Polizeiinspektion Brannenburg. „Auch gibt es derzeit keine Einbrüche oder vermehrte Diebstähle in diesem Zusammenhang.“

Die Polizei habe vergangene Woche ein Zeltlager in einem Bad Feilnbacher Waldstück geräumt. Dort hielten sich gut 20 Rumänen auf. Jetzt lebt die Gruppe laut Mühlbacher in Fahrzeugen. Die Polizei habe sie weiterhin im Blick.

„Wir haben sie in den vergangenen zwei Wochen rund 25-mal kontrolliert“, sagt Mühlbacher. Ordnungswidrigkeiten wie Verstöße gegen verkehrs- und abfallrechtliche Vorschriften habe man ihnen zur Last legen können. Teils habe man ein Platzverbot erteilt. Auch Bußgelder seien schon kassiert worden – mehr könne man im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten, welche die Polizei voll ausschöpfe, derzeit nicht tun.

In Grüppchen oder alleine seien die nachweislich aus Rumänen stammenden Erwachsenen unterwegs, klingeln an Haustüren oder sprechen Passanten an. Bitten in gebrochenem Deutsch um Geld. In ihrer Hand halten sie Schilder, auf denen „Hunger“ stehe. Nahrungsmittel aber wollen sie laut Aussagen von Lesern nicht annehmen. Einige Bürger berichten auch, sie hätten den Rumänen Essen geschenkt, welches sie anschließend weggeworfen am Straßenrand wiedergefunden hätten.

Olaf Kalsperger, Bürgermeister von Raubling, vermutet, dass hinter der Gruppe eine kriminelle Organisation im Heimatland steckt. Diesen Verdacht teilt Mühlbauer nicht. Die Rumänen seien mehrmals durchsucht worden, größere Geldbeträge, die auf eine Organisation im Hintergrund deuten würden, seien nicht gefunden worden. Deshalb gebe es keine Hinweise, dass hinter der Gruppe eine Art „Bettelmafia“ stecke.

Laut Kalsperger seien mehrere Raublinger Bürger in diesen Tagen von osteuropäischen Bettlern wegen Geld bedrängt worden: „Dafür habe ich kein Verständnis.“ Er rät den Bürgern dringend ab, den Bettlern die Haustüre zu öffnen.

Auch Martina Weingast, Inhaberin einer Bad Feilnbacher Metzgerei, fühlt sich von den Rumänen gestört. Kurz bevor Polizisten das Zeltlager im Wald geräumt hatten, sei die Gruppe noch regelmäßig in ihre Metzgerei gekommen. Laut Weingast seien die Rumänen sogar mehrmals täglich im Laden gewesen oder hätten vor der Tür Kunden angebettelt. „Sie haben jedes Mal einen Sauhaufen hinterlassen“, sagt Weingast.

Auch die Toilette, die Kunden der Metzgerei nutzen können, sei von der Gruppe alles andere als sauber hinterlassen worden. „Ich mag gar nicht beschreiben, wie es da ausgesehen hat.“ Deshalb habe sie das WC jetzt zugesperrt. Den Schlüssel bekommen Kunden nun nur noch auf Nachfrage.

Hausverbote missachtet

„Ich habe nichts dagegen, den Rumänen Kaffee zu verkaufen, aber sie sind zunehmend auffällig geworden, haben extrem unangenehm gerochen und sich insgesamt rücksichtslos verhalten. So schlimm, dass ich sie mehrfach rausgeschmissen habe.“ Am nächsten Tag seien die Menschen wieder da gewesen. Auch Bad Feilnbachs Zweiter Bürgermeister Josef Rauscher spricht von „unverschämtem Verhalten“. Erteilte Hausverbote hätten die Rumänen schon am nächsten Tag wieder missachtet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Gruppen aus Osteuropa in der Region auffällig werden. In den vergangenen Jahren waren besonders Bruckmühl (Höglinger Weiher), Bad Aibling sowie auch Bereiche am Chiemsee betroffen. Darunter waren laut Polizei auch Banden, die das erbettelte Geld an Organisationen in ihr Heimatland geschickt haben.

Stopp nur auf öffentlichen Plätzen

Betteln ist hierzulande nicht verboten. Solange keine Straftaten von Bettlern ausgingen, hat die Polizei keine Handhabe. Anders sieht es bei Nötigung oder massivem Bedrängen aus – in der Praxis hat es die Polizei oft nicht leicht, die betreffenden Personen dann rasch aufzugreifen. Erlässt eine Kommune eine Bettelverbotssatzung mit Bußgeldkatalog, hätte die Polizei bessere Zugriffsmöglichkeiten. Allerdings kann so ein Verbot nur an öffentlichen Plätzen gelten, nicht im ganzen Gemeindegebiet, zu dem auch private Flächen gehören. Auf Privatgrund kann eine Kommune nur einschreiten, wenn Ordnung und Sicherheit massiv gefährdet sind, was ausführlich dokumentiert werden müsste.

Artikel 1 von 11