Rosenheim – Ein herzliches Willkommen in „Leichter Sprache“ und eine Publikation mit dem Titel „Reisen für alle“: Die ersten Erfahrungen, die der CAT mit seinen neuen Druckwerken gemacht hat, sind nach Auskunft von Patrizia Scravaglieri von der Marketingabteilung durchaus positiv. Bei der kürzlich zu Ende gegangenen Freizeitmesse „Free“ in München fand die Broschüre über barrierefreie Ausflugsziele und Beherbergungsbetriebe in der Region große Beachtung. Die Sprachfibel wiederum, die vor allem für Menschen gedacht ist, die Einschränkungen beim Lesen und dem Textverständnis aufweisen, wird von den Tourist-Infos im Landkreis bereits rege nachgefragt und ausgelegt.
Fachbüro aus
Regensburg
Der CAT ist nach eigenen Angaben die erste bayerische Tourismusdestination, die besondere Attraktionen und Angebote der Urlaubsregion für Gäste mit Einschränkungen in einer besonders einfachen und verständlichen Sprache präsentiert. Die Idee zu diesem Heft wurde bei einem regelmäßigen Gedankenaustausch geboren, den der CAT zum Thema Inklusion mit Behindertenvertretern im Landkreis führt. „Es freut mich, dass aus unserer gemeinsamen Überlegung zu diesem Thema jetzt diese schöne Broschüre entstanden ist“, freute sich die Behindertenbeauftragte des Landkreises, Irene Oberst, als ihr kürzlich CAT-Geschäftsführerin Christina Pfaffinger und Projektleiterin Corinna Raab die ersten Exemplare überreichten. „Mit diesem neuen Ansatz setzen wir unser Engagement für einen barrierefreien Tourismus in Bayern fort und ergänzen Angebote, die wir digital auch vor Ort sicht- und buchbar machen“, erläutert Pfaffinger.
Bei beiden Broschüren hat der Tourismusverband großen Wert auf die Praxistauglichkeit gelegt. „Das gehört zu unserem Qualitätsanspruch“, sagt Raab. Um das Heft auch wirklich mit den leicht verständlichen Texten auf den Markt zu bringen, wurde vom CAT ein auf derlei Übersetzungen spezialisiertes Fachbüro in Regensburg zurate gezogen. Bevor der Inhalt freigegeben wurde, wurde es einer Prüfgruppe vorgelegt, die sich aus Menschen mit geistiger Behinderung zusammensetzte. Folge dieses Schritts waren noch Modifikationen an der ein oder anderen Stelle, erst dann ging es in Druck.
Wenn laut Patrizia Scravaglieri beide Broschüren auch „Nischenprodukte“ sind, will der CAT damit dennoch einen möglichst großen Kreis behinderter Mitmenschen ansprechen, die sich auf der Suche nach einem passenden Urlaubsziel befinden. Für die Produktion des Heftes „Urlaub für alle“ nahm der Verband die Dienste der Blogger Adina und Timo Hermann in Anspruch. Adina ist Rollstuhlfahrerin und bereist zusammen mit Ehemann Timo seit 2017 die Welt. Die beiden berichten unter www.mobilista.eu im Internet über ihre Erfahrungen. In der Broschüre des Tourismusverbandes erzählen sie unter anderem von ihrer Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Wendelstein, einer Schifffahrt auf dem Chiemsee oder einem Ausflug in die Sterntaler Filze in der Gemeinde Raubling.
Die Blogger werfen in ihren Erfahrungsberichten durchaus auch einen kritischen Blick auf Details. So loben sie beispielsweise zwar, dass eine mobile Rampe, die das Personal bringt, einen denkbar einfachen Aus- und Einstieg in die Waggons der Wendelsteinbahn ermöglicht. Dass die Rampe allerdings sehr steil ist, bemängeln sie dagegen. Grund: Eine Fahrt ohne Begleitperson scheint deshalb kaum möglich. Kennengelernt haben die CAT-Verantwortlichen die beiden Blogger im vergangenen Jahr bei der Internationalen Tourismus-Messe in Berlin (ITB).
„Barrierefreiheit wird für eine alternde Gesellschaft ein immer wichtigeres Reisemotiv, aber auch Familien und unsere gesamte Gesundheitsregion profitieren von barrierefreien Angeboten. Es ist für uns wichtig, dass wir mit allen Akteuren eng zusammenarbeiten. Nur so können wir gemeinsam die Bedürfnisse erkennen und handeln“, nennt die CAT-Geschäftsführerin den Hauptgrund, die Broschüre „Reisen für alle“ auf den Markt zu bringen. Die erste Auflage des 19-seitigen Druckwerks von 2000 Stück war übrigens im Nu vergriffen. Der CAT hat mittlerweile eine Nachbestellung in Auftrag gegeben.