Haarscharf am Tod vorbei

von Redaktion

Mischlingshündin Cindy frisst Köder mit Rasierklinge und muss notoperiert werden

Rosenheim – In Rosenheim ist ein kleiner Hund in die Falle eines Tierhassers getappt. Nur weil das Tier später Stücke von Rasierklingen erbrach, konnte es gerettet werden.

Seit neun Jahren ist das Leben ohne Cindy für die vierköpfige Familie Reitberger aus Rosenheim unvorstellbar. Am Dienstag wäre das Leben des kleinen Mischlingshundes aber fast vorbei gewesen: Nur mit viel Glück überlebte Cindy die heimtückische Falle eines offensichtlichen Tierhassers.

Der oder die Unbekannte hatte am Parkhaus „In der Schmucken“ in Rosenheim einen mit zerstückelten Rasierklingen gespickten Köder ausgelegt, den Cindy gefressen hatte. Mit nur etwas weniger Glück, sagt der Schechener Tierarzt Peter Braun, wäre der Hund heute tot. Auf der Facebook-Seite seiner Praxis berichtete sein Team von der rettenden Notoperation, um andere Hundebesitzer zu warnen.

Jetzt, vier Tage später, macht sich Silvia Reitberger, die oft vom Parkhaus Richtung Innterrassen zum Gassi gehen aufbricht, ein wenig Vorwürfe. Zum einen dafür, dass sie nicht verhindern konnte, dass Cindy beim Parkhaus unter die Sträucher schlüpfte und den Köder fraß: „Ich hörte sie kauen, wollte sie noch zurückziehen. Aber da hatte sie schon alles geschluckt.“

Zum anderen, weil sie überhaupt nicht damit rechnete, dass der Hund nach dem Bissen so ernsthaft in Gefahr war. Zwar habe sich Cindy in den Stunden darauf zurückgezogen und sei auffallend ruhig geworden, später habe sie sich auch erbrochen. Danach ging es dem Hund aber besser.

Erst einen Tag später war klar, was Cindy wirklich geschluckt hatte: Da fand Silvia Reitberger im Erbrochenen des Hundes zwei kleine, scharfe Metallstücke. „Da habe ich sofort gehandelt und wir sind mit Cindy zum Tierarzt gefahren.“

In der Tierarztpraxis traf Braun sofort die Entscheidung, den Hund zu röntgen. Auf dem Röntgenbild zu erkennen: Ein weiteres Stück einer Rasierklinge im Magen von Cindy – doppelt so groß wie die, die sie hochwürgen konnte. In einer Notoperation öffnete der Arzt den Magen des Hundes, konnte die Rasierklinge schnell finden. Einen Zufall kann er ausschließen: „Das waren Stücke von Klingen, die mit einem Metallschneider ordentlich geviertelt wurden, damit ein Tier sie schluckt“, sagt Braun.

Wäre das Stück in den Darm gewandert – eine Frage von nur wenigen Stunden – dann wäre das Tier innerlich verblutet. „So ein Stück schneidet dann den ganzen Darm auf“, sagt Braun. „Ich stehe jetzt fast kurz vor der Rente, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Wer den Köder ausgelegt habe, sei „völlig verrückt“, „irgendein kranker Mensch“.

Anzeige gegen Unbekannt

Familie Reitberger hat wegen der Köder Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Gemeinsam mit den Polizisten besuchte Sylvia Reitberger den Fundort. Sie konnten jedoch nichts mehr finden. Cindy selbst sei auf dem Weg der Besserung, ihre Operationsnarbe heile gut.

Währenddessen hatte ein Foto, das die Arzthelferinnen der Tierarzt-Praxis in Schechen nach der Operation von Cindy auf Facebook veröffentlichten, weite Kreise gezogen. Auf Facebook wird das Foto nur auf Wunsch angezeigt. Zu sehen ist darauf die Naht am Bauch des Hundes direkt nach der Operation. Braun: „Es war uns wichtig, andere Hundehalter zu warnen“. Sie müssten einfach noch wachsamer sein.

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