Rosenheim – Wie realistisch ist die Bedarfsanalyse zum Brenner-Nordzulauf von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer? Absolut unrealistisch, behauptet der Verein Brennerdialog Rosenheimer Land. Er fordert für die geplante zweigleisige Neubaustrecke im Inntal einen klaren Nachweis.
Zunahme des Güterverkehrs
Bei seinem Besuch in Rosenheim vor rund acht Wochen präsentierte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer aufgrund einer Studie mehrere Szenarien bei der Zunahme des Güterverkehrs, die bis ins Jahr 2050 reichen (wir berichteten). Der Verein Brennerdialog Rosenheimer Land bewertet dieses Vorgehen indes so: Der Minister habe die Szenarien kurzerhand wie Prognosen benutzt und damit den Bedarfsnachweis nur vorgetäuscht.
Die Bürgerinitiative Brennerdialog hatte sich jetzt die von Scheuer dargestellten Szenarien vorgeknöpft und der Verein „Rosenheimer Forum für Städtebau und Umweltfragen“ seinerseits die Minister-Darstellungen analysiert. Dr. Hermann Biehler (Rosenheimer Forum) verriet kürzlich auf einer Pressekonferenz des Brennerdialogs die Quint-essenz: „Bei genauerer Lektüre der Szenarien-Studie wird die Absicht erkennbar, einen möglichst hohen Bedarf darzustellen.“ Die Szenarien seien als Prognosen völlig ungeeignet, gleichwohl der Minister sie als solche benutze.
Der Redner belegte dies unter anderem so: Die Szenarien-Studie verwendet nicht die bis 2017 vorliegenden Ist-Zahlen, sondern die höheren Prognosezahlen 2010/2030. Und statt der Zahlen der Brenner-Strecke werden Zahlen für den gesamten potenziellen Einzugsbereich des Brenners genannt. Folge: Falsche Berechnungsbasis für das Verkehrsaufkommen am Brenner.
Thomas Riedrich, Vorsitzender des Brennerdialogs Rosenheimer Land, hält den Planungsstopp für unabdingbar, bis ein wissenschaftlich belastbarer und glaubwürdiger Bedarfsnachweis für den Güter- und Personenverkehr vorliegt.
Seine Forderungen gehen noch weiter: Sollte der Bedarfsnachweis für Neubaugleise nicht erbracht werden, müsse das Projekt Brenner-Nordzulauf aus dem Bundesverkehrswegeplan herausgenommen und mit den Planungen zur Verbesserung der Bestandsstrecke begonnen werden. Die Finanzmittel sollten dann dazu verwendet werden, um diese Strecke zu optimieren.
Verlagerung auf Alternativstrecken
Grundsätzlich, so die Haltung der Initiative, müsse die Verkehrspolitik darauf abzielen, den Umwege-Verkehr über den Brenner zu vermeiden und den innerösterreichischen Bahnverkehr aus dem Inntal auf eine Alternativstrecke zu verlagern. Elke Wrede-Knopp