Filmreife Verfolgung

von Redaktion

Polizei jagt flüchtenden Autofahrer auf der A8 bis nach Österreich

Grassau/Bergen – Filmreife Szenen haben sich in der Nacht zum gestrigen Mittwoch auf der A8 in Richtung Salzburg abgespielt: Ein bislang unbekannter Autofahrer hatte zahlreiche Polizeistreifen zu einer waghalsigen Verfolgungsjagd auf einer Strecke von rund 50 Kilometern über die A8 bis nach Österreich gezwungen. Auch polizeiliche Unterstützung aus dem Nachbarland konnte den Unbekannten nicht stoppen. Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, sprach gegenüber unserer Zeitung von einem „Vorgehen von hoher krimineller Energie“.

Gegen 0.20 Uhr fiel einer Streifenbesatzung in Bergen ein schwarzer, augenscheinlich hochmotorisierter schwarzer Audi mit österreichischem Kennzeichen und verdunkelten Scheiben auf. Das Fahrzeug war von Grass-au kommend auf die Kreisstraße TS6 eingebogen und Richtung Ortszentrum unterwegs. Nachdem die Polizisten dem Fahrer – aufgrund der verdunkelten Scheiben konnten die Beamten keine Personen im Innenraum erkennen – das Signal zum Stoppen gaben, hielt der Unbekannte zunächst an, gab dann aber laut Polizei plötzlich Gas.

Um eine Verfolgung durch die Streife zu verhindern, warf der Fahrer zudem sogenannte Krähenfüße aus dem Fahrzeug. Dabei handelt es sich um Metallelemente, die meist aus vier spitzen Stiften bestehen, die so zum Liegen kommen, dass immer eine der Spitzen senkrecht nach oben zeigt.

Der Audi-Fahrer fuhr anschließend an der Anschlussstelle Bergen auf die A8 in Richtung Salzburg und versuchte dort ebenfalls, mit Krähenfüßen die Polizei aufzuhalten. Mit Erfolg: Aufgrund beschädigter Reifen musste die Streife letztlich die Verfolgung abbrechen.

Mittlerweile hatten die Polizisten allerdings Verstärkung angefordert, so dass sich bereits wenige Minuten später zahlreiche Einsatzfahrzeuge – unter anderem Kollegen der Verkehrspolizei sowie der Grenzpolizei – an die Reifen des flüchtenden Fahrzeugs geheftet hatten. Bis über die Landesgrenze verfolgten die Beamten, mittlerweile auch unterstützt von österreichischen Kollegen, den Audi, verloren ihn aber aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h kurz hinter der Grenze bei Hallein aus den Augen. „Von der Motorisierung hätten wir ihn zwar einholen können“, sagte eine Polizeisprecherin der Inspektion Traunstein gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Höchste Priorität hatte aber natürlich, dass weder Beamte noch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.“

Dass sich der oder die Flüchtigen wohl nicht nur aus geringfügigen Gründen der Kontrolle entziehen wollten, darüber sind sich sowohl die Polizei Traunstein wie auch das Polizeipräsidium einig. „Was der Hintergrund für die Flucht war, ist natürlich reine Spekulation“, sagte die Traunsteiner Sprecherin, die sich aber nicht vorstellen kann, dass es sich nur um einen Fahrer handelt, der beispielsweise ein Feierabend Bier zu viel getrunken hat. Zwar habe sie selbst schon einige Verfolgungsfahrten erlebt. Der Einsatz von Krähenfüßen durch Flüchtende ist ihr „aber noch nie untergekommen“.

Neun Fahrzeuge beschädigt

Personen wurden nach Angaben der Polizei bei der Verfolgungsjagd nicht verletzt, durch die Krähenfüße wurden allerdings drei Streifenwagen sowie sechs Fahrzeuge anderer Verkehrsteilnehmer beschädigt. Das Einsammeln der Krähenfüße, für das die Autobahn zwischen Bergen und Bernhaupten zeitweilig gesperrt werden musste, übernahmen die Feuerwehren Vachendorf, Siegsdorf und Bergen gemeinsam mit der Autobahnmeisterei.

Mittlerweile hat das Kriminalkomissariat „Grenze“ in Bad Reichenhall die Ermittlungen übernommen. Zum weiteren Vorgehen wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen.

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